Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im November 2023


01.12.2023

Nun zündet denn das erste Kerzlein auf den Kränzen an, öffnet die ersten Türchen, Säckchen, Kasterln der Vorfestkalendarien. Wer’s damit nicht so hat, der/die lasse es einfach und genieße das erste Dezemberwochenende wie die nachfolgenden auf eigene Art. So oder so sei allen ein angenehmes gewünscht. Der Gruß zum Wochenende kommt, weil Monatswechsel ist, aus der Schreibstube in Form der 221. Folge meiner seit 2005 auf Seite 2 des mittelrheinischen Magazins „Kulturinfo“ publizierten Monatskolumne „Quergedanken“. Sie steht, zur Jahreszeit passend, unter der Überschrift > Kling Glöcken kling zum Glühwein-Swing


28.11.2023

„Monas Lächeln“. 50 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. 28.11.2023 @Andreas Pecht

Mal wieder was Schönes: ein verspäteter Gruß aus der Malstube. „Monas Lächeln“ sollte eigentlich zum zurückliegenden Wochenende fertig werden. Aber meine Rückenmalaise schränkt das malerische Tun an der Leinwand zeitlich doch noch ziemlich ein.


27.11.2023

Seit dem Frühstück schneit es nun schon an einem Stück. Frau Holle überschüttet uns hierorts (auf 234 m Höhe) im Unterwesterwald mit jeder Menge ziemlich nasser Pampe. Ein Teil schmilzt, doch es fällt so viel, dass alles ringsumher dick weiß ist. Schneepflüge/Streuwagen im Dauereinsatz; und meine Schneeschaufel hat auch schon widerwillig ihren Sommerschlaf unterbrochen. Wie gesagt: Nicht mein Wetter – aber gehört halt dazu, muss’te durch.


26.11.2023

Für die Menschen im unteren Einkommensviertel hierzulande sind 400 bis 850 Euro mehr oder weniger pro Monat richtig viel Geld. Das scheint derzeit ein Großteil derer zu vergessen (oder nicht zu interessieren), bei denen das nur 5 bis 15 % oder ein noch kleinerer Anteil des Einkommens wären, also Peanuts. *Bürgergeld*


24.11.2023

Wünsche allseits ein angenehmes Wochenende. Jenen in den Mittelgebirgen etwas erhöht Wohnenden sei eventuell ein bisschen Spaß mit ein bisschen Schnee gegönnt.

So, und jetzt muss ich noch eine Bemerkung loswerden, weil es mich aufregt, wie hierzulande derzeit mit Unwahrheiten Menschen am unteren Ende der Sozialskala gegeneinander aufgehetzt werden: Die Aussage, man habe mit Bürgergeld ein höheres Einkommen als mit Arbeit zum Mindestlohn ist sachlich einfach falsch und boshaft verlogen.


23.11.2023

Beim Abendessen blättert mein Gegenüber in der Zeitung und lässt urplötzlich den Satz fallen: „Black Friday – für solchen Stuss bin ich zu alt.“
Nachtrag. Eine halbe Stunde später wird dann verkündet: „Unser Freitagseinkauf fällt morgen flach.“


20.11.2023

Was bliebe, wenn es die öffentlich-rechtlichen Funk- und TV-Programme nicht mehr gäbe? Ein Ozean von Stumpfsinn, Geschmacklosigkeiten, Belanglosigkeiten, Nichtinformation, Tinnefnachrichten, Battles und Werbung, Werbung, Werbung. Fernsehen also, das genauso klug und differenziert ist wie das billige Verlangen nach Abschaffung der GEZ, weil dem einem dies, dem anderen das bei ARD und ZDF nicht gefällt. Mir passt da auch einiges nicht, doch die Alternative wäre ein Albtraum an Verblödung.

Ergänzung am 21.11.2023:

Ja, ja, und nochmal ja: Es gibt bei den Öffentlichen-Rechtlichen jede Menge, das nicht gut ist oder besser sein könnte, sowohl strukturell wie in der Programmgestaltung. Wobei Letzteres freilich stets auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Mich selbst interessiert ihr Unterhaltungsangebot wenig und ihr m.E. übermäßiges Krimiangebot gar nicht. Wie aber stünde es um die Republik ohne das über Haupt- und Nebenprogramme breitgefächerte riesige Angebot an Info-, Nachrichten-, Kultur-, Wissenschafts-, Aufklärungs-, Kontroversen- und anderen Sachsendungen? Es ist wie mit der Parteiendemokratie selbst: Manches liegt da im Argen, vieles ist unbefriedigend, einiges skandalös – aber wollen/sollen wir sie deshalb auf den Kehrrichthaufen der Geschichte schmeißen und ersetzen durch eine asoziale, inhumane, bornierte Diktatur des/der Völkischen?


19.11.2023

Das ist hierorts eine eigentümliche Sache mit den Zugvögeln. Sowohl beim Herflug im Frühjahr wie beim Wegflug derzeit wird etwa jeder dritte Schwarm über der nahen Umgebung unseres Dorfes wirr. Die Keilformation löst sich auf, die Vögel schwirren wild durcheinander, driften als ungeordneter Haufen wie suchend mal in die eine, mal in die andere Richtung. Es kann 10, 20 oder mehr Minuten dauern, bis sie sich gefangen, ihre Zugrichtung wiedergefunden und neuerlich eine geordnete Schwarmformation aufgebaut haben. Ich beobachte dieses Phänomen hier seit Jahren und kann mir keinen rechten Reim darauf machen. Vielleicht ist just um meinen Wohnort das Erdmagnetfeld irgendwie verknuddelt oder neigt die Luftströmungsordnung ein bisserl zu Anarchie. Gewagte Thesen, ich weiß. Fundiertere Erklärungen konnte ich bislang nicht finden.

Nachtrag einige Stunden später: Dieses Textchen hatte ich auch auf Facebook gepostet. Etliche Reaktionen dort aus diversen Regionen ergeben: Die Schwarm-Verwirrung nahe unserem Dorf ist keine solitäre Erscheinung, sondern kommt überall und gar nicht selten vor (worauf man angesichts der zahllosen Fotos im Netz, die fast nur geordnete Keilformationen zeigen, nicht gleich kommt). Ich neige nun der dort mehrfach geäußerten und recht naheliegenden Erklärung zu, dass in der Hauptsache sich ändernde Thermik und kräftige Winde jeweils ursächlich dafür sind, das die Schwärme ins Trudeln kommen und sich neu orientieren/formieren müssen.


17.11.2023

Erleichterung, die großen Zugvögel ziehen doch noch; gestern und heute in hellen Scharen Welle auf Welle ‚gen süd/südwest. Es sei allseits ein angenehmes Wochenende gewünscht.

Und als launischer Gruß aus der Malstube ein Bild, das vergangenes Jahr etwa um diesselbe Zeit fertig wurde: „Kind mit Mutter“ (Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm); bei mir intern geführt als „Eheweib mit Sohnemann Mitte der 1980er“. Ältere Koblenzer werden die Brunnenanlage wiedererkennen – die es leider schon lange nicht mehr gibt, so wenig wie den Platz, zu dem sie gehörte. Heute steht dort stattdessen – – – etwas, über das ich kein Wort mehr verlieren möchte.


16.11.2023

Gerade sehe ich: Heute ist „Welttag der Philosophie“ – wie jedes Jahr am dritten Donnerstag im November. So hat es die UNESCO-Generalkonferenz anno 2005 beschlossen. Und was machen wir nun mit oder an diesem Tag der „Liebe zur Weisheit“ ( = wörtl. philosophia)? Vorschlag an jedermann und jede Frau: Vielleicht ein bisschen üben, das Reden, Schimpfen, Teilen in Netzwerken einen Moment hinauszuzögern und vorweg den einen oder anderen Gedanken auf das zu verwenden, was hinter der Oberfläche vermeintlicher Sachverhalte und spontan sich aufdrängender Ansichten oder jenseits des Tellerrandes liegen könnte.


14.11.2023

Tja, plötzlich ist es soweit: Im Briefkasten steckt erstmals eine Einladung des Dorfbürgermeisters zum adventlichen Seniorennachmittag (Fahrdienst steht bereit). Ist eindeutig an mich adressiert. *umpf*

Nichts gegen solch eine Veranstaltung. Aber ich persönlich verfahre (vorerst) nach der Devise, die meine Oma selig noch in ihrem 81. Lebensjahr ausgegeben hatte: „Was soll ich da? Dort sind ja nur lauter alte Leute.“


12.11.2023

Erinnerung. Erstaunlich, ich habe sie alle gesehen, die Karl-May-Verfilmungen – als Bub, damals in den Jahren ihres Erscheinens, überwiegend den 1960ern. Und allesamt im einzigen Kino meines Kindheitsstädtchens am Neckar; Sperrsitz, 1,20 bis 1,80 DM. Ich weiß noch: Trotz großer Begeisterung fürs Leinwandgeschehen, schwang jedesmal auch ein Quäntchen Enttäuschung mit. Denn vorausgegangen war die Lektüre der Bücher und daraus erwachsend der wesentlich komplexere und opulentere Film in meinem Kopf. Des Knaben Phantasie war lebhaft.

Wie ich jetzt darauf komme? 3sat hat heute einen Winnetou-Tag, lese ich in der Programmzeitschrift. Seit 14.15 Uhr heute fünf Filme am laufenden Band, allerdings nur zwei davon mit Lex Barker als Old Shatterhand, in den anderen hat Stewart Granger als Old Surehand die Rolle des Co-Helden von Winnetou übernommen. Guck ich das? Nö, weil zu gut bekannt. Wie ich schon neulich feststellte, als auf einem öffentlich-rechtlichen Sender Winnetou I, II, III abgespult wurde: So unzuverlässig mein Gedächtnis später geworden ist, so zuverlässig funktioniert seine Langzeitabteilung hinsichtlich diverser Kindheits- und Jugenderlebnisse.


10.11.2023

Ohne deshalb gleich Partei für die gesamte Philosophie Schopenhauers zu ergreifen, gefällt mir diese kleine Ausführung von ihm ausgesprochen gut. Weshalb sie mir hier – in Ermangelung irgendeiner eigenen aktuellen Schöpfung – als Denkgruß zum Wochenende recht kommt. Für selbiges seien allseits Behaglichkeit und/oder andere Annehmlichkeiten gewünscht.


08.11.2023

Der Mensch braucht angenehme, liebenswerte und interessante Gesellschaft. Deshalb habe ich jetzt im grauen Herbst in meiner Schreib-/Malstube umdekoriert und eine Auswahl meiner mir bislang am besten gefallenden Frauengemälde zur „Damenwand“ zusammengeführt. So kommt denn mal ordentlich Esprit in die Bude unterm Dach.

„Damenwand“ Herbst 2023 in der Malstube (Bilder von eigener Hand)

06.11.2023

Noch mit wehem Rücken ans Haus gefesselt, verfolge ich an diesem Samstag den ganzen Abend auf arte die faszinierend akribische Arbeit von Archäologen. Gespannt wie ein Flitzebogen beobachte ich, wie aus mühsam erarbeiteten Funden im „Dreck“ Erkenntnisse heranwachsen, derentwegen Teile unserer Frühgeschichte neu geschrieben werden müssen. Eine Wissenschaftlergruppe entdeckt Überreste vom Homo sapiens, die 100 000 Jahre älter sind, als die Existenz unserer Spezies bisher angenommen wurde. Eine andere Gruppe erbringt den Nachweis: Künstlerisches Schaffen ist gar keine solitäre Eigenschaft des Homo sapiens, schon die viel älteren Neandertaler haben Kunstwerke hervorgebracht. Das sind mal Spurensuch- und Kombinatioskrimis, die sogar mir gefallen.


01.11.2023

Man muss kein Parteigänger der Grünen sein, kein Freund des Bundeswirtschaftsministers oder der Ampelregierung, um zu erkennen, dass Robert Habeck gestern einen bemerkenswerten Wortbeitrag zu Israel und Antisemitismus im Netz gehalten halt. Differenziert und doch klar in der Positionierung. Hörenswert. >Hier die ganze knapp 10-minütige Rede



29.10.2023

„Ja, Friedrich atmet zeitlebens Natur ein, um sie als Kunst wieder auszuatmen.“

Dieser trotz eines gewissen Pathos doch treffliche Satz stammt aus einem doppelseitigen Artikel von Florian Illies in der jüngsten „Zeit“-Ausgabe (Nr. 45, 26.10.2023) über den Maler Caspar David Friedrich. Der sehr schöne, erhellende, informative Text ist in aller Unbescheidenheit überschrieben mit „Die Erfindung der Sehnsucht“. Er ist unverkennbar eine Liebeserklärung des Autors an den zu Lebzeiten völlig unbedeutenden, nacher berühmtesten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts – und zugleich ein Erklärungsversuch, warum dieser vor zweieinhalb Jahrhunderten geborene Künstler gerade heute wieder beim Publikum so hoch im Kurs steht. > Ganzen Text „Lesetipp: Florian Illies über Caspar David Friedrich“ lesen


28.10.2023

Barbara Abigt

Wie ich eben erfahre, ist Barbara Abigt im hohen Alter von 94 (oder 95) Jahren verstorben. Die ebenso resolute wie bewunderns- und liebenswerte Frau hatte 1987 in Privatinitiative die „Marienberger Seminare“ im Westerwald gegründet als Refugium neuzeitlicher Salonkultur, des Lernens, des Diskurses, der Bildung. Mehr als 30 Jahre (bis zur Einstellung des Seminar- und Veranstaltungsbetriebes mit Beginn der Corona-Pandemie) war sie geistiger, organisatorischer, motivatorischer Motor dieser Institution. Etwa 20 Jahre durfte ich als Referent regelmäßig daran teilhaben und erinnere mich zahlreicher wunderbar interessanter Begegnungen mit Barbara. Weil sie sich einen ausschweifenden Nachruf auf ihre Person gewiss verbeten hätte, hole ich hier einfach nochmal meine „Lästerliche Laudatio“ aus der Versenkung, die ich 2007 anlässlich des 20. Geburtstages der Marienberger Seminare hielt. >> Eine lästerliche Laudatio


27.10.2023

Zugegeben: Winter ist nicht so mein Ding. Freund Walter sagt’s anders: „Du bist ein Wintermuffel und eine furchtbare Frierhutsch.“ Ähm, das ist vielleicht ein bisschen drastisch ausgedrückt. Stimmt aber in der Tendenz doch irgendwie. Und gilt auch für die jetzt wieder hereinbrechende Jahreszeit, die heutzutage noch Winter genannt wird, obwohl ihr inzwischen viele der damit traditionell verbundenen Eigenschaften abhanden gekommen sind. (…) 

Dies ist der Einstieg in meine Monatskolumne „Quergedanken“ (Folge 220) im November-Heft des mittelrheinischen Magazins „Kulturinfo“. > Ganzen Text „Sommer adé, Winter o weh?“ lesen hier



>> „Guten Tag allerseits“ in den Vormonaten

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