Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im Juli 2023

30.7.2023

Nachtgedanken. Es geht auf Vollmond. Da schrumpft mein Nachtschlafpensum traditionell etwas. Und das Hirn geht nächtens ungelenkt auf Wanderschaft. Diesmal hin zur Abteilung „Was ich ums Verrecken an Menschen nicht verstehe, eigentlich seit recht frühen Jugendtagen nie verstanden habe“: Männerherrschaft, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Nationalismus, Religionszentrismus. (….) > Ganzen Text „Was ich an Menschen nicht verstehe“ lesen


28.7.2023

Im Alter von 96 Jahren ist Martin Walser gestorben. Er hinterlässt ein Gesamtwerk von hohen Graden, das mich oft faszinierte, mit dem ich aber auch immer wieder mal haderte. Gleichwohl hat mich seine Literatur von Jugendjahren an das ganze bsiherige Leben hindurch begleitet und auf unterschiedliche Weise zu dessen Bereicherung beigetragen. RiP


Für Walter ist Genügsamkeit ein negativer Begriff: „Von den Reichen seit jeher den Armen als gottgefällige Tugend gepredigt, auf dass sie ihr Los erdulden und Wasser trinken, damit Fürsten und Pfeffersäcke Wein saufen können.“ Diesem Befund mag ich nicht widersprechen. Denn so war das, und so ist es noch immer, wenn es etwa um Löhne oder Renten geht. Es dauert, Walter plausibel zu machen, dass diese Art, das Wort Genügsamkeit zu gebrauchen, ein Missbrauch ist. 

So beginnt der zweite Absatz meiner Monatskolumne „Quergedanken“ Nr. 217 für den August 2023. Sie steht unter der Überschrift > „Genügsamkeit – eine unterschätzte Tugend“ (ganzer Text hier). 


25.7.2023

Freude am Morgen! Seit gut eineinhalb Stunden geht hierorts ein sanfter, aber recht ergiebiger Landregen nieder. Man kann förmlich „sehen/hören“ wie die dürstende Natur säuft und durchatmet. Drei meiner sechs Regenfäser sind schon fast wieder voll. Von mir aus könnte das noch Stunden so weitergehen. Und ja, die Freude ist nicht ganz uneigennützig, hilft das himmlische Nass doch auch den Erträgen im Selbstversorgungsgarten auf die Sprünge. Obendrein erhöht es die Chance, demnächst draußen am/im Wald passable Mengen halbwegs saftiger Holunder- und Brombeeren einsammeln sowie das eine oder andere Körbchen Esspilz zusammensuchen zu können.


23.7.2023

Anmerkung nach dem ZDF-Sommerinterview mit Friedrich Merz:

Es wird leider allzu oft und jetzt wieder leichtfertig vergessen: Kommunen sind das Fundament des Staates und Gemeinderäte die Basis des demokratischen Gemeinwesens.


22.7.2023

Nachtgedanken – über Löwe vs. Wildschwein.

Klaro, dass ist eine dolle Geschichte da in Berlin und jede Kalauerei wert. Keine Einwände meinerseits, Spaß muss sein. Wer den Schaden hat, leidet an Spott keinen Mangel. War immer so, ist das Wesen der Witzelei: Einer muss der Depp sein. Ein bisschen ungerecht kann einem die humorige Häme in diesem Fall aber doch vorkommen. Man stelle sich vor, der Löwe resp. die Löwin wäre tatsächlich los und die Verantwortlichen hätten nicht gleich beim ersten Anfangsverdacht das große Alarm-, Vorsichts-, Polizei- und Jagdbesteck ausgepackt. Man stelle sich vor, es hätte einen Zwischenfall mit erschreckten, gar verletzten Menschen gegeben. Das empörte Geschrei wider „unfähige, unverantwortliche Verantwortliche“ wäre noch lauter gewesen als die republikweite Spöttelei jetzt. Nur mal so, ganz am Rande der Sommerlochbohrerei.


21.7.2023

Es sei allseits zum Wochenende gewünscht: diesen ein betuliches, gemächliches, faules; mag sein inhäusig, wegen eventuell regnerischen Wetters. Jenen – Sonnenanbetern, Open-air-Kulturis und/oder -Feiernden sei das jeweils Ihre gegönnt; doch muss ich um Vergebung bitten: Der Gartenmensch und Waldschrat wünscht sich für den Augenblick halt nichts mehr als einige Tage mit ergiebigem Regen. Müssen ja nicht gleich wieder solche Krawallsturzfluten wie soeben an der Adriaküste sein, von denen niemand was hat außer bloß Unglück und Schaden.

„Keilformation mit Masken“. 60×50 cm; Acryl, Gouache, Kreide auf Leinwand. 21.7.2023 ©Andreas Pecht

Diesen Freitag endlich fertig geworden: Mein jüngster Gruß aus dem Sommeratelier. War ein intensives, über zehn Tage verteiltes Stück Arbeit, zugleich eine (Licht-)Herausforderung, die mir viel Freude machte. Ich hab’s vorerst beim Arbeitstitel belassen „Keilformation mit Masken“. Angeregt durch Theatererinnerungen und mehrere Szenenfotos war meine (grobe) Vorstellung von der Beleuchtungssituation: Weißlicht von oben, dazu von beiden Seiten leicht rot-orange gefärbtes Licht.


20.7.2023

Vergangene Nacht so gegen 3 Uhr plötzlich aufgewacht. Ursache: Regengeräusche auf dem Dachflächenfenster überm Bett. Geschwind raus aus den Federn, im Nachtgewand (also ohne) bei Stockfinsternis aus dem Haus und zu dessen Ecken gehüppt – um die Deckel von den seit fünf Tagen wieder leeren Regenfässern zu reißen und Abzweigklappen zu öffenen. Dies getan und den Leib ordentlich benässt, schloss der Himmel umstandslos sofort wieder seine Schleusen.

Diese Nachtopreration hat drei Gießkannen Brühe erbracht. Da kann ich nun losen, welche Ecke des bis auf doppelte Spatentiefe inszwischen knochentrockenen Gartens davon was abkriegt. Auch bei den Hochbeeten, wo ich regelmäßig einige Pflanzen (sparsam) wässere, musste ich heute feststellen: Meine Gießerei hat immer nur die oberen 3 bis 5 Zentimeter angefeuchtet, darunter liegen jetzt bis auf Grund 80 cm Wüste. Kein Wunder, denn genau besehen endete hierorts die letzte richtige Regenphase am 15. Mai. Danach gab’s nur zwei stundenweis kurze Regenepisoden, die für die Natur nichts brachten, von denen aber eine mir wenigstens mal die Fässer gefüllt hatte. Ist aber auch schon Weile her.


15.7.2023

Samstag, 15.7., 20 Uhr. Also, irgendwie lief ich heute – und laufe noch – neben der Spur. Auf einen Hitzetag war ich eingestellt. So mit alle Viere von sich strecken und halbohnmächtig Stunden verdösen, unterm Haselgebüsch vor Sonnenglut geschützt – bis am späten Nachmittag Dunnergewitters aufziehen. So hatte ich die Wettervorhersage verstanden. Stattdessen hierorts: Das Schattenthermometer kroch bis Mittag gerademal an die 20-Grad-Marke ran und später auch nicht über 23; von Sonne kaum ein Strählchen, dafür Grauwolkenverhängung bis 19 Uhr. Jetzt plötzlich scheint’s von blauem Himmel abendlich. Zwischendurch fielen alle halbe Stunde zwei Dutzend Tröpfchen vom Himmel, die auf Erden so gar keine Spur hinterlassen haben.

Kein Wunder, das ich gleich dreimal zum Einkaufen fahren musste. Zwar hatte ich jedesmal das Richtige beschafft, doch Wichtiges vergessen. Dann die Kernfrage von früh bis spat: Was fange ich an mit diesem ganz und gar aus der erwarteten Art geschlagenen Tag? Freiluftstaffelei aufbauen geht nicht wegen Gedröpsel; man weiß ja im betreffenden Moment nie, was daraus wird. All den derzeit in der Gartenhütte deponierten Malkrempel noch oben in die Malstube unterm Dach schaffen? Womöglich kommt dann die Hitze doch noch und du musst die Mühsal wieder rückwärts abwickeln, weil die Kammer im Handumdrehen zum Backofen mutiert. Dilemmata in einem fort, heut‘ an diesem Ort.

Was also habe ich gemachet, getutet, gewerkelet? Nix – alles. Dies, das, jenes; ich weiß nicht mehr, was, irgendwas halt. Morgen schau ich, was es gewesen ist und ob es was gebracht hat, oder halt eher nicht.


14.7.2023

Angenehmes Wochenende allerseits. Ich hoffe auf gemäßigte Hitze und nur maßvolles Krawallwetter hinterdrein.
Ein Gruß aus dem Sommeratelier war vorgesehen, ist auch schon seit drei Tagen in Arbeit. Allerdings habe ich mir ein so komplexes Motiv aufgehalst, dass es bis zur Fertigstellung wohl nochmal drei Tage dauert. Dunnerlüttich.


13.7.2023

Gartenrundgang in der Früh, kleine Zwischenbilanz der Saison: Haupternte von Erbsen, Zwiebeln, Rote Bete, Buschbohnen läuft; Erträge passabel. Spinat mager, weil direkt in die Blüte geschossen. Kartoffellage: Käfer im Griff, Wühlmäuse nicht. Kopfsalat steht prima, täglich Nachschub. Salatgurken-Flut, 2 Pflanzen nur, doch die liefern überreichlich. Erste Paprika erntereif. Bis zu den ersten Tomaten braucht’s noch ein paar Tage. Möhren stehen ordentlich, sind aber wg Trockenheit noch recht klein und ein bisschen hart (gehen aber noch). Kohlpflanzen sehen ganz gut aus, aber ohne wässern geht es nicht. Beerenernte insgesamt bislang dürftig. …

Drei Sorgefaktoren: 1. Überall, wo ich nicht regelmäßig wässere, ist der Garten knochentrocken, selbst unter Mulchschichten keine Feuchtigkeit mehr. 2. Die Populationen an bestäubenden Insekten sind hierorts, trotz allerhand belassenen plus ausgesäten Blühkrauts auf dem Grundstück, signifikant noch dünner als in den Vorjahren. Kaum Bienen, nur wenige Hummeln, fast keine Wespen. Große Sorge. 3. Die Wühlmäuse wüten unaufhaltsam durch die Kartoffeln; Mausfallen ignorieren sie und gelegentliche Jagdverluste durch Nachbarschafts-Katzen gleichen sie offenbar mittels Geburtenstärke mühelos aus.


11.7.2023

Ginge es nach mir, wäre derzeit von spätestens 11 Uhr bis frühestens 19 Uhr Siesta angezeigt. Nach dem Frühstück um 6.30 Uhr eineinhalb Stunden leichte Gartenarbeit oder ein kleiner Waldspaziergang, das geht gerade noch. Hernach ein bescheidenes Vesper, auch das. Ab da indes werde ich – selbst im Schatten unterm Haselbusch – dumpfig, dösig, schläfrig. Woran sich bis in den Abend hinein partout nichts mehr ändern will. So kommen mir denn die Ratschläge von Wetterfröschen, Hitzebeauftragten und Medizinern sehr zupass: Ältere Menschen sollen bei dieser Witterung Anstrengung vermeiden und viel trinken. Und bin ich ein älterer Mensch? Yes – jedenfalls dieser Tage.


9.7.2023

Dann doch noch ein kleiner Malgruß, quasi zum Abschluss des Wochenendes. Entstanden (frei nach einem Selfie von 2019) gestern und heute während der Tage Hitze, freilich im Schatten unterm Haselstrauch. „Beim Heuen – Pause“ ist eben fertig geworden, just da sich dunkles Gewölk am Horizont zusammenbraut. Kommt gut aus dem Wochenende heraus und die nächste Woche hindurch.

Titel „Beim Heuen – Pause“, Selbstporträt Nr. 3. Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm. 9.7.2023 (c)Andreas Pecht

7.7.2023

Heute mal nix als: Ein angenehmes Wochenende sei allseits gewünscht.


5.7.2023

Nachtgedanken.

„Statt wesentlich die Welt bewegt, hab ich wohl nur das Meer gepflügt.“

Dieser Titel des jüngsten Programms von Kabarettist Jochen Malmsheimer bringt auch trefflich das Gefühl zum Ausdruck, das mich selbst auf die alten Tage vermehrt durchdringt. Denn wenig bis nichts von dem, wofür ich mein Lebtag gestritten, geworben, worauf ich gehofft hatte, dass Menschen- und Menschheitsentwicklung sich dem zumindest schrittweise annähern, ist eingetreten. Nachdenklichkeit, Weltoffenheit, Friedfertigkeit, Humanität, Toleranz, allmähliches Verschwinden rassistischer und nationalistischer Stereotype und Triebkräfte, zumindest Zähmung des ökologischen und sozialen Raubbaukapitalismus …. Bestenfalls die Hälfte der Mitmenschen sind offen für diesen Weg, während die andere Hälfte immer strammer auf den alten Straßen der Dumpfheit marschiert.

Es wird schwer werden, in der späten Lebensphase nicht vollends den Lockungen der inneren Emigration nachzugeben. Das Bedürfnis wächst rasch, sich vom globalen Gang der Dinge abzuwenden und die letzten Jahre in genügsamer Zurückgezogenheit zu verbringen.


4.7.2023

Ein knapp tausendköpfiges Auditorium fand am Wochenende zum Jubiläumskonzert in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle zusammen. Es feierte gemeinsam mit der Rheinischen Philharmonie den 50. Jahrestag von deren Umwandlung aus einem selbstverwalteten Verein in ein Staatsorchester des Landes Rheinland-Pfalz. Ich habe in diesem Fall keine klassische Konzertkritik geschrieben, sondern einen – dezent launig angehauchten – Bericht über markante, auch außermusikalische Aspekte des Gesamtabends. > Festkonzert 50. Jahre Staatsorchester (freier Lesetext)


3.7.2023

Schockschwerenotkreutzdunnergewitter! Generalangriff auf meine sechs Kartoffelreihen im Garten: Von unten Wühlmäuse, von oben Kartoffelkäfer. Die eine Reihe Frühkartoffeln habe ich heute noch weitgehend unbeschadet eingefahren (ca 20 Kg), aber um die übrigen fürchte ich. So ein Fall ist mir in 40 Gartenjahren nicht untergekommen, weshalb ich der Sache auch etwas ratlos gegenüberstehe. Die Notbremse wäre, alle Kartoffeln jetzt schon ausmachen. Was allerdings hieße: Höchstens halbe Erntemenge und ab Ende Oktober bereits darben. Zuvor versuche ich es mit konventioneller Kartoffelverteidigung: Käfer absammeln und Pflanzen mit Gesteinsmehl pudern; Wühlmäuse in Fallen fangen und/oder den eben erhaltenen Tip ausprobieren, die unliebsamen Tierchen mit saurer Buttermilch in den Mauslöchern zu vertreiben (ich bin skeptisch).


2.7.2023

Es war an der Zeit, meine bislang in 2023 entstandenen Malarbeiten zu sichten, zu sortieren, zu beschriften, in meine Verzeichniskladde einzutragen und hier auch elektronisch zu bündeln – bevor sie irgendwo in den inzwischen recht beträchtlichen Stapeln meiner übrigen Bilder untergehen. Hier also die Sammlung > Malarbeiten aus dem I. und dem II. Quartal 2023

Titel: „Frühlingsopfer „.
40 x 50 cm, Acryl/Gouache auf Leinwand. 10.03.2023 (c) Andreas Pecht

1.7.2023

Am heutigen 1. Juli jährt sich die Verstaatlichung der in Koblenz ansässigen Rheinischen Philharmonie und ihre Umwandlung in ein Staatsorchester des Landes Rheinland-Pfalz zum 50. Mal. Aus diesem Anlass habe ich zwei im Herbst 2019 und im Frühjahr 2020 im Publikumsmagazin „con moto“ der Rheinischen Philharmonie erschienene Artikel von mir aus der Versenkung geholt und zu einem zweiteiligen Langtext zusammengepackt. Dieser gibt nachfolgend interessierten Leserinnen und Lesern in geraffter Form einen Überblick über > 365 Jahre Geschichte des Koblenzer Orchesters von 1654 bis 2019. (Freier Lesetext)

***

Nachtgedanken.
Der Umstand, dass ich kein Smartphone oder Tablet in Gebrauch habe, hat zwei – mir! – sehr angenehme Nebeneffekte: 1.) Ich muss mich, gerade im Sommer, nicht anstrengen, die mit den Lockungen des WWW verdiddelte Zeit zu begrenzen. Die Reduktion ergibt sich automatisch daraus, dass meine einzige Tür ins Netz aus dem PC in der Schreibstube besteht. Wenn man so liest und sieht, wieviel Zeit sehr viele Leute heute – zusätzlich zu ihrer schulischen oder beruflichen Arbeit im Netz – mit Surfen und Kommunkation verbringen, kann einem schwindeln. 2.) Auch telefonisch bin ich nicht ständig greifbar, denn sobald ich das Hausgebäude verlasse, erreicht selbst das Klingeln des Festnetzes mein Ohr nicht mehr. Wie gesagt. Mir sehr angenehm, beides. Und: Alles wirklich Wichtige kommt trotzdem in vertretbarem Zeitrahmen bei mir an.



30.6.2023

Freitag ist’s und zugleich Monatwechsel. Da bietet es sich an, meinen Grußwunsch für ein angenehmes Wochenende und die heute erschienene Folge 216 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ zusammenzupacken. Der Gruß kommt also diesmal wieder aus der Schreibstube und nicht aus dem Freiluftatelier unterm Haselbusch. Ich wünsche Freude fürs Wochenende und angenehme/anregende Lektüre des folgenden Textes, der Mitte Juni entstanden ist (3400 Anschläge, freier Lesetext) > Lust und Leid der Hochsommerzeit



>> „Guten Tag allerseits“ in den Vormonaten

Andreas Pecht

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