Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Kurze Anmerkung zum Winnetou-Shitstorm

ape. Man mag zur Winnetou- oder Karl-May-Frage stehen wie man will. Was m.E. allerdings gar nicht geht, dass interessierte Kreise – vorneweg die BILD – nun lügen was das Zeug hält, Fakten falsch interpretieren und verdrehen zu einem einzigen Zweck: Den Massen-Shitstorm „zur Verteidigung Winnetous“ künstlich immer weiter anzuheizen. Da wird zB behauptet, die ARD habe beschlossen, jetzt keine Karl-May-Filme mehr zu zeigen. Fakt ist: Die ARD-Lizenzen für May-Filme liefen 2020 aus; das ZDF hat sie und wird die Filme auch weiter zeigen. Es hat auch nie eine Protestwelle größeren Umfangs oder rabiater Form gegen die beiden Winnetou-Kinderbücher von Ravensburger gegeben. Niemand hat den Verlag genötigt oder gezwungen, die beiden Titel zurückzuziehen. Das war eine verlegerische Entscheidung, wie sie zwar nicht allzu häufig vorkommt, aber doch seit 200 und mehr Jahren immer wieder.

Ich selbst habe in Kindheits- und Frühjugendjahren sämtliche damals vorliegenden 65 Karl-May-Bände mit Feuereifer geschmökert – und mir daraus eine Fantasiewelt gezimmert. Weil kein Erwachsener im Elternhaus mich aufklärte, dauerte es eine Weile, bis ich dahinter kam, dass diese Welt mit der Wirklichkeit im Wilden Westen, im Orient oder in Lateinamerika eher gar nichts zu tun hat.

Woraus zu lernen wäre, dass man lesenden oder Vorlesenden zuhörenden Kindern sehr bald erklären sollte, dass es sich bei diversen Geschichten (so etwa auch unseren Märchen) um reine Fantasterei handelt. Denn für Kinder – oder auch Jugendliche und Erwachsene schlichten Gemüts – ist die Unterscheidung zwischen fiktionalen (erfundenen) und nonfiktionalen (auf die Realität bezogenen) Texten nicht von vornherein selbstverständlich.

Seit den späteren Jugendjahren halte ich Karl-May-Bücher übrigens allenfalls für nette bis teils mäßige Unterhaltungsliteratur der Gattung Abenteuerschmöker über den Kampf Gut gegen Böse. Wobei man May (überwiegend) zu Gute halten kann, dass er im Unterschied zu sehr vielen Hollywood-Western der 1940er- bis 1980er-Jahre Gut und Böse auf Weiße und Indigene gleichermaßen verteilte.

Andreas Pecht

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Kulturjournalist i.R.

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