Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im Februar 2023


28.02.2023

Ein aktueller Blick auf jene Front, der eigentlich die größte Aufmerksamkeit und die intensivsten Bemühungen seitens der gesamten Menschheit gelten müssten: die Klimafront. Nachfolgend jüngste Befunde vom Frontabschnitt Deutschland und seinen südwestlichen Nachbarn. Zum zwölften Mal in Folge sei in Deutschland der Winter deutlich zu warm ausgefallen, so die Meteorologen. Und zwar nicht um irgendeine Kleinigkeit von 0,X Grad, sondern heuer gleich um 2,7 Grad gegenüber dem Referenzzeitraum 1961 bis 1990. Wenigstens ist die Wasserlage in etlichen Bundesländern derzeit noch einigermaßen entspannt, dank ordentlicher Niederschläge im Frühwinter (wobei der Februar im Schnitt bereits wieder zu trocken ausgefallen ist).

Ganz anders die Wasserlage in weiten Teilen Italiens, Frankreichs, Österreichs und der Schweiz. Dort herrscht jetzt, im Februar, bereits weit überdurchschnittliche Trockenheit, trifft partiell bereits der Dürre-Begriff zu. Lago Maggiore und Comer See sind nur noch zu einem guten Drittel gefüllt. Dem Po-Becken fehlen 61 % Niederschläge, der Wasserstand des Tiber liegt 1,50 Meter unter normal und von 422 Grundwassergebieten in Frankreich wird für 245 ein niedriges bis extrem niedriges Niveau festgestellt. Es mangelt an Regen und vor allem an Schnee in den Alpen. Von einigen Gebieten abgesehen, liegt dort jetzt deutlich weniger Schnee als im langjährigen Mittel. Für die italienischen und Teile der schweizer Alpen wird derzeit ein Schnee-Minus von 53 % gemeldet. Heißt: Die Wasserzuflüsse aus der Schneeschmelze werden im Frühjahr einfach ausbleiben.


27.02.2023

„Ihr seid an allem schuld“, giftet Walter. Er setzt mir den Zeigefinger der Belehrung und Beschuldigung auf die Brust: „Ihr seid zu viele, habt zu wenige Kinder gezeugt, geht dieser Tage alle zu früh in Rente und lebt nachher auch noch zu lange.“ Hä?! Wie bitte?! Wer ist „ihr“? Als der Freund die Zielgruppe seines Vorwurfs mit „Babyboomer“ umreißt, gehe ich hoch wie dereinst das HB-Männchen. (…)

So beginnt die heute erschienene Folge 212 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ unter der Überschrift „Auf die Boomer folgen die Knicker“ > Ganzen Text lesen


24.02.2023

24. Februar 2023. Viel mehr noch als bloß der Einstieg ins erste Fastenwochenende nach Karneval ist dieser Freitag ein Tag der Trauer, des Zorns und der Solidarität. Denn heute vor einem Jahr begann der von Putin befohlene völkerrechtswidrige und durch rein gar nichts zu rechtfertigende Angriffskrieg der russischen Armee gegen den souveränen Staat Ukraine. Weshalb es mir etwas schwerfällt, nach gwohnter Manier ein angenehmes Wochenende zu wünschen. Ich tue es dennoch – weil ich den Moskauer Kriegsverbrechern keinen Einfluss auf meine Haltung zum Leben einräume.

Und noch ein Gruß aus der Malstube, entstanden über die Fastnachtstage: „Selbstporträt Nr. 2, Februar 2023; im 68. Jahr“. Dazu – aus Gründen – der Hinweis: Dies ist ein Gemälde, sozusagen malerische Dichtung auf dem Themenfeld „Selbstbild“. Es handelt sich dabei NICHT um den Versuch, einer fotorealistischen 1:1-Abbildung der Realität möglichst nahe zu kommen.

Titel: „Selbstporträt Nr. 2, Februar 2023 (im 68. Jahr)“. 50 x 60 cm, Acryl auf Leinwand. 23.02.2023 (c) Andreas Pecht

21.02.2023

Und so beginnt meine Besprechung des aktuellen Ballettabends am Theater Koblenz:

Die Eigenart der neuen Ballettproduktion lässt sich gut mit einem Blick auf den dominanten Kostümtypes umreißen: Dorit Lievenbrück hat dem Gros des Ensembles den Oberkörper eng und streng umfassende Tops schneidern lassen, die – bei Männern und Frauen gleichermaßen – von der Hüfte an übergehen in luftig leicht und halbtransparent den Unterkörper bis zur halben Wade umspielende Röcke. Strenge Form hier, Freiheit und Lockerheit da. Die stramme Strukturiertheit Bach’scher Musik und die Ausdrucksdisziplin klassischen bis neoklassischen Tanzstils treffen worauf? Auf die Lust des choreografierenden Ballettchefs Steffen Fuchs, mit jener oft unterschätzten Komponente zu spielen, die beidem ebenfalls innewohnt: Emotionalität jenseits religiöser Inbrunst oder kanonisierter Beziehungsetikette. Herausgekommen sind 70 pausenlose, buchstäblich bildschöne Minuten „Im goldenen Schloss“. (…)

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20.02.2023

Freude! Nachdem in den vergangenen zwei Wochen diverse Vorhutgruppen durchzogen, fliegen am heutigen Rosenmontag Welle um Welle teils riesige Schwärme der großen Zugvögel lautstark von Südwest ‚gen Nordost über den Unterwesterwald. Welcome back, ihr Lieben. Frühlingserwachen.


17.02.2023

Na dann: Diesen sei ein anarcho-närrisches, jenen ein behagliches Wochenende gewünscht. Zwar bin ich durchaus ein Freund dionysischer Genüsse, doch kein Aktiv-Fasenachter im Getümmel. Allerdings schaue ich aus relativer Ferne gerne zu, halte von generalisierendem Karnevals-Bashing wenig. Ich erfreue mich an der Freude des jeckischen Volkes, auch an bisweilen recht gelungenen Tanznummern, schmunzle oder lache lauthals, falls in der Bütt mal eine Pointe mit Können gewirkt und trefflich gesetzt ist, selbst wenn sie mir weltanschaulich nicht behagt. In diesem Sinne: Gute Zeit!

Gruß aus der Malstube: „Meine Eva in Schmidt-Rottluffs Garten mit Turm“. Anfang der Woche hatte ich kurz überlegt, ein Fastnachtsmotiv zu malen, mich dann aber dagegen entschieden. Weil: Sämtliche Medien quellen über von Narrenbildern, da braucht’s mich nicht auch noch. Also lieber mal wieder lernen und üben durch Spielen mit Stilen.

Titel: „Meine Eva in Schmidt-Rottluffs Park mit Turm“. 50 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. 17.02.2023 (c)Andreas Pecht

11.02.2023

Oh Hirn, du seltsames, du unberechenbares, anarchisches Organ. Mitten in der Nacht weckst du mich, um ausgerechnet mir, der ich im Wachzustand keine drei Verszeilen behalten kann, gleich eine ganze Gedichtstrophe aus dem Speicher des Unterbewussten zu holen und vor den Latz zu knallen. Warum das? Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, die eigenen Maximen seit Jugendtagen im Alter nicht zu vergessen? *grübel* Die Gedichtstrophe stammt von Günter Eich und geht so:

Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!/
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für /
euch erwerben zu müssen. /
Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind, wenn mit /
der Leere eurer Herzen gerechnet wird! /
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet! /
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!


10.02.2023

Wenn die Wetterfrösche richtig liegen und sich das große Omega-Hoch jetzt zu uns herein schiebt, wird das ein sonniges und frostfreies Wochenende – dem eine ebenso sonnige Woche mit zweistelligen Temperaturen folgt. Dazu seien reichlich angenehme Frühlingsgefühle gewünscht (obwohl es, biologisch betrachtet, eigentlich zu ftrüh dafür ist).

In der Malstube ist nichts Neues entstanden. Das schöne Wetter hat mich die zurückliegenden Tage ins Freie gezogen zu stundenlangem Werkeln mit Säge und Axt. Es war ein bisschen zuviel des Guten bei doch teils noch eisigen Temperaturen: Der Rücken hat zwei bis drei Streiktage angemeldet. Die verbringe ich nun mit Wärmeumschlägen und Entspannungsübungen in der Kreativstube – stets in angenehmer und inspirierender Gesellschaft der an meiner „Wand der Weiblichkeit“ (s. Foto) versammelten Damen.

„Wand der Weiblichkeit“ in der Malstube 02.23

06.02.2023

Und plötzlich fühlt man sich nur klein und hilflos, ist entsetzt und ratlos: verheerendes Erdbeben in der Türkei, in Syrien und Kurdistan.


05.02.2023

Wenn die Gelehrten sich nicht einigen können, verfahre ich halt auf Basis eigener Überlegung oder Intuition, wie ich es für sinnvoll halte oder es mir am besten in den Kram passt. So etwa im Falle Obstbaumschnitt. In den einschlägigen Gartenmagazinen und -büchern werden dazu unterschiedliche Positionen vertreten. Hier heißt es, Herbst sei die ideale Zeit für den Baumschnitt; dort wird dem Frühjahr der Vorzug gegeben; und wieder andere schwören auf Winterschnitt, betonen allerdings, man solle starke Fröste meiden (ab wann ist „starker Frost“, -1, -3 oder erst -8 Grad?).

2020 und 2021 schnitt ich die fünf (altehrwürdigen) Apfelbäume, für die ich seit 2018 pflegezuständig bin, jeweils im Spätherbst als die Blätter runter waren. Denn da hatte ich jeweils Luft und Lust dafür. 2022 war das nicht der Fall, weshalb ich erst am gestrigen Sonnensamstag mit Säge und Schere dem ersten Baum auf den Leib gerückt bin. Bis zum Frühjahr mag ich nicht warten; dem Frühjahrsschnitt gegenüber bin ich etwas misstrauisch. Gerade angesichts der mild gewordenen Winter und der sich immer weiter nach vorne schiebenden Frühlingseinbrüche ist mir die Gefahr zu groß, dass die Baumsäfte bereits strömen, wenn ich anrücke. Was nicht gut wäre.


03.02.2023

Freitag ist’s, kurz nach Mittag. Draußen Schietwetter: Hierorts alles grau verhangen, dazu Regen und Gebläster; andernorts in der Republik, so höre ich, soll es Massen von Pappschnee runterhauen. Man lasse sich darob nicht verdrießen, verlege sich stattdessen aufs faule Genießen des gleich beginnenden Wochenendes. Aus der Malstube diesmal ein Doppelgruß.

Titel: Tänzerin, halb knieend.
40 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. 3.2.2023 (c) Andreas Pecht

 

Titel: Unter der Zuckerkruste.
40 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. 1.2.2023 (c)Andreas Pecht

Bild 1 zeigt eine im zeitgenössischen Ballett weit verbreitet Tanzfigur; sehr reizvoll, mit allerhand variierenden starken Ausdrucksmöglichkeiten. Bild 2 ist ein kleines, etwas abstrahiertes Sinnbildchen aus dem Themenfeld „Beziehungskisten“. Ich habe ihm den Titel „Unter der Zuckerkruste“ verpasst. Selbiger ist geklaut bei meinem Freund Wolfgang K. Lembach, der jene eigene Erzählung so überschrieben hat, die meine Malarbeit inspirierte.


02.02.2023

Noch nix.



31.01.2023

Feine Sache. So allmählich finde ich wieder in den alten Bewegungsrhythmus, der mich über Jahrzehnte begleitet hatte, nach meinem elenden Sturz vor fast drei Jahren dann aber leidlich aus dem Tritt gekommen war. Der Rhythmus geht so: Im Schnitt an fünf Tagen pro Woche je ein bis zwei Stunden stramm durch den Wald marschieren. Die neuzeitliche Selbstoptimierungskultur würde solchen Usus wohl als „Training der Ausdauer“ verbuchen und mit allerhand Gerätschaften zeitlich, örtlich, physiologisch vermessen. Ich bin schon einfach losmarschiert, mal diese, mal jene Runde, da war der Begriff Selbstoptimierung noch völlig unbekannt und gab es auch die digital-elektronischen Vermessungsgerätschaften für jedwede Leut‘ noch nicht.

Nach besagtem Sturz und bis zum Anschlag verdrehten Bändern des rechten Fußes, war ich wochenlang an Krücken und hernach noch einige Monate am Stock gegangen. An vorsichtige Wiedereroberung der Pfade, halbwild unebenen oder geschotterten Wege meines Waldrefugiums konnte ich erst nach Gewöhnung an die Nordic-Walking-Stecken denken. Der Fuß ist inzwischen längst wieder in Ordnung, aber die beiden Stecken mag ich mir nicht mehr abgewöhnen. Der Waldschrat ist nun allemal vierfüßig unterwegs – in nicht minder flottem und schweißtreibendem Gang, selbst querwaldein, als vor dem Unfall.

Ja, ja, ich seh‘ sie gleich grinsen und höre sie lästern, die lieben Zeitgenoss*innen, ob des vermeintlichen „Altleutesports“ und seines „lächerlichen Aussehens“. Denen, die da grinsen und lästern, sei zugerufen: Ihr habt keine Ahnung – von den wirkmächtigen zusätzlichen Trainingseffekten dieser Vierfüßigkeit für Arm- und Rückenmuskulatur; von der zusätzlichen Tritt- und Gangsicherheit auch in schroffem Gelände. Und was das Aussehen angeht: Das ist mir völlig egal. Denn: Bin ich auf Waldtour oder stolziere ich über den Miss-/Mister-World-Laufsteg?


29.01.2023

Zeit meines Lebens die immer gleiche Grundstimmung so Ende Januar und den Februar hindurch: Ungeduld. Keine Lust mehr auf kalt und dunkel. Warten auf den Frühling.


27.01.2023

Es sei allseits ein gemächliches, stressfreies Wochenende gewünscht. Diesmal statt eines Grußes aus der Malstube, einer aus der Schreibstube: Folge 211 meiner Monatskolumne „Quergedanken“, heute im mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“ erschienen unter der Überschrift „Nun macht doch mal langsam“. > Ganzer Text hier (freier Lesetext, 3400 Anschläge)   




>>> „Guten Tag allerseits“ in den Vormonaten

Andreas Pecht

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