Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im Dezember 2023



29.12.2023

 So, letztes Lebenszeichen von mir im alten Jahr an dieser Stelle: Folge 222 meiner Monatskolumen „Quergedanken“ im Mittelrhein-Magazin „Kulturinfo“. Wünsche guten Rutsch allerseits und … – ach, lassen wir’s lieber. > Lebensgenuss trotz falschen Films


26.12.2023

Auch wenn man kein allzu großer Freund des Deutschen Bauernverbandes ist, und egal wie man zum Protest der Landwirte stehen mag: Das hier (s.u.) ist wichtig! Denn AfD-Gesocks und andere Rechtsradikale versuchen den Unmut der Bauern auf ihre Mühlen zu lenken – und fantasieren bereits von einem „Generalstreik“, der Anfang Januar das ganze Land stilllegen und in seinen Grundfesten erschüttern soll. Die Bauernschaft aber ist den braunen Umsturzfantasten in Wahrheit völlig gleichgültig, sie wollen der Demokratie ans Leder.


25.12.2023

Ich verspüre einen starken Drang, mir in die Hand zu versprechen, wegen der aktuell leidigen Folgen niemals mehr einen Regentanz aufzuführen. Im Kostüm nicht und nackisch erst recht nicht. Was freilich Humbug wäre. Den Fall nämlich angenommen, der nächste Sommer würde so heiß, wie der jetzige Winteranfang nicht kalt war, und so trocken, wie es jetzt nass ist, am neuerlichen Beschwörungstanzen führte doch wieder kein Weg vorbei. Ach.


24.12.2023

Bevor ich mich später nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf mit anschließendem Nachmittagskaffee nebst Plätzchenplatte in die Küchenschürze werfe, um den Festbraten zuzurichten, wäre da noch eine bedeutsame Frage hinsichtlich des kultivierten Sprachgebrauchs zu klären: Wieso sprechen wir im gesitteten Umgang vom „Allerwertesten“, benutzen also gleich einen doppelten Superlativ für jenen Körperteil, der sonst kurz, bündig, simpel Hintern, Po, Arsch heißt? Woher stammt dieser Begriff des „Allerwertesten“?


22.12.2023

Nun denn: Es seien allseits angenehme Festtage gewünscht, egal was und wie ihr feiert. Und das möglichst ohne Sturmschäden und/oder Hochwasser im Haus. Was ist das Schönste an Weihnachten? Für mich: Dass es von da an wieder „nauszu“ geht, die Nächte kürzer und die Tage länger werden – peu à peu dem Frühling entgegen. Ein guter Grund, wie ich meine, in trauter Runde bei ordentlich Speis‘ und Trank fröhlich zu sein. Andere haben andere Gründe, auch gut.


21.12.2023

Potzblitzdunnergewittersturzregenhagelschlagundsturmgebraus: Alles auf einmal eben hier ums Haus. Zoltan heißt das Rauhnächtegespenst, das da sein Unwesen treibt. Mittemang – pleng – setzen Licht und TV für zwei Sekunden aus. Gleich drauf – plengpleng – dasselbe nochmal. UND DANN – superpleng – fällt alles Elektrische im, am und ums Haus in Totenstarre. Stockfinsternis ringsumher und alle Geräte schweigen. Nur aus einem vergessenen Eck ganz hinten unterm Schreibtisch piepst ein vergessenes Maschinchen kläglich vor sich hin: Der Notstromakku für den PC hat ein winziges Weilchen seinen eigenen Strom. Ansonsten totaler Stromausfall, Blackout just in der Primetime – 5 Minuten, 10 Minuten, 15, 20, 25, 30, nach 35 noch immer keine Wiederaufstehung des Omnipotenznetzes.

Was macht unsereiner in solchem Fall? Erster Schritt: Jene Taschenlampe suchen, die eigens für derartige Situationen an einem bestimmten Platz deponiert worden ist. Himmelherrgott, wo war das noch? Ah, dort wahrscheinlich. Doch in all der Stockfinsternis kommen einem die Wege im Haus arg verändert vor; rumpelpumpelkrach, autsch’n. Zweiter Schritt: Überprüfen, ob nur unser Haus betroffen oder die Nachbarschaft ebenfalls. Blick aus dem Fenster hinunter übers Dorf. Und du siehst, dass du nix siehst außer Dunkel und zwei Autoscheinwerfer. Was beruhigend ist, denn nun wird der Bürgermeister das Elektrizitätswerk alarmieren.

Während nun irgendwo da draußen im grässlichen Patschwetter die Elektroeinsatzcrew die Schadstelle sucht und den Schaden zu beheben trachtet, macht man selbst sich das Warten auf Erhellung häuslich bequem. Die Aventskerzen erfüllen endlich mal einen praktischen Zweck, im Küchenherd flackert ein anheimelndes Feuer und würde auch noch wärmen, sollte der Stromausfall diese ganze längste Nacht des Jahres andauern und das Zentralheizen stilllegen. Derweil nette kurzweilige Spekulationen: Was wäre, würde der unangekündigte, ungeplante, ungewollte stromlose Zustand ein, zwei, drei Tage anhalten? Die Faktenprüfung entfällt – nach 42 Minuten hat uns die elektrifizierte Normalität wieder fest im Griff.


20.12.2023

Manchmal, in letzter Zeit öfter, tauchen ganz ungefragt plötzlich Erinnerungen aus den Tiefen des Hirnkastens auf. Weniger an die Kindheit, mehr an frühe Jugendjahre, an das Alter zwischen 14/15 und Abitur, also etwa zwischen 1969 und 1976. Das war meine Zeit der ersten Mädchen, der ersten Demos, der ersten Konzertbesuche. Heute spülte es mir im halbdösigen Frühschlaf Namen, Bilder, Töne von Bands in den Kopf, die ich damals live erlebt hatte vornehmlich in den Heidelberger Locations Stadthalle, Thing-Stätte, Uni-Aula, Hörsaal 13 (dem legendären) oder nebenan in Mannheim im Rosengarten bzw. in den Maimarkt-Hallen. Der eine oder andere Konzerttrip führte auch nach Frankfurt, Mainz respektive in die andere Richtung nach Karlsruhe.

Ich hatte Bands erlebt, mit deren Namen (und Musik) jüngere Leute nachher und heute erst recht herzlich wenig oder gar nichts mehr anfangen können: Amon Düül II, Guru Guru, Kraan, Embryo, Can, Osibisa, Colosseum, Black Sabbath, Uriah Heep, Frumpy, Fleetwood Mac, Beggars Opera, The Faces, Ihre Kinder …, dazu natürlich deutsche Polittrupps wie Ton Steine Scherben und Floh de Cologne. Schöne, wilde Erinnerungen.


15.12.2023

So. Dann sei allseits mal ein angenehmes Letztwochenende vor dem langen weihnachtlichen gewünscht. Macht euch alles, nur keinen Stress. Wenn ich die Wetterfrösche richtig verstanden habe (und sie richtig liegen), soll es am Samstag, spätestens Sonntag weithin trocken und ziemlich warm werden. Den am Fluss wohnenden Zeitgenossen drücke ich die Daumen, dass der bis Sonntag erwartete Hochwasserscheitel nicht gar zuviel Verdruss mit sich bringt.
Als Wochenendgruß übergebe ich DEM Geburtstagskind der kommenden Woche das Wort – Keith Richards, der am Montag 80 (sic!) Jahre alt wird:

„Wer die Angst vor dem Alter überwunden hat, kann es genießen.“

„Ein Leben ohne Blues ist wie ein Mann ohne Beine, denn wer den Blues nicht kennt, wird als Musiker nicht weit kommen.“

„Wenn du wissen willst, wo du herkommst und wie die Welt funktioniert, findest du Antworten in Bibliotheken.“
(Alle Zitate der Rubrik „Was ich gern früher gewusst hätte“ im Zeit-Magazin dieser Woche entnommen. In der Rubrik verraten regelmäßig Prominente, was sie erst spät begriffen haben.)


13.12.2023

Ein Leserbrief in der heutigen Frühstückszeitung hat mich stutzig gemacht. Habe ich was verpasst? Eine wichtige Entwicklung übersehen – etwa weil in allen Diskussionen übers Renteneintrittsalter stets von der schieren Selbstverständlichkeit ausgegangen wird, dass die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland weiter kontinuierlich steigt Der Leserbriefschreiber jedenfalls behauptet mit Verweis aufs Statistische Bundesamt: Seit drei Jahren entwickle sich die Lebenserwartung in Deutschland rückläufig. Das wollte ich genauer wissen und habe mir die offiziellen Zahlen angeschaut. Ergebnis: Der Mann liegt richtig. Seit 2010 ist die Zuwachsrate an Lebenserwartung sichtlich kleiner geworden, die Entwicklungskurve erkennbar abgeflacht. Seit 2020 neigt sie sich nach unten – heißt: In den zurückliegenden drei Jahren ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland gesunken. Nicht dramatisch, aber doch signifikant.

Für beides benennen die Bundesstatistiker als Ursache primär Sondereffekte wie mehrere kräftige Grippewellen und zuletzt inbesondere die Übersterblichkeit aus der Corona-Pandemie. Andere Autoren führen ein demgegenüber erweitertes Ursachenfeld an, das auch Faktoren wie Hitzesommer und andere Umwelteinflüsse und/oder moderne Zivilisationskrankheiten lebensartlichen und/oder beruflichen Ursprungs einschließt. Das kann und will ich letztgültig nicht bewerten, vor allem mag ich mich da nicht an Debatten auf Basis des Meinens und Glaubens einlassen. Der mir ad hoc wichtige Punkt an der ganzen Sache ist: Wo auch immer (wieder) nach stärkerer Koppelung des allgemeinen Renteneintrittsalters an die Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung verlangt wird, sollte man bedenken, dass deren Zunahme so wenig ein ewiges Naturgesetz ist wie der Bestand individueller Arbeitsfähigkeit in höherem Alter. Oder zugespitzt und mit einem Schmunzeln formuliert: Im Augenblick könnte man vor dem Hintergrund der Lebenserwartungsstatistik eigentlich guten Gewissens auch über eine Reduzierung des Renteneintrittsalters reden.


10.12.2023

Einen TV-Tipp, genauer: Mediathek-Tipp, muss ich unbedingt noch loswerden. Am gestrigen Samstag war auf dem Sender ZDF Info Archäologietag. Zwei Teile davon schlugen mich gehörig in ihren Bann, weil sie eine Neubeleuchtung der Stellung von Frauen in steinzeitlichen Gemeinschaften thematisieren. In den Sendungen „Rätselhafte Venus von Willendorf“ und „Lady Sapiens“ wird deutlich, dass heutige Forschende der Archäologie, Paläontologie, Anthropologie und verwandter Wissenschaftszweige zu teils völlig anderen Ergebnissen kommen als ihre (überwiegend männlichen) Kollegen vor zwei bis vier Generationen.

Der Mann als dominanter Jäger, die Frau als Sammlerin, Kindsversorgerin und Hüterin des Feuers. So stellten sich Wissenschaftler bis weit ins 20. Jahrhundert – unhinterfragt, ganz selbstverständlich und deshalb zahlreiche anderslautende Hinweise übersehend/ignorierend – die steinzeitlichen Gemeinschaften vor. Jüngere Forschungen widerlegen dieses Bild nachhaltig und zeichnen ein neues: Mann UND Frau Seit‘ an Seit‘ als Jagende, Sammelnde, Werkelnde. 8- bis 20-köpfige Gemeinschaften fast ohne Hierarchie; das Sagen hatte auf dem jeweiligen Fachgebiet die Person, die davon am meisten verstand und in der jeweiligen Sache am besten war.


08.12.2023

Nachdem sich, zumindest in meinem unterwesterwälder Nahfeld, die Eislage entspannt hat, darf ich allseits ein angenehmes Wochenende bei alsbald überwiegend wohl lauen Temperaturen wünschen. Für Weihnachtsmarktbummler dürften Friesennerz und Regenschirm angesagt sein.

Der Gruß aus der Malstube enthält keine neue Arbeit, stattdessen eine Zusammenstellung von fünf Frauenporträts aus drei Jahren. Gestern beim Sortieren meines „Depots“ traten sie eher zufällig plötzlich in Korrespondenz zueinander und begannen im Zusammenspiel ganz neue Wirkungen zu entfalten. Weshalb ich dieser Kombo einen eigenen Titel gegeben habe: „Stimmungen“.


07.12.2023

Ich drücke allen, die am Freitagmorgen per Auto, Bus, Rad oder zu Fuß draußen unterwegs sein müssen, die Daumen, dass es nicht gar so garstig kommt, wie die Wetterfrösche für Rheinland-Pfalz prognostizieren: Blitzeis in nahezu allen Landeslagen oberhalb der Flusstäler. UFFBASSE! Erst am Nachmittag soll dann die Wärmewelle heranrollen, die das Wochenendwetter teils zweistellig dominiert.


05.12.2023

Tja, es ist schon ein Kreuz mit der Sprache: Nichts ist ihr auf ewig heilig, nichtmal die Satzzeichen sind es. In der Weltsprache Latein waren dereinst Punkte nur dazu da, einzelne Wörter voneinander zu trennen; das Satzende wurde durch einen waagrechten Strich markiert. In manch alter Denkmalinschrift findet sich dieses Reglement auch hierzulande. Das Semikolon tauchte im deutschen Sprachraum erst im Laufe des 15. Jahrhunderts auf, geklaut hat man es bei den alten Griechen, die es allerdings als Fragezeichen benutzten. Das Ausrufezeichen ist eine Erfindung des 17. Jahrhunderts. Noch Martin Luther wollte von Kommata nichts wissen und setzte in seinen Schriften statt derer die damals weit verbreiteten, später aber verpönten Virgeln (Schrägstriche /). Von denen ist heute nichts geblieben als der Usus, bei in Fließtext eingebauten Gedichtstrophen mit ihrer Hilfe die Zeilen zu trennen. ….


04.12.2023

Wenn ich so durchs Fenster hinausschaue und Schneetreiben sehe, kommt mir, dem Rentner seit drei Jahren, hin und wieder der Gedanke: Schön, dass du jetzt nicht mehr partout auf die Straße musst. Nicht nach Frankfurt, Mainz, Wiesbaden oder Koblenz, Bonn, Köln, um bei irgendeiner Theaterpremiere Kritikerdienst zu schieben. Gut 35 Berufsjahre lang bei jedem Wetter durchgeschlagen, mit dem Auto über die A3 nach Nord oder Süd. Bei ganz miesen Witterungen auch mal unten durchs Rheintal, was hinsichtlich des Durchkommens sicherer war, aber eben dauerte und dauerte. Fast jedesmal war mir schon bei der Hinfahrt bange vor der nächtlichen Rückfahrt nach Hause in den Westerwald. Und einige wahre Höllenfahrten waren durchaus darunter. Doch immerhin: In all den Jahren musste ich keine Nacht stillstehend eingeschneit auf der Autobahn verbringen. Das stets mitgeführte Notfall-Set aus gefüllter Thermoskanne, einem Kerzchen, Polarjacke und Schlafsack musste seine Härtefallprüfung nicht bestehen. Glück gehabt.


03.12.2023

So viel Idiotie hältst du im Kopf nicht aus. Kaum fällt das Thermometer etwas unter Null und hier, da, dort ein Bätzchen oder ein Batzen Schnee, in München Stadt sogar eine Rekordmenge, entblödet sich der ganze antiwissenschaftliche Schwurbelschwarm nicht, gleich zu kreischen: „Wo ist denn nun eure Erderwärmung? Klimawandel fällt aus!“ Für diese Herrschaften die ganze Klimasache nach eindeutigem Wissenschaftsstand nochmal zu erklären, wäre wohl ebenso Perlen vor die Säue wie der Hinweis darauf, dass 2023 wahrscheinlich erneut planetenweit die bisherigen Wärmerekorde gebrochen werden, oder die Erinnerung daran, dass Winter im 20. Jahrhundert wochen- und monatelang großflächig noch etwas ganz anderes war als heutzutage.

Zur allgemeinen Info sei nur wiederholt, was Meteorologe Sven Plöger sinngemäß hinsichtlich des aktuellen Münchner Schneerekords gestern im Bayerischen Fernsehen schön erklärte. Einer der wesentlichen Faktoren (neben etwas speziellen Hoch-/Tiefkonstellationen) ist hier in Schneeform derselbe wie bei dem in vielen Regionen Mitteleuropas überdurchschnittlichen Novemberregen: Im zurückliegenden Sommer waren die Ozeane global viel zu warm, weshalb sehr viel Feuchtigkeit in die Atmosphäre aufstieg, die nun als große Niederschlagsmenge wieder runterkommt, mal hier, mal anderwärts, da als Schnee, dort als Regen.


01.12.2023

Nun zündet denn das erste Kerzlein auf den Kränzen an, öffnet die ersten Türchen, Säckchen, Kasterln der Vorfestkalendarien. Wer’s damit nicht so hat, der/die lasse es einfach und genieße das erste Dezemberwochenende wie die nachfolgenden auf eigene Art. So oder so sei allen ein angenehmes gewünscht. Der Gruß zum Wochenende kommt, weil Monatswechsel ist, aus der Schreibstube in Form der 221. Folge meiner seit 2005 auf Seite 2 des mittelrheinischen Magazins „Kulturinfo“ publizierten Monatskolumne „Quergedanken“. Sie steht, zur Jahreszeit passend, unter der Überschrift > Kling Glöcken kling zum Glühwein-Swing


28.11.2023

„Monas Lächeln“. 50 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. 28.11.2023 @Andreas Pecht

Mal wieder was Schönes: ein verspäteter Gruß aus der Malstube. „Monas Lächeln“ sollte eigentlich zum zurückliegenden Wochenende fertig werden. Aber meine Rückenmalaise schränkt das malerische Tun an der Leinwand zeitlich doch noch ziemlich ein.


>> „Guten Tag allerseits“ in den Vormonaten

Andreas Pecht

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