Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Schreibfehler und andere Lässlichkeiten

ape. Harald Martenstein widmet seine dieswöchige Kolumne im Zeit-Magazin seltsamen Erfahrungen mit Verlagen bei der Herausgabe seiner 17 Bücher. Im für ihn typischen wunderbar ironisch-trockenen Ton erzählt er von 350 nicht korrigierten Schreibfehlern in einem Bändchen. Was ihn erstmals darauf gestoßen habe, dass viele Verlage heute gar keine Korrektorate mehr unterhalten. In einem anderen Buch fehlten 40 Seiten ganz; im nächsten waren zwar alle enthalten, ihre Reihenfolge aber wild verwirbelt…

Ähnliche Lieder kann man auch als freischaffender Autor für diverse Zeitungen/Magazine/Netzpublikationen singen. Im einen Fall muss die Redaktion – zwangsweiser Umstände halber – Text kürzen, seltener auch längen. Was gelegentlich zu Ergebnissen führt, die den Autor recht in Staunen versetzen. Im andern Fall etwa liest niemals jemand Korrektur. Und weil man sich selbst allemal der schlechteste Korrektor ist, bleibt der Leserschaft mancherlei Zumutung.

In einem weiteren Fall mögen insbesondere junge Korrektoren/innen und Redakteure/innen alte Wörter nicht. Von mir geliebte Schönheiten wie „hienieden“, „hinan“, „hintan“ oder „hinterdrein“ werden ersetzt durch „hier unten“, „hinauf“ oder „hinterher“. Was sprachatmosphärisch und teils inhaltlich indes etwas anderes ist. Und kommt der Korrektor aus dem deutschen Osten oder Norden, wird statt des ursprünglichen Wortes „Chaiselongue“ das schnöde „Sofa“ gedruckt oder statt des „Plumeau“ respektive „Plümo“ die banale „Bettdecke“. Mir unbegreifliche Begründung: „So spricht heute niemand mehr.“ Gegenrede meinerseits: Versteht du’s oder nicht?

Wäre da noch die Sache mit den Überschriften. Bei vielen Blättern betitelt aus produktionstechnischen oder blattmacherischen Gründen nicht der Autor seinen Text selbst, sondern die Redaktion. Was mir zupass kommt, denn ich habe fürs Schlagzeilenmachen kein sonderliches Talent. Meist funktioniert diese Arbeitsteilung auch prima. Bisweilen jedoch gerät den Überschriftenmachern bei ihrem ehrenwerten Bemühen um „knackige“ oder „knuffige“ Schlagzeilen sagen wir mal: ein Nebenaspekt zur Hauptsache.      Andreas Pecht

 

Andreas Pecht

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