Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Keine Lust auf „Shopping-Glück“

ape. Doch ja, ich sehe mich gern als Albtraum der Werbefuzzis, Marketingstrategen, Besitzer/Anteilseigner von Produkt-, Handels- und Internetkonzernen. Leider teilen nicht allzu viele Zeitgenossen meine Vorliebe für und Freude an Nichtkauf, Shoppingglück-Verweigerung, Gebrauchsverlängerung, Schäppchenjagd-Abstinenz, Werbeunempfänglichkeit, Konsumreduktion aufs gute Einfache … (Manche können diese Freude auch gar nicht teilen, weil es ihnen schon am Notwendigsten mangelt). Ich damit kein Teil eines Millionenheeres, weshalb meine Freuden den Wachstumsrittern des Mainstreams auch keine allzu große Sorge bereiten dürfte. Gleichwohl bleibt mir der Spaß, deren Bemühungen durch „kleiner, weniger, besser“ zu konterkarieren – so an Freiheit und persönlicher Lebensqualität zu gewinnen.

Ich weiß, es wirkt wie aus der Zeit gefallen, aber außer DB-Fahrkarten kaufe ich nichts im Internet. Grundsätzlich nicht, gar nichts. Fehlt mir deshalb was? Nö. Im Gegenteil: Mir Schuhe, Klamotten und anderes Zeug zuschicken zu lassen, das ich nur von Fotos kenne, nie leibhaftig in Augenschein, in die Hand genommen oder anprobiert habe, käme mir unpraktisch bis seltsam vor. Geradezu absurd dann das Umtauschprocedere per postalischem Hin-und-Her-Geschicke.

Wenn etwas Neues gekauft werden muss, weil dringlich Ersatz geboten ist für etwas Aufgebrauchtes oder Ausgelutsches oder durch gezielten Verschleißbruch der Hersteller vorfristig Zerstörtes, dann, ja dann suche ich am liebsten Geschäfte auf, wo ich die Angestellten kenne und man mich kennt. Seit Jahrzehnten halte ich „meinem“ Metzger, Bäcker, Supermarkt, Bio-, Klamotten-, Tabakladen, Autohändler im Nachbarort, „meiner“ Apotheke, Tankstelle, Buchhandlung, Stammkneipe die Treue. Jedenfalls solange sie noch existieren und nötigenfalls auch mal Kritik von mir akzeptieren.

Ich bin gewiss kein reicher Mann, aber diesen „Luxus der Vertrautheit“ gönne ich mir – mag auch das eine oder andere Produkt mal ein paar Cent teurer sein als im Megaeinkaufszentrum anderwärts; mag auch die Produktauswahl ein klein wenig schmäler sein als im unendlichen Internet. 250 Sorten Shampoo oder Schokolade, 100 Waschmaschinentypen oder zehn Dutzend Arten Jeans braucht eh kein Mensch. Kurzum: Verglichen mit dem deutschen Durchschnittskonsum kaufe ich ziemlich wenig und mit großem Spaß immer weniger – das aber vollständig in heimischen Geschäften.

Andreas Pecht

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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