30.3.2025
Aus der Türkei erreichen uns dieser Tage Bilder, wie wir sie uns seit Wochen auch für die USA gewünscht hätten: Hunderttausende Bürger aus allen gesellschaftlichen Bereichen – an diesem Wochenende in Istanbul wohl bis zu zwei Millionen – gehen auf die Straße. „Für eine demokratische Türkei“, „Gegen den Diktator Erdogan“. Und das trotz Versammlungsverbot; trotz staatlicher Beschränkung der Social.Media-Kanäle; trotz Nachrichtensperre in den Staatsmedien; trotz massiver Verhaftungswellen, die selbst vor Journalisten und Auslandskorrespondenten nicht halt machen. Mit der willkürlichen Inhaftierung seines einflussreichsten Kontrahenten Imamoglu im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen hat Erdogan zu erkennen gegeben, dass er gewillt ist, die Türkei vollends in eine Diktatur unter seiner lebenslangen Herrschaft zu verwandeln. Die Massendemonstrationen gegen dieses Vorhaben sind in unseren gegenwärtig düsteren Zeiten ein bedeutender Hoffnungsschimmer weit über die Türkei hinaus.
30.3.2025
Am Wochenende unternahm der Ruheständler mal wieder einen Ausflug in den alten Beruf: Kritikerdienst für die Rhein-Zeitung beim 8. Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz. Es war ein schönes Konzert, auch ein sehr gutes. Ich musste nicht kritteln oder diplomatisch durch die Blume sprechen, sondern konnte offen heraus loben, was ich immer schon gerne tat. Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie spielte unter seinem Noch-Chefdirigenten Benjamin Shwartz Smetanas „Moldau“, das Cello-Konzert h-Moll op. 104 von Dvorak (Solist Julian Steckel) und Béla Bartóks Konzert für Orchester Sz 116. Also zweimal tschechische Hochromantik; plus einmal klassische Moderne aus der Feder eines Ungarn im amerikanischen Exil, damals 1940, als die USA noch das Land der Freiheit waren. > Hier meine Konzertbesprechung (4400 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text)
28.3.2025
Zum Monatswechsel wie gewohnt meine Kolumne „Quergedanken“. Die heute im mittelrheinischen Monatsmagazin „Kulturinfo“ erschienene Folge 237 steht unter der Überschrift „Gegen das Getrumpel: Vivat free Europe!“ und beginnt so: „Kreuzdonnergewitter, jetzt muss ich schon wieder politisieren, obwohl mir das zum Halse heraushängt. Aber es nicht zu tun, käme völliger Ignoranz gleich in diesen Tagen, da die Weltordnung von Grund auf umgekrempelt wird wie seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. (…)“ > Ganzen Text lesen hier
23.3.2025
Nachtgedanken.
Man stelle sich für einen Moment vor, eine größere Anzahl entwickelter Industrieländer würde von rechtsradikalen Populisten und Neufaschisten regiert konsequent nach den Trump-Doktrin: „Unser Land zuerst“ und „Lasst uns unser Land wieder groß machen“. Was wäre das Resultat? Gemäß den Gesetzen der Logik und nach allen Erfahrungen aus der Geschichte dies: Ein Hauen und Stechen der Nationen gegeneinander um Märkte, Ressourcen, Einflusssphären – teils in wechselnden Bündnissen, teils jeder gegen jeden, und schließlich unvermeidbar in Form von Kriegen.
21.3.2025
Freitag ist’s. Jetzt um die Mittagszeit draußen noch strahlender Sonnenschein und etwa 18 Grad warm. Die Luft etwas trübe. Könnte vom angekündigten Eintrag einer Ladung Sahara-Staub rühren. Genießt die Zeit bis im Laufe des heutigen oder morgigen Tages das Wetter auf nass und kühler umschaltet, das Frühlings- zum Sofawochenende mutiert.
Als Wochenend-Dreingabe mal wieder eine kleine Arbeit aus meiner Malstube, Neuzugang zur Reihe mit Frauengesichtern: „Unbekannte I“ (Acryl auf Leinwand, 50 x 50 cm). Und wie der Titel sagt, kenne ich die Frau nicht, weiß nicht wer sie ist, habe nur irgendwo irgendwann ein ihr ähnelndes Foto gesehen.
18.3.2025
Das war’s dann wohl mit dem Winter 2024/25. Selbst wenn noch ein kleiner Nachschlag denkbar ist, bleibt also die Frage: Winter – war da was? Ein paar Frosttage, einige Frostnächte, demzufolge hatten wir bisweilen mit etwas überfrierender Nässe, vereinzelt mit Blitzeis zu kämpfen. Schnee gab’s hier am Mittelrhein in den Tälern und auf den Halbhöhen zwei- oder dreimal jeweils für ein paar Stunden. Die heutigen Kinder sagen: „Ganz normal halt“ – denn sie haben es hierum anders nie kennengelernt. Wir Älteren indes wissen, auch ganz unabhängig von den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zum Klimawandel: Mit normalem Winter, wie er sich in unseren Breiten eigentlich gehört, hat das wenig bis gar nichts mehr zu tun, was wir in den zurückliegenden Jahren erlebt haben.
17.3.2025
Die traurigen Nachrichten überschlagen sich. Erst starb die russische Komponistin Sofia Gubaidulina. Heute nun wird der unerwartete Tod der Rosenstolz-Sängerin AnNa R. im Alter von nur 55 Jahren vermeldet und ebenso das Ableben des wunderbaren Schrifstellers Peter Bichsel wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag. RiP
17.3.2025
Sapperlottement! Ich bin zwar nicht das sprichwörtliche blinde Huhn, sondern der Hahn dazu, sehe für ein Weilchen aber ebenso wenig. Augenärztliche Vorsorgeuntersuchung am Vormittag, der Frage nachgehend: Schreit es in den Pupillen „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“. Oder ruht der Graue noch und wartet auf seine große Expansionsepoche irgendwann. Man lässt dich sinnlose Buchstaben an der Wand ablesen, von Riesenlettern bis zu Mikrovogelschiss, den du nur noch erraten kannst. Man träufelt dir ein Zeugs in die Augen, das nach 20 Minuten die ganze Welt hinter einer Milchglasscheibe versteckt und dir zwei derart riesige schwarze Löcher in die Iris haut, als hättest du sämtliche Haschisch-Vorräte im Umkreis von 100 Kilometern alleine zum Frühstück geraucht.
Derart zugerichtet starrst du in eine Maschine, die mit diversen Lichtern zurückstarrt. Nach drei Minuten befindet der Dottore: „Er ist da, der graue Star. Recht kräftig sogar, aber noch nicht behandlungsbedürftig. Kommen Sie in einem Jahr wieder. Und: Vermeiden Sie längeres Autofahren in der Dunkelheit.“ Betreten hattest du die Augenarztpraxis als Sehender, raus kommst du als Blinder. Fürs Nachhausekommen bist du angewiesen auf die vorsorglich einbestellte Fahrerin. Und hier hocke ich nun, schlage die Stunden tot bis zum ärztlich versprochenen Wiedereintritt des Durchblicks – die Nase am PC-Bildschirm plattdrückend, um wenigstens zu erahnen, was ich da schreibe. 😎😎😎
14.3.2025
So. Freitag is. Da wünsche ich allseits ein angenehmes, behagliches bis lustvolles Wochenende – trotz Vollmondes oder gerade deswegen. Denn: Den einen raubt Frau Luna in ihrer prächtig entfaltenen Fülle den Schlaf, den anderen schenkt sie Stunden nächtlichen Wohlseins. Manche Hexe schwingt sich in solcher Nacht begierig aufs Reitgefährt, und manch eine/r lässt sich dann gerne niederreiten. Ob tatsächlich oder nur im Traume sei dahingestellt, ist auch egal – sind doch Träume bisweilen die schönsten Lebensmomente. Und ohne sie fänden wir ja nichtmal für eine kurzes Verschnaufen hinaus aus dem derzeitgen Irrenhaus der Realität.
12.3.2025
Leseempfehlung!! Zwei heute erschienene Kommentare des Kollegen Christian Nürnberger zur Causa Merz/Söder/Grüne/Sondervermögen, die ich in wesentlichen Punkten teile. Eine der Kernaussagen wird viele Leute irritieren, trifft aber vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage ins Schwarze: „(…)Darum müssen Merz-Gegner und Merz-Hasser sich jetzt überwinden, über sich selbst hinauswachsen und Merz Erfolge gönnen, ja mehr noch, ihm den größtmöglichen politischen Erfolg wünschen. Der bestünde darin, den Triumph von Putin, Trump und Weidel zu verhindern. Alles andere ist im Vergleich dazu politisches klein-klein.“ > Beide Kommentare im Wortlaut hier: „Warum auch Gegner von Merz ihm Erfolg wünschen sollten“ (freier Lesetext)
11.3.2025
Manchmal weiß man nicht: Betreiben Trump und seine MAGA-„Elite“ systematischen Chaotismus, um die ganze Welt schwindelig zu machen, oder ist die Bagage einfach strunzdumm. Die jüngsten ökonomischen Ankündigungen Trumps wirken denn doch eher trampeltierig – Elefant im Porzellanladen auch und gerade us-amerikanischer Wirtschaftsinteressen: 1. (übrigens wie abgeschrieben aus dem AfD-Programm) Streichung aller Subventionen für US-Farmer. 2. Sämtliche Ozeanfrachter, die in chinesischen Werften gebaut wurden, sollen künftig beim Anlaufen von US-Häfen jedesmal eine Sondergebühr von 1 bis 2 Millionen Dollar zahlen. Egal ob zum Löschen von Import- oder Laden von Exportgütern. Vielleicht sollte dem Dollkopp mal jemand stecken, dass das fast ein Drittel der weltweiten Hochseeflotte betrifft.
Die Sache hat allerdings eine gefährliche Kehrseite: Offenbar läuft fast nichts so wie Trump und Co. es sich vorgestellt haben. Statt seinem Selbstbild entsprechend als Superman und GröPaZ (größer Präsident aller Zeiten) bewundert und gefeiert zu werden, wird er allüberall außerhalb seiner Entourage angefeindet, erntet Widerspruch, Kopfschütteln oder wird gar ausgelacht. Was wird der Typ erst anrichten, wenn sein narzisstischer Größenwahn an der Realität scheitert und in Frustration umschlägt?
10.3.2025
Fassungslos schaut man in die deutsche Politlanschaft, ins große Parteiengetriebe wie in die Kommentarspalten der Netzwerke, und muss zu dem Schluss kommen: Da laufen jede Menge Leute rum, die ganz offensichtlich nicht begreifen (wollen), was die Weltuhr geschlagen hat. Die großen und kleinen Faschisten sind angetreten, die bestehende Weltordnung zu zertrümmern, Demokratie und Freiheit abzuschaffen. Und was geschieht hier? Die Arroganz der parteilichen Kleingeistigkeit feiert fröhliche Urstände, so als gelte, was gestern galt, heute noch und morgen immerfort.
9.3.2025
So, und jetzt mal Bestgrüße an alle, die inmitten des großen Weltelends auch noch von einem ganz persönlichen Kleinelend gezwackt werden. Meines heißt derzeit „Grippe„. Nein, falsch: Es heißt „grippaler Infekt“. Wir haben’s getestet, wollten wissen, was für ein Kram das ist, der jetzt schon seit fünf Tagen den ganzen Hausstand in ein schniefendes, blubberndes, hustendes, krächzendes, dauermüdes und zu nix zu gebrauchendes Krankenlager verwandelt. Die Kombitests sagen: Kein Corona, kein Influenza A oder B, kein RSV. Na prima – also „nur“ ein hundsgewöhnlicher grippaler Infekt. Hach, was klingt das nett und klein und harmlos. Mir aber brummt der Schädel, tuen Hals und Ohren weh; die Bronchien randalieren, als hätte ich wie dunnemals in besten Jugendjahren drei Schachteln Gitanes papier mais am Stück geraucht. Madame hustet sich die Seele aus dem Leib, sonst allerdings ist fast nichts mehr von ihr zu hören – sie bringt nur noch Flüstertöne raus (kann mir also keine Flötentöne mehr beibringen). Was also tun? Nix. Ruhe geben und geduldig warten bis es rum ist. In diesem Sinne: Angenehmen Wochenstart.
8.3.2025
Womens lib – gestern, heute, morgen!
7.3.2025
Es sei allseits und trotz aller Sorgen um die aus den Fugen geratene Welt ein angenehmes Wochenende gewünscht. Sauft den Frühling in vollen Zügen!
6.3.2025
Was ist das Schlimmste und auch das Gefährlichste am Reden der Rechtsradikalen und neuen Faschisten? Ihr permanentes Lügen. Frei Erfundenes verbreiten, Tatsachen bis zur Unkenntlichkeit verdrehen oder vollends auf den Kopf stellen, alte Begriffe mit neuen Inhalten füllen, Realität(en) leugnen, Zahlen und Fakten fälschen, wissenschaftliche Forschung verhöhnen, Opfer-Täter-Umkehr… Dies und mehr kommt aus ihren Mündern, sobald sie sie aufmachen. Im Kleinen hierzulande bei Weidel und Co., im Großen bei Trump und Co. Treffend beschrieben hat Bernie Sanders das jetzt mit dem Satz: „Trump baut ein Paralleluniversum auf“ – also eine Lügenwelt jenseits der Wirklichkeit. Wozu? Um in der Wirklichkeit uneingeschränkt zu herrschen. Die Rechtsradikalen und neuen Faschisten wollen das Zeitalter der Aufklärung aus der Menschheitsgeschichte tilgen, wollen das stete Bemühen um Wahrheit und sachliche Erkenntnis ersetzen durch die Diktatur ihres subjektiven Glaubens und Meinens. Das ist, um es noch einmal zu sagen, der geistesgeschichtliche Rückfall ins Mittelalter.
5.3.2025
„Wenn Krieg das ist, was die USA wollen – sei es ein Zollkrieg, ein Handelskrieg oder eine andere Art von Krieg – wir sind bereit, bis zum Ende zu kämpfen.“
Scharfe Reaktion des chinesischen Außenministeriums auf Trumps jüngste Ausfälle gegen China und Verdoppelung der Zölle von 10 auf 20% für chinesische Warenexporte in die USA. Die Faschisten in White House ruinieren nicht nur das eigene Land, sie könnten die Welt in Brand setzen.
3.3.2025
Kick out the Trumps, brothers and sisters!
Frei nach dem Song „Kick out the jams…“ der US-Band MC5 von 1969
1.3.2025
In mir rumort ein großer Zorn auf das verlogene nichtsnutzige Lumpenpack in White House: diesen Gott spielenden irren Geldsack und seinen widerwärtig-bigotten Sittenwächter.
27.2.2025
Weil dieser Monat ja kürzer ist als die übrigen, habe ich auch die letzte Woche des Februar verkürzt und starte schon heute ins Wochenende. Nicht, um Fastnacht zu feiern. Das liegt mir nicht so, obgleich ich ganz gerne via TV mal in die eine oder andere Sitzung hineinschalte, um dem närrischen Volk aufs Maul zu schauen. Gefeiert wird trotzdem ein bisschen, denn die Geburtstage naher Verwandter knubbeln sich in den letzten Februartagen. So sei denn allseits entweder ein närrisch sinnliches oder ein ruhig besinnliches Vorfrühlingswochenende gewünscht.
Als Dreingabe etwas Lesestoff: die ebenfalls verfrüht erschienene Folge 236 meiner Monatskolumne „Quergedanken“. Ausdrücklich hingewiesen sei darauf, dass Redaktionsschluss für diesen Text VOR der Bundestagswahl war. Er steht unter der multithematischen Überschrift >“Helolaulaaf – Winter ade – Irrsinn tut weh“ (hier lesen, kostenfrei) und man ahnt, dass er nicht nur vergnüglich ausgefallen ist.