Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im April 2022

10.04.2022

Im März geschah nicht viel an der Staffelei. Zu schön weithin das Wetter und also hatten die frühen Gartenarbeiten Vorrang. Auch drückt der Putin’sche Angriffskrieg aufs Gemüt und dämpft die Lust zum frohen Mal-Schaffen – bis es schließlich doch der Seelentröstung durch Schönes bedarf, um das schier Unerträglichen irgendwie auszuhalten. Nur bei einem schnellen Spontanbild im April hat sich das Kriegsthema Geltung verschafft. Die nachfolgenden vier Bilder sind chronologisch nach ihrer Fertigstellung geordnet. Das eine oder andere taucht in den thematischen Galeriesammlungen ein weiteres Mal auf. > Malarbeiten März/April 2022 sehen (hier)


09.04.2022

Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Diktaturen ist nur ein Aspekt eines viel größeren Problems, was man schon vor dem Ukraine-Krieg zu Beginn der Corona-Pandemie sehen konnte und auch davor schon lange hätte sehen können: Die Weltwirtschaft hat sich systematisch wegbewegt von den Prinzipien der Diversität und der Redundanz, also von der Vielfalt und der doppelten oder mehrfachen Sicherstellung (etwa der Belieferung mit Rohstoffen, Halbfertigprodukten, Energie, der Lager- und Vorratshaltung, der teilweisen Selbstversorgung, der Lieferketten, der Wirtschaftskreisläufe etc.). Mit der einseitigen Fixierung auf die jeweils billigsten und/oder profitabelsten Wege, Verbindungen, Möglichkeiten, Produkte auf dem Weltmarkt sind wir bis auf die Ebene der Regionen hinunter Zug um Zug und ziemlich blind in die Falle weitgehend eindimensionaler Abhängigeiten gestolpert. Das ist so, als würde die Natur gezielt auf genetische Vielfalt/Artenvielfalt verzichten. Tut sie aber nicht, weil Diversität eben DAS Erfolgsmodell des Lebens schlechthin ist. Aber Homo oeconomicus („sapiens sapiens“) wusste es halt mal wieder besser.


06.04.2022

Meldung der Vormittagsnachrichten: Lauterbach nun doch nicht völlig durch den Wind. Lerneffekt, Kehrtwende, Zurückrudern in Sachen „freiwilliger Quarantäne“ bei Covid-Infektion ab 1. Mai: Die verpflichtende Quarantäne nach bisheriger Regelung soll nun doch bleiben. Das fassungslose Kopfschütteln der deutschen Ärzteschaft, der Wissenschaftsgemeinde, der Sozialverbände, ja selbst bei Teilen der Wirtschaft über die nur noch „freiwillige Quarantäne“ war ja auch vernehmlich genug.


05.04.2022

Drei hier nicht zitierbare Flüche beim Lesen der Frühstückszeitung galten folgenden Umständen:

1. dem gestrigen Beschluss der deutschen Gesundheitsminister, die Quarantänepflicht für Corona-Infizierte zum 1. Mai aufzuheben – zugleich aber inständig auf „freiwillige Isolierung“ im Ansteckungsfall zu drängen. Solche „Logik“ übersteigt mein Begriffsvermögen. Denn staatspolitisch scheint es offenbar völlig egal, ob sich die Leute anstecken, gesellschaftlich/privat aber wohl nicht.

2. dem Umzug von 450 fahnenschwenkenden Putin-Anhängern aus Rheinland-Pfalz und anliegenden Regionen in Bad Kreuznach. Nach Verlautbarung hatten sie gegen (vorgebliche) Diskriminierung und Mobbing russischer und russischstämmiger Menschen jetzt in Deutschland demonstrieren wollen. Tatsächlich wurde es großenteils eine Pro-Putin-Kundgebung. Mittendrin erkennbar auch  Gesichter der von ehemaligen ost- und westdeutschen SED-Parteigängern geführten Koblenzer Putinisten-Sekte.

3. dem dritten Teil des Weltklimaberichts. Obwohl die beim Weltklimarat zusammengefassten jüngeren wissenschaftlichen Befunde darin durch politische „Kompromiss-Formulierungen“ beträchtlich verwässert worden sind, ist das Ergebnis zutiefst frustierend. Nie waren die globalen CO2-Emissionen so hoch wie im Berichtszeitraum 2010 bis 2019. Nie die Kluft zwischen Klimaschutzversprechen der Staaten und ihrem tatsächlichen Tun so groß wie in jüngster Zeit. Die einzige „positive“ Nachricht lautet: Die CO2-Emissionen steigen und steigen immer weiter, nur hat sich die Geschwindigkeit des Anstiegs ein klein wenig verlangsamt. Vom unbedingt nötigen Stop und schließlich Sinken allerdings kein realistisches Anzeichen weit und breit.

***

Je nach Gegend, Milieu, Klientel, Tageszeit scheint es recht unterschiedliche Beobachtungen zu geben, was freiwilliges Weitertragen von Corona-Schutzmasken angeht. Meine Beobachtung eben (Dienstagvormittag zwischen 10 und 11 Uhr) in der westerwälder Kleinstadt Ransbach-Baumbach beim Einkaufen (Supermarkt, Metzger, Bäcker, Bank, Tanke) grob über den Daumen: Frauen aller Altersklassen nahezu 100% mit Maske, Männer etwa 60% (im Rentenalter fast alle mit, jüngere teils ohne).


02.04.2022

Ab diesem Sonntag also: Weitgehender Wegfall verpflichtender Corona-Schutzmaßnahmen. Wer nun jubiliert und seine Maske wegschmeißt, der/dem sei gesagt: Besonders gescheit ist das eher nicht, für Vollgeimpfte nicht, für Ungeimpfte erst recht nicht.
ICH WERDE MEINE MASKE (FFP2) JEDENFALLS WEITERHIN TRAGEN beim Einkaufen und überall dort, wie ich mit etlichen/vielen Menschen näher in Kontakt komme.

Warum? Weil ich Zahlen lesen kann. Weil ich verstehe, was die Fachwissenschaftler sagen und die Mediziner berichten. Weil ich zuhöre, wenn aus meinem großen Kreis aus Nachbarn, Bekannten, Freunden von nicht ganz so leichten Omikron-Infektionen erzählt wird. Weil ich einen Kopf fürs eigene Denken habe und ein Herz, das nach wie vor nicht nur mich selbst vor anderen geschützt wissen will, sondern ebenso andere vor mir.


01.04.2022

Zum Wochenendstart heute mal wieder ein kleiner Gruß aus der Malstube. Malerisch nicht anspruchsvoll, aber am Vormittag in spontaner Ehrlichkeit binnen einer Stunde aus dem Herzen geflossen. Ich habe das Bildchen betitelt „Der Riese wird fallen“ (Acryl auf Leiwand, 50 x 50 cm). Und mit eben diesem Wunsch im Hinterkopf geht’s ins kühle, womöglich verschneite Wochenende.


31.03.2022

So beginnt meine heute erschienene Monatkolumne „Quergedanken“, Folge 201: „Schluss mit lustig! Schlimmer als 2020/2021 könne es nicht werden, hatten wir geglaubt. Corona-Seuche, katastrophische Klimawandelwirkungen, fanatische Realitätsleugnung nebst Wissenschafts- und Demokratiefeindlichkeit… Doch wir hatten falsch geglaubt, denn es ist noch viel schlimmer gekommen: Das erste Quartal 2022 ist das übelste, das ich in meinen 66 Jahren erlebt habe.“ (…) > weiterlesen „Der Krieg soll verflucht sein!“

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

Archiv chronologisch

Archiv thematisch