17.2.2025
Ich zitiere auszugsweise Christian Nürnberger, der sich auf ein Essay von Detlef Esslinger heute in der Süddeutschen Zeitung bezieht. Es geht um die Rede von Vance in München, in der dieser die gleiche Strategie anwendet, mit der auch die AfD durch den öffentlichen Diskurs marodiert:
(…) Das Beste, was ich über den Bullshitter aus dem Trumpistenregime gelesen habe, hat heute Detlef Esslinger in der SZ geschrieben.
Er schreibt über J.D. Vance, dass dieser wahrscheinlich ganz genau wisse, „was für einen Schmarrn er am Freitag in München erzählt hat“. So, wenn er etwa die Europäer mahnte, Demokratie fuße auf dem „heiligen Prinzip“, dass die Stimme des Volkes zählt. Und wie ist Trump mit diesem „heiligen Prinzip“ am 6. Januar 2021 umgegangen? Mit Füßen hatte er es getreten, als er nach verlorener Wahl seine Niederlage nicht anerkannte, einfach im Weißen Haus hocken blieb, einen Aufstand anzettelte, und Tote in kauf nahm, um dem Wahlergebnis nicht weichen zu müssen. Von solchen Leuten sollen wir uns erzählen lassen, wie Demokratie geht?
„Und am selben Tag, an dem J. D. Vance in München den Europäern allgemein vorwarf, Journalisten zu zensieren, die doch nur berichten wollten, sperrte daheim in Washington seine Regierung die Nachrichtenagentur AP aus dem Oval Office und der Air Force One aus – weil deren Journalisten weiterhin ‚Golf von Mexiko‘ schreiben und nicht, wie bloß Trump es nun will, „‚Golf von Amerika‘.“
Die Rede sei ein einziger Trick gewesen, seit Jahren angewandt von allen Populisten und Autoritären, schreibt Esslinger. Der Trick zeige sich, „wenn in Deutschland die AfD anderen Parteien ‚Hass und Hetze‘ vorwirft; oder wenn der methodische Lügner Donald Trump seriöse Medien ‚Fake News Media‘ nennt – oder Wladimir Putin die Regierung in Kiew ein Neonazi-Regime schimpft.“
Das Prinzip lautet: WIRF DEN ANDEREN EXAKT ALL DAS VOR, WAS DU SELBER TUST. (…)
15.2.2025
Machen wir uns nichts vor. Es geht Trump, Musk und Co. wie auch den ihnen verwandten Kräften in anderen Ländern keineswegs „nur“ um das Schleifen der Demokratie, der Gewaltenteilung, der Rechtsstaatlichkeit, der freiheitlichen Lebensweisen zwecks ungehindert profitablen Zugriffs auf alles und jeden. Es ist viel schlimmer. Ihr Streben zielt auf Ausmerzung all dessen ab, was die Epoche der Aufklärung an Denkart und Verständnis der objektiven Welt für die Menschheit brachte.
Realitäten, Tatsachen, Fakten, wissenschaftliche Forschung und Erkenntnis, Vernunft, logisches Denken, sachliche Beweisführung etc.: All das wollen sie auf den Müllhaufen der Geschichte werfen und ersetzen durch die Dominanz von Glauben und Meinen, von willkürlichem Geschwurbel und Lügengespinsten – gemäß ihrem Fantasiebild von Welt und Mensch. Wir erleben gewissermaßen den Versuch, das mittelalterliche Prinzip der Dogmen-Herrschaft einer sakrosankten, über allem stehenden Instanz, zu reaktivieren. Objektive Wahrheit bedeutet nichts, das Glaubensdogma alles.
Hieß es bei Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ So bedeutet jetzt Trumps, Musks, Weidels, Putins Kurs: „Die neue Moderne ist die Rückführung des Menschen in seine selbstverschuldete Unmündigkeit.“ Geistesgeschichtlich führt dieser Kurs mehr als tausend Jahre rückwärts.
14.2.2025
Es sein allseits ein, sagen wir mal: friedvolles und entkrampfendes Wochenende gewünscht.
Als Dreingabe eine persönliche Bemerkung ganz abseits aktueller Schrecklichkeiten. In dieser Woche erreichte mich per Mail die – freundliche – Frage eines Zeitgenossen, der schon eine Weile meine Schreibereien liest (sinngemäß): „Was sind sie eigentlich weltanschaulich für einer, Herr Pecht? Man weiß nie so recht, wo und wie man sie einsortieren soll.“ Weil diese Frage in verschiedenen Varianten alle Nase lang mal wieder auftaucht, habe ich mir schon vor einiger Zeit eine Standardantwort zurechtgelegt, die wie folgt lautet:
Ich bin ein „links-grün versiffter“, humanistisch-wertkonservativer, in der Tradition europäischer Aufklärung wurzelnder, parteiloser, religionsloser Radikaldemokrat und Verfassungspatriot; den Künsten, der Natur und schlichtem Lebenswandel zugeneigt, Pauschalisierungen und Vorurteilen abgeneigt, dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt gegenüber ebenso offen wie hinsichtlich seiner potenziellen Schadseiten kritisch. Ich halte den Konzern- und Finanzkapitalismus nicht für der menschlichen Weisheit letzten Schluss, ich verabscheue alle Formen von Rassismus, Faschismus, Imperialismus und „Alternativfakten“-Schwurbelei. Ich mag Jux und Dollerei, liebe das Leben und sehr viele Menschen im Einzelfall auch, selbst wenn ich der Spezies als Ganzes keine große Zukunft gebe.
13.2.2025
Für den morgigen Freitag (14.2.25) sind in rund 120 deutschen Städten Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen etc. der Klimaschutz-Bewegung unter dem Motto „Keine Zukunft ohne Klimaschutz“ angemeldet. Das ist gut so. Denn nach meinem Dafürhalten ist es die wohl fatalste Fehlentwicklung jüngerer Zeit, dass das Thema Klimawandel bei vielen politischen Akteuren und Teilen der Öffentlichkeit nur noch unter ferner liefen rangiert. Von daher ist es mehr als berechtigt, wenn mit diesem Aktionstag kurz vor der Bundestagswahl wieder daran erinnert wird, dass es sich beim Klimawandel nicht um irgendein Problemchen handelt, sondern um das gravierendste Menschheitsproblem überhaupt.
Nachfolgend morgige Aktionsorte in Rheinland-Pfalz und einigen anliegenden Orten (alle in Deutschland unter genanntem Link):
Mainz (Hbf 15 Uhr), Koblenz (Hbf 16 Uhr), Bingen (Speisemarkt 15 Uhr), Landau (Rathausplatz 15.30 Uhr), Neustadt/Weinstr. (Marktplatz 17 Uhr), Frankthal (Rathausplatz ab 10 Uhr), Frankfurt/M. (Alte Oper 16 Uhr), Wiesbaden (Bhf 15 Uhr), Bad Camberg (Bhf 16 Uhr), Bonn (Hofgarten 10 Uhr), Köln (Heumarkt, 16 Uhr)
Bevor jetzt wieder einschlägiges Gezeter anhebt: Nein, es handelt sich bei den Aktionen morgen nicht um Wahlkampfveranstaltungen der Grünen. Sie werden getragen und unterstützt von einem Bündnis um Fridays for Future, das rund 130 Organisationen umfasst von attac, NABU, BUND, WWF über Arbeiter Samariter Jugend, DLRG-Jugend, Bioland bis Misereor, Brot für die Welt, Diakonie Deutschland oder Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB). Alle unterstützenden Organisationen aufgelistet s. Link > Klimastreik 14.2.2025
12.2.2025
Mal was ganz anderes. Hinweis auf ein historisches Jubiläum, das 2025 ansteht und für die Geschichte (nicht nur) der deutschen Lande von einiger Bedeutung war: „500 Jahre Bauernkrieg“ ist das Ereignis etwas unglücklich betitelt, weshalb die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (LpB) diesem Schlagwort die Erweiterung beifügt „Revolution des Gemeinen Mannes“. Gemeint sind eine ganze Serie großer Bauernaufstände von Tirol bis an den Mittelrhein mit Zentren in Baden, Schwaben und der Pfalz, die im Sommer 1524 begannen und im Sommer 1525 von fürstlichen Truppen des Schwäbischen Bundes blutig niedergeschlagen wurden. Mehrere zehntausend Aufständische (darunter auch Handwerker sowie zahlreiche einfache Priester und Mönche) kamen dabei zu Tode.
Geistegeschichtlicher Kulminationspunkt dieser Bewegung waren die am 20. März 1525 in Memmingen von 50 Vertretern etlicher „Bauernhaufen“ beschlossenen „Zwölf Artikel“, die Dank der neuen Drucktechnik rasch im ganzen Land und darüber hinaus Verbreitung fanden. Für Heribert Prantl begann mit diesem Manifest „hierzulande die Demokratie“. Bundespräsident Johannes Rau nannte es im Jahr 2000 „ein Monument der Freiheitsgeschichte“. Die zwölf Artikel von Memmingen gelten nach der Magna Carta von 1215 als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Mernschen- und Freiheitsrechten, Sie enthalten zugleich ein stark ausgeprägtes Ansinnen nach sozialer Gerechtigkeit und Gemeinwohlnutzung der natürlichen Reichtümer des Landes.
Die LpB hat in einer 56-seitigen Broschüre alle Veranstaltungen zusammengestellt, die 2025 zu den damaligen Ereignissen auf heute rheinland-pfälzischem Gebiet angeboten werden. > Bestellung der Druckversion oder pdf-Download hier
11.2.2025
Mal was Schönes in unschönen Zeiten:
FREUDE! Nach ein paar kleinen Vorauskommandos in den vergangenen zwei, drei Wochen ziehen jetzt große Schwärme von Zugvögeln aus Südwest kommend über den Westerwald ihren hiesigen und nördlichen Sommerquartieren entgegen. Frühling naht. Wunnebar.
10.2.2025
Knuffiges Bonmot, das die wohl schwerwiegendste politische Fehlentwicklung dieser Tage aufspießt
Im falschen Moment geblinzelt: TV-Duell-Zuschauerin hat Themenkomplex „Klimawandel“ verpasst (Der-Postillion)
10.2.2025
Die Vorgänge derzeit in den USA haben mich an etwas erinnert: Anno 2004 erschien im Hanser-Verlag ein Roman des ebenso großartigen wie umstrittenen US-Schriftstellers Philip Roth unter dem Titel „Verschwörung gegen Amerika“. Das Werk wurde damals von der Kritik ziemlich ungnädig aufgekommen. Seine inhaltliche Konstruktion sei „krude“, „abseitig“, dem Autor sei diesmal „die Fantasie durchgegangen“ oder „sein kritischer Blick auf Amerika und die Amerikaner völlig aus dem Ruder gelaufen“.
Die Romankonstruktion geht so: Während in Deutschland die Nazis herrschen und der 2. Weltkrieg bereits tobt, wählen die USA überraschend, statt erneut Franklin D. Roosevelt, einen dem Faschismus nahestehenden Kandidaten zum Präsidenten: den als „Held des Fortschritts“ populären Ozeanflieger Charles A. Lindbergh. Vor diesem Hintergrund beleuchtet Roth nun aus der Sicht eines 7- bis 10-jährigen jüdischen Buben, wie die neue Regierung Zug um Zug das Land von oben bis tief unten hinein in den gesellschaftlichen Alltag zu einem Nazi-Amerika umkrempelt. Hochspannend dabei die Schilderungen unterschiedlicher Wahrnehmens- und Verhaltensweisen der Leute: Die einen sehen in jeder neuen Maßnahme zur Freiheitsbeschänkung einen Schritt zu noch Schlimmerem; die anderen ergehen sich in selbstberuhigender Verdrängung und Verharmlosung, „es werde schon nichts so heiß gegessen wie gekocht“.
Philip Roth galt als sehr genauer Beobachter seines Landes und seiner Landsleute, mit feinem Gespür, was da – oft unter der Oberfläche verborgen – an Möglichkeiten/Gefahren lauert. Im Falle des Romans „Verschwörung gegen Amerika“ hat man ihn jedoch weithin nicht für voll genommen. Ein Irrtum, wie sich rund 20 Jahre nach Erscheinen des Buches schmerzhaft herausstellt.
9.2.2025
Trotz vielfacher Fehlbewertungen auch durch diverse Medien, die derzeitigen Demos/Kundgebungen seien primär parteilich rot-grüne Proteste gegen Merz/CDU, trotz massiver Anfeindungen und bösartiger bis absurder Verleumdungen durch AfD, Springerpresse, Teile der Union, Netztrolle usw. – trotz alldem haben es sich auch an diesem Wochenende (7. bis 9.2.2025) wieder mehrere hunderttausend Bürger/innen nicht nehmen lassen, mittels aktiven Wahrnehmens des Grundrechts auf Demonstration für ein demokratisches, menschliches, buntes Deutschland und gegen einen Rechtsruck einzutreten.
Man muss schon sagen, die Bayern sind immer wieder für Überraschungen gut: Mit 250.000 (Polizei) bis 320.000 (Veranstalter) Teilnehmern gab es am Samstag in München die bisher in der diesjährigen Demo-Welle wohl größte Aktion. In Nürnberg kamen dann gleich nochmal mehr als 20.000 zusammen.
Einige weitere Zahlen vom Wochenende, heute (So) zwischen 17 und 18 Uhr aus den Medien gefischt: Bremen 35.000, Bremerhaven um 5000, Hannover 25.000, Gießen 13.000, Darmstadt um 9000, Marburg 15.000, Wuppertal 10.000, Mainz 4000+, Minden 5000, Rostock 3000, Heidenheim 4000 … Interessant auch wieder die rege Beteiligung in vielen Kleinstädten (wo heute teils der bundesweite Aktionstag von „Omas gegen rechts“ Anlaufpunkt war)- Z.B.: Andernach „mehrere Hundert“, Landau 700, Paderborn 500, Sarstedt 400, Kusel 800+, Bitburg 1500, Hachenburg 1200, Kaiserslautern 500, Han. Münden 1200 , Wermelskirchen 2000 ….
8.2.2025
Zu erwarten/anzunehmen, die Riesendemos des vergangenen Winters und die jetzigen würden gravierenden Einfluss auf das Wählerverhalten oder gar Merzens politische Strategie nehmen, war von vornherein naiv. Die Funktion und wesentliche Wirkung der Demos ist m.E. ohnehin eine andere: Man stelle sich vor, es hätte die Demos nie gegeben – das Land und die Atmosphäre darin wäre heute anders, wesentlich schlimmer. Die Braunen würden unbelacht mit dicker Brust „Wir sind das Volk“ schreien können. Über den freiheitlich-humanistischen Teil der Gesellschaft hätte sich (ähnlich wie jetzt in den USA) eine bleierne Decke der Frustration gelegt. Millionen Einzelindividuen wären in die innere Emigration gegangen – weil ihnen gar nicht bewusst gewesen wäre, dass es sie als beträchtliches kollektiv gesellschaftliches Gegengewicht zum Rechtsruck überhaupt gibt.
Die Vereinzelung der Demokraten, quasi die Atomisierung ihrer überparteilichen Gemeinsamkeit in einigen grundlegenden Werten, wäre (war immer) die wesentliche Voraussetzung für eine ungestörte Dominanz und schließlich Machtergreifung der Reaktion. Die Demos sind nicht der einzige, aber ein wesentlicher Hebel, solcher Atomisierung entgegenzuwirken – auch und gerade längerfristig, über kurzatmige Parteitaktiken, Umfragen, Wahlergebnisse hinaus; und selbst dann noch, wenn sich herausstellen sollte, dass die Parole „Wir sind mehr“ nicht mehr zutrifft.
7.2.2025
Es sei allseits ein lebenslustiges, demokratiefreundliches und ggf. demonstrationsfreudiges Wochenende gewünscht.
Als Dreingabe mal der Hinweis auf zwei positive Nachrichten in der Flut der negativen sowie eine interessante Beobachtung.
1. Nachricht: Der Verkauf von Tesla-Autos ist in Deutschland im Januar um 59,5 % gegenüber dem Vorjahresjanuar eingebrochen. Und dies, obwohl in denselben Vergleichsmonaten der Absatz von E-Autos generell um 53,5 Prozent anstieg. (Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt). Ähnliche Tendenzen gibt es in mehreren europäischen Ländern.
2. Nachricht: 40 große deutsche Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen haben einen gemeinsamen Aufruf herausgegeben, in dem sie (erwartbar) für eine neue Wirtschaftspolitik plädieren, zugleich aber auch Offenheit für die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland fordern, sowie sich generell zu „Vielfalt, Offenheit und Toleranz“ in Deutschland bekennen. Mitinitiator Roland Busch (Vorstandschef Siemens) warnte vor einer „massiven Zunahme femdenfeindlicher Positionen“ im Land. Was logisch ist, denn das Anheizen einer allgemeinen ausländerfeindlichen Stimmung untergräbt nachhaltig das gleichzeitig händeringende Bemühen um ausländische Fachkräfte.
3. Beobachtung: Ich bin zufällig auf das Phänomen aufmerksam geworden und habe es dann über mehrere Wochen beobachtet: Die Leserbriefseiten meiner regionalen Tageszeitung sind bei politischen Themen gewissermaßen Männer-Domänen. Auf einer heute publizierten Leserbriefseite – es geht monothematisch um die umstrittene Abstimmung im Bundestag – stammen nur 2 Zuschriften von Frauen, 9 von Männern. Was über mehrere Wochen betrachtet ein normales Verhältnis ist, an vielen Tagen fällt es noch krasser zu Ungunsten der Frauen aus. Meine zeitgleiche Beobachtung der Sache bei der überregionalen „Zeit“ kommt zu dem Ergebnis: Das MIssverhältnis ist dort etwas kleiner, aber mit 3:1 bis 4:1 noch immer gravierend. Erklärung für das Phänomen? Ich müsste spekulieren.
7.2.2025
Jede neue Nachricht aus den USA darüber, was Trump, Musk und Co. dort bereits anrichten und noch durchziehen werden, wenn sie niemand stopt, erzeugt bei mir kein Kopfschütteln mehr, sondern blankes Entsetzen. Einer Bande von Marodeuren gleich schlagen sie unter Missachtung aller Regeln der Demokratie wie des menschlich-zivilisatorischen Anstandes selbstherrlich und rücksichtslos Säuberungs- und Demontagechneißen durch die Institutionen des Staates wie auch das Leben der Gesellschaft. Das ist kein bloßer Regierungswechsel, sondern eine Machtergreifung mit dem Ziel, buchstäblich alles in diesem Land gleichzuschalten und (nicht nur daheim) ihrer absoluten, unkontrollierbaren Willkürherrschaft und profitablen Ausbeutung zu unterwerfen. Die Wahrheit wird gleich mit in eine beliebige Manövriermasse der neuen Herren verwandelt. Wir können in den USA jetzt live mitverfolgen, wovon die Rechsradikalen hierzulande träumen. Es ist barbarisch.
6.2.2025
Für das Wochenende 7./8./9. Februar sind bundesweit bislang in mehr als 200 Orten vor allem von überparteilichen Bündnissen, parteiunabhängigen Organisationen oder Einzelpersonen initiierte Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen etc. angekündigt. Hier eine (unvollständige) Auflistung:
6.2.2025
So zu tun, als sei die AfD eigentlich eine ganz normale demokratische Partei, nur halt etwas konservativer, nationalistischer und rauhbeiniger als andere, das ist entweder naiv oder der gezielte Versuch dem Wolf einen tarnenden Schafspelz anzulegen.
5.2.2025
Vier Anmerkungen zu den vielen großen und kleinen Demonstrationen/Kundgebungen derzeit in zahlreichen Orten gegen Rechtsradikalismus und für ein demokratisches, humanes, buntes Deutschland. > Ganzen Text lesen hier (frei)
3.2.2025
Ich habe lange gezögert, das, was Trump, Musk und Co. da treiben, als faschistisch zu bezeichnen. Aber nach näherer Betrachtung aller seit der Inauguration bereits ergriffenen und weiters angekündigten Maßnahmen, will mir partout kein anderer treffender Fachbegriff aus dem politikwissenschaftlichen Vokabular mehr dafür einfallen.
3.2.2025
Folgendermaßen beginnt meine eben bei der Rhein-Zeitung online veröffentlichte Kritik der jüngsten Produktion am Theater Koblenz:
„Der Sturm“, eines der allerletzten Stücke aus der wunderbar produktiven Feder William Shakespeares, kam jetzt auf die Bühne des Koblenzer Theaterzeltes. Die 105 Minuten kurze Inszenierung von Caro Thum beginnt mit einem Miniprolog: Hinter einer das ganze Bühnenportal verhängenden Plastikfolie baut ein großes dunkles Wesen mit sanfter Hand ein kleines zerbrechliches Etwas. Damit ist ein Ton gesetzt, der im Weiteren mehrmals wiederkehrt – und sich mit anrührender Empfindsamkeit zum poetischen Zentrum des Abends aufschwingt: Der liebevolle Umgang des „Inselmonsters“ Caliban (Jona Mues) mit seiner Gliederpuppe aus „Inselmüll“, der die Puppenspielerin Tanja Linnekogel zart-kindliches Leben einhaucht. (…)“
> Ganzen Artikel lesen hier (4500 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text
2.2.2025
An diesem Sonntagabend (2.2.2025) ein kurzer Blick ins Netz, der sogleich bei vielen Medien Schlagzeilen mit dem Tenor findet: „160.000 Menschen demonstrierten in Berlin für Erhalt der Brandmauer“. Erst sprach die Berliner Polizei von 80.000, erhöhte im Laufe des Nachmittags dann auf „rund 160.000“, am frühen Abend nannte der Veranstalter „bis zu 250.000“. Unter Dutzenden Aktionen heute auch in anderen Orten fand ich Zahlangaben für diese (überwiegend laut Polizei): Bonn „mehr als 10.000“, Ulm 10.000+, Saarbrücken 15.000, Regensburg 20.000, Kiel 14.000, Chemnitz „mehrere Tausend“ ….
In meiner heimischen Region (Mitttelrhein) höre ich aus dem Örtchen Alflen in der Vordereifel „mehrere Hundert“ und aus der westerwälder Kleinstadt Altenkirchen von „rund 1500“.
1.2.2025
Am späten Samstagabend (1.2.2025) ein schneller Rutsch durchs Netz. Zahllose Demos und Kundgebungen heute in ganz Deutschland gegen Rechtsradikalismus, „gegen Rechtsruck“, „gegen Zusammenarbeit mit der AfD“, vielfach unter der Losung „Wir sind die Brandmauer“; für ein demokratisches, tolerantes, humanes, buntes Deutschland… Nachfolgend einige unsystematische Funde von Aktionen heute mit Teilnehmerzahlen (gemäß Angaben in den Medien, die sich zumeist auf Polizeimeldungen beziehen):
Die beiden größten gab es wohl in Hamburg (70.000) und Stuttgart (44.000). Für Rheinland-Pfalz fand ich Koblenz und Trier mit jeweils um 4000. Karlsruhe und Mannheim jeweils 5000. Augsburg und Würzburg ebenfalls jeweils 5000. Göttingen und Hildesheim auch jeweils um 5000. Leipzig „mehr als 10.000“, Halle 8000+. Essen 15.000, Oldenburg und Bremen jeweils „mehr als 10.000. Dazu jede Menge kleinerer Orte mit je einigen hundert bis 3000 Teilnehmern. Für den morgigen Sonntag sind in mehreren Dutzend anderen Städten weitere Aktionen angekündigt, darunter eine Großdemo in Berlin.
1.2.2025
Samstagmorgen, 10.30 Uhr. Für den Moment bin ich ein recht glücklicher Mensch. Seit Abschluss meiner 30+x Minuten Körperertüchtigung in der Früh lese ich Shakespeare (in deutscher Übersetzung). „Der Sturm“, eines seiner spätesten Werke, vielleicht sein letztes überhaupt; die Forschung ist sich da, wie bei so Vielem hinsichtlich des großen William, nicht ganz einig. Am heutigen Abend hat eine Inszenierung des Stückes am Theater Koblenz Premiere, genauer: im Theaterzelt, der Ausweichspielstätte für die Renovierungszeit des Hauses. Jedenfalls fühle ich mich gut, denn ich habe freiwillig die Kritikerpflichten dafür übernommen – was mich nun zwangsläufig für rund zwei Tage den negativ aufregenden und anstrengenden Niederungen der akutellen Politik entreißt. Also: Erst Stück (wieder mal) lesen, am Abend dann schauen, hernach das Geschaute überschlafen, es anderntags sorgsam überdenken, dann ohne Hast nach bestem Wissen und Gewissen sprachlich möglichst ansprechend rezensieren.
Ich hoffe auf eine gut gemachte, poetische, sinnliche, hintergründige und schön ausgespielte Inszenierung einer schlüssigen und interessanten Stückinterpretation. Denn entgegen verbreiteter Volksansicht haben die meisten Vertreter/innen der Kritikerzunft und sowieso meinereiner am liebsten Einsatzabende, die ihnen auch selbst Freude machen und anerkennende bis lobende Besprechungen zur Folge haben dürfen. Auch bin ich gespannt, wie sich die Koblenzer Inszenierung im Reigen des guten halben Dutzend sehr unterschiedlicher „Sturm“-Umsetzungen ausmacht, die ich über meine Berufsjahre auf diversen Bühnen zu sehen bekam. Die Mainzer etwa ist mir noch ganz gut in Erinnerung (oder war das Frankfurt?), auch eine in Köln (oder wa’s in Bonn?). Und natürlich Dieter Dorns 1994er Einrichtung für die Münchner Kammerspiele mit Holzmann als Prospero und Gisela Stein als Ariel – gesehen bei irgendeinem Gastspiel (oder war’s im Fernsehen?). Es ist ein Kreuz mit dem Gedächtnis, aber, hach, ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf den Abend – wieder einmal mit Shakespeare, dem für mich größten Dramatiker aller bisherigen Zeiten. Freude!
31.1.2025
Tja, bisweilen kommt es anders als man denkt und plant. Eigentlich hatte ich meinem Mundwerk und den Schreibfingern zwecks Ruhe- und Beruhigungspause von Hirn und Gemüt für die jetzt auslaufende Woche Polit-Abstinenz verordnet. Daraus wurde nix. Selber schuld – denn ich hätte vorab ahnen können, sollen, müssen: Die Sache da im Bundestag wird eine hässliche Angelegenheit, und für Turbulenzen sorgen, die meinereiner nicht stillschweigend auf dem gemütliche Sofa aussitzen kann. Gleichwohl sei jetzt allerseits ein irgendwie angenehmes, vielleicht auch demokratisch engagiertes Wochenende gewünscht.
Als Dreingabe darf ich die Folge 235 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ kredenzen. Sie steht unter der Überschrift „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ und hat mit Karneval/Fastnacht zu tun. Der Text ist zwar auch nicht ganz unpolitisch. Da er aber vor der Untat von Aschaffenburg Redaktionsschluss hatte, haftet ihm noch, wie ich glaube, eine gewisse Leichtigkeit und jenes Augenzwinkern an, das schon ein paar Tage später schwerlich durchzuhalten gewesen wäre. Aber vielleicht hat das auch seine gute Seite: Ein paar Minuten Lektüre, die manch eine/r mit etwas sinnierendem Schmunzeln genießen kann. Obwohl sich auch darüber wieder einige aufregen werden. Nun denn… > Quergedanken Nr. 235 lesen hier
Guten Tag allerseits in den Vormonaten