7.6.2023
Irgendwo in den Netzwerken wird dieser Tage immer über das leidige Thema „Gendern“ heftigst gestritten. Ach, was ein müßiger Streit – über eine eigendynamische Sprachanpassung an die Realitäten des 21. Jahrhunderts, die unvermeidlich sowieso kommt. Und zwar ganz egal, ob die Damen und Herren des „Sprachschutzes“ oder jene der Sprachreform das wollen oder nicht. Denn was ist das, die (deutsche) Sprache? Ein lebendiges, seit Menschengedenken fortlaufend sich veränderndes Vermischungsmedium der Kommunikation. Und was ist im Deutschen nicht schon alles verquirlt: Keltisch, Griechisch, Latein, Jiddisch, Französisch, Englisch, Denglisch, Werblich, Mundartlich, Milieuartlich – je den historischen Verhältnissen und Strömungen folgend, wurden die Vermischungen sprachliche Gewohnheit.
So auch die seit einigen Jahrhunderten existierende Dominanz des Generischen Maskulinums: Sie ist ein Sprachgewohnheit gewordener Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse, herkommend aus Zeiten, da es einfach kaum oder keine Ärztinnen, Lehrerinnen, Akademikerinnen, Politikerinnen, Präsidentinnen, Feuerwehrfrauen, Schreinerinnen …. gab. Insofern diese Zeiten ein für allemal vorbei sind, sucht sich die Sprache/Sprachpraxis – wie sie es immer tat – neue Ausdrucksformen für die veränderten Verhältnisse.
Welche Formen sich schließlich durchsetzen/etablieren werden, ist noch recht ungewiss, da befindet sich die Gesellschaft gerade im Experimentierstadium. Die alten jedenfalls werden es nicht bleiben, sagen nicht nur Studierende und Forschende, denn die alten gewohnten Sprachformen und die heutige Realwelt passen vielfach nicht mehr zueinander. Und einen solch widersprüchlichen Zustand hat Sprache noch nie lange ausgehalten.
4.6.2023
Das ist jetzt blöd: Seit gestern sind meine 6 Regentonnen leer. Aber im Selbstversorgungsgarten sind allerhand Saaten dieser Tage erst aufgegangen und stehen eine Menge Jungpflanzen. Beide sind noch nicht so weit, um sie aus der täglichen Bewässerungsumsorgung zu entlassen. Also muss nun, bis zum nächsten Regen, die Wasserleitung herhalten. Das passt mir zwar nicht, aber mein schlechtes Gewissen hält sich in Grenzen – angesichts des Betriebs an den Autowaschanlagen sowie all der Pools und Planschbecken, die ringsumher munter befüllt werden. Da nehm‘ ich mir ein paar Gießkannen zwecks Eigenproduktion biologischer Lebensmittel nicht gar zu übel.
31.05.2023
Hunderte tanzende Menschen bevölkern den Sonderausstellungs-Bereich im Koblenzer Mittelrhein Museums. Darunter in großer Zahl schöne Frauen – vielfach barbusig oder völlig nackt. Allerdings nicht in lebendiger Leibhaftigkeit, denn dazu wäre der Raum ohnehin zu klein und wohl auch nicht statthaft für sinnlich enthemmte Bacchanalien. Versammelt sind im historischen Teil der jetzt eröffneten Schau „Körper Tanz Bild“ in Form zahlreicher Grafiken und Kleinplastiken Vorstellungen, die das Bürgertum im 19. Jahrhundert und um die Wende zum 20. mit dem Begriff Tanz oft verband. „Gesitteter“ geht es in der zweiten Abteilung der Präsentation zu. Dominieren im mit Exponaten der Kölner Letter Stiftung bestückten geschichtlichen Teil zeichnerische und bildhauerische Werke, so sind es hier Fotografien – mal künstlerisch ambitioniert, mal alltagsdokumentarisch das jüngste Arbeiten der Ballettcompagnie am Theater Koblenz aufgreifend. …
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30.05.2023
Die heute erschienene Folge 215 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ beginnt mit folgender Beobachtung: Was ist die häufigste Todesursache? Ginge man nach der Krimi-Überflut, wäre es: Mord. In der realen Sterbestatistik taucht diese Todesart allerdings erst ganz weit hinter einer langen Liste von Krankheiten auf. Erstaunlicherweise fehlt da fast immer die hundsgewöhnlichste aller Todesursachen: das Alter. Offenbar wird Altsein heute vornehmlich als Summe von Krankheiten betrachtet, die schließlich zum Ableben führen. So werden denn Altern und Alter vielfach quasi als Krankheit verstanden – die es mit tausenderlei Methoden und Mitteln zu heilen gilt. > Querdanken 215 „Es gibt keinen Zaubertrank gegen das Altern“ ganz lesen