Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im Mai

30.05.2022

Noch bleibt ungewiss, ob er nur eine der vielen kurzzeitigen Moden ist oder eine dauerhafte Entwicklung quasi als kreatürlicher Ausgleich zur Entfremdung des Homo sapiens von seinen Ackerbauer-Wurzeln: der aktuelle Boom des privaten Gärtnerns, nicht zuletzt des eigenen Gemüse- und Obstanbaus. „Urban Gardening“ heißt  auf Neudeutsch für die städtischen Räume, was man auf dem Land „Reaktivierung der alten Bauerngartenkultur“ nennen könnte. Meine Monatskolumne Quergedanken Nr. 203 wirft einen launigen Blick auf das Phänomen unter der Überschrift > Kleiner Garten Eden für jede und jeden (freier Lesetext hier)


29.05.2022

Irgendwie werde ich derzeit bei Vorbeifahrt an den Tankstellen den Eindruck nicht los: Die Mineralölkonzerne hauen in den letzten Tagen und Stunden vor Inkrafttreten der staatlichen Entlastungsmaßnahmen geschwind das auf ihre Spritpreise drauf, was die Maßnahmen an Entlastung für die Verbraucher hätten bringen sollen/können. Und irgendwie überrascht mich das auch gar nicht.


26.05.2022

Wohl passend zum Wetter an diesem Wochenende: Wenn’s mal frisch wird in der Sommerfrische, schlüpft diese Dame in die Outdoor-Juppe ihres Gatten. Der ist zwei Köpfe größer und doppelt so breit wie sie, was ihr sichtlich formidable Luftpolster verschafft. (Acryl, Aquarell auf Leinwand, 40 x 50 cm).
Angenehm frisches Wochenende allerseits.

 

25.05.2022

Hausgärtners Freud und Leid zur Maienzeit

Habe nun, ach, wie weiland der Herr Doktor Faust, mit Eifer alle Theorien studieret, wie die beiden großen Frühjahrsinvasionen in der gärtnerischen Selbstversorgungswirtschaft wohl mit raffinierter Methodik zurückzuschlagen seien. Aber ein ums andere Jahr stellt sich erneut heraus: Grau ist alle Theorie, und am Ende hilft doch nur schnöder Köpereinsatz gegen die Angriffe unerwünschten Nebenwuchses (früher fälschlich Unkraut genannt) und schleimig kriechender Heerscharen auf das, was du gesäet und gepflanzet hast. Will sagen: Da giftige Elixiere und Pülverchen verdammt sind, ist probat in diesem Ringen letztlich allein die Reaktivierung des genetischen Erbes der Uraltvorderen – Jagen und Sammeln in noch feuchter Früh‘ oder zur dämmrigen Abendstund‘.

Erfreuchlich: Wir werden wohl nicht hungern müssen, denn die hiesigen Schnecken verschmähen sämtliche Zwiebelgewächse, die meisten Kohlarten, das Kartoffelkraut, auch Tomaten- und Gurkengrün. Jedenfalls solange sie hinreichend Salat, junge Auberginen- und Melonenpflanzen vorfinden. Weshalb ich in einem Bottich eigens Salatsamen zweier Tütchen zu Opferpflanzen herangezogen habe. Davon werden nun dreimal pro Woche etliche in die hohen und niedrigen Beete ausgesetzt, quasi den Schnecken zum Fraß vorgeworfen. Die strömen denn auch willig an den Opferstellen zusammen, was wiederum dem Jäger seine Arbeit erleichtert. Erfreulich ebenso: Unkrautsammeln/-zupfen wird, zumindest in den Hochbeeten, zur täglich angenehm gedankenlosen Meditationshalbstunde.


24.05.2022

Nur so ein kleiner Spontangedanke zu später Stunde:
Es ist für mich eines der seltsamsten Phänomene unserer Epoche, dass ständig Maschinen und Geräte entwickelt werden, deren Nutzung Veränderungen menschlicher Denk- und Verhaltenssystematik erfordert. Noch befremdlicher ist, dass das von vielen Zeitgenossen inzwischen für völlig normal und quasi natürlich gehalten wird. Irgendwie scheint niemand auf die Idee zu kommen, dass es eigentlich umgekehrt sein müsste: Maschinen und Geräte sollten so konstruiert sein, dass sie den Denk- und Verhaltensweisen der Menschen angepasst sind. Wer hat wem zu dienen?


23.05.2022

Das Theater Koblenz hat jetzt eine bemerkenswerte Inszenierung von Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ zur Premiere gebracht. Dreieinviertel Stunden nimmt sich die Regie von Markus Dietze Zeit, eine textliche Neubearbeitung des Klassikers durch Elisabeth Pape umzusetzen. Die blutjunge Autorin redigierte, modernisierte den alten Großmeister Tschechow, fügte dessen Stück gar Szenen aus eigener Feder hinzu? Da geht man neugierig, zugleich aber mit einem gerüttelt Maß an Skepsis in die Vorstellung. > Meine Premierenbesprechung (5000 Anschläge, kostenpflichtiger Rhein-Zeitungs-Artikel)


22.05.2022

Zum Wochenende auch noch was Nettes, verbunden mit dem Wunsch auf einen angenehmen Restsonntag. Erste Probearbeit aus meinem Sommeratelier unterm Haselgebüsch. Einfach abgemalt und mit etwas Fantasie respektive Erinnerungen bereichert/variiert, was bei Nordausrichtung der Staffelei vor Augen steht: „My home hinten im Sommer“ (Acryl, Aquarell auf Leinwand, 60 x 50 cm).

An keinem Bild habe ich bisher so lange herumgedoktert, übermalt, wieder und wieder verändert, wie an diesem. Wie schon beim Technischen Zeichnen während meiner angefangenen Schlosserlehre in Jugendjahren hatte ich mit der Übertragung geometrischer Winkel, Linien, Schrägen aus der Dreidimensionalität der Wirklichkeit in die Zweidimensionalität der Leinwand richtig zu kämpfen. Gewiss, man kann das mit Zirkel, Winkelmesser, Lineal konstruieren. Ich wollte es aber „sehen“ – und sah es oft erst auf den zehnten Blick oder den zwölften Pinselstrich oder manchmal gar nicht. So ist dieses Bild vor allem eine intensive Übungsarbeit, der ich die Kategorie „naiver Realismus“ verpasst habe.


22.05.2022

Es gibt im Netz bei fast jeder Diskussion über die Ukraine-Frage einige vehement auftretenden Leute, die reden und reden und reden über alles mögliche und unmögliche – allerdings stets geflissentlich weit vorbei an der eigentlichen Kernfrage des Themas: Hat Putin widerrechtlich den souveränen Staat Ukraine militärisch angreifen/überfallen lassen oder stehen ukrainische Truppen vor Moskau?


21.05.2022

Zorniger Gefühlsausbruch angesichts der Verlogenheit und agitatorischen Impertinenz vorgeblicher Freunde Russlands in der deutschen Putinistenszene:
Wladimir Putin und seine Paladine sind eine Schande für Russland und das schlimmste Unglück für dieses schöne und größte Land auf Erden seit dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion!


19.05.2022

Maimitte hin, Maimitte her: Nunmehr ist für unseren Hausstand, wie man früher bei der Bundeswehr sagte, „Hochsommer befohlen“. Die entsprechende Umrüstung erfolgte gestern durch Aufhängen der Fliegennetze an der Verandatür und den beiden Öffnungsfenstern im Erdgeschoss. Nicht, dass es eine übermäßige Insektenplage gäbe. Eher ist das Gegenteil der Fall, trotz der zwei direkt nebenan ansässigen Pferde. Ich weiß, anderweitig summt und brummt es munter. Hierorts jedoch sind, verglichen mit früheren Jahrzehnten, Bienen, Hummeln, Hornissen, Wespen anhaltend bloß Einzelerscheinungen.

Wenigsten flattern in den letzten Tagen ganz ordentlich Schmetterlinge umeinand‘. Warum also noch Fliegennetze? Wegen der dicken Brummfliegen, der schillernden Schmeißfliegen und der kleineren quälgeistigen Stubenfliegen. Zwar ist hier auch deren Zahl gegenüber früher durchaus signifikant zurückgegangen. Doch schon bei einem halben Dutzend dieser Gesellen in der Bude ist es vorbei mit der Behaglichkeit von Schlummerstündchen mittags auf dem Sofa und abends vor der Flimmerkiste.

Apropos Wetter. Liebe Leut‘ im nördlichen RLP und weiter nordwärts: Ich gehe jetzt gleich mal ums Haus und mache, was geht, sturm-, sturzregen- und hagelresistent. Die Wetterfrösche fast sämtlicher Institute mahnen für den heutigen Donnerstag und mehr noch den Freitag zur Vorsicht. Denn es könne im Zuge eines Frontenwechsel recht dicke kommen. Ja, ja, vielleicht auch wieder nicht oder nur halb so wild. Aber lieber dreimal vergeblich vorgesorgt, als einmal gar nicht und damit ins Klo gegriffen.


17.05.2022

Nachdenklich. Lässt sich, wie von verschiedener Seite dieser Tage behauptet, in Deutschland so etwas wie „Kriegslüsternheit“ oder gar „Kriegsbegeisterung“ bei den Unterstützern des ukrainischen Kampfes gegen die Putin’sche Aggression feststellen? Ich meine: Es mag solche Züge hie und da geben, doch beim Gros der hiesigen Mitmenschen ist das nicht so.

Das Phänomen ist ein anderes: Fortschreitende Militarisierung des Denkens, Sprechens/Schreibens und Handelns. Das mutet uns unendlich vorgestrig an, ist m.E. aber quasi eine zwangsläufige Folge des traurigen Umstandes, dass nahebei tatsächlich KRIEG IST. Weshalb jedes Gespräch, jede Betrachtung, jede Analyse der Ukraine-Frage nicht beim theoretischen Philosophieren und Politisieren bleiben kann. Vielmehr landet man unausweichlich nicht zuletzt auch bei der militärischen Lage im real stattfindenden Krieg – inklusive des mehr oder minder deutlich ausgesprochenen Wunsches, die russische Aggressionsstrategie möge mit Pauken und Trompeten scheitern.

Diese Art Militarisierung, also Aufmerksamkeit/Interesse fürs militärische Denken, Handeln, Geschehen ist jedoch weder Kriegslüsternheit noch Kriegsbegeisterung, sondern eine quasi logische Reaktion auf die kriegerische Zwangslage, in die Putin Europa mutwillig gestürzt hat. Und nein, diese neue Aufmerksamkeit macht überhaupt keine Freude. Gleich mir haben sich sehr viele Zeitgenossen nur mit allergrößtem Widerwillen dem uralten Barbarenthema Krieg zugewandt – weil es, verdammt nochmal und gegen jede Vernunft, auch den modernsten Zeiten ganz praktisch wieder übergestülpt worden ist.


16.05.2022

Nun denn also. Meine sechs leeren Regenfässer recken ihre gierig weit aufgerissenen Mäuler dem Himmel entgegen. Auf dass der für heute (Montag) von den Wetterfröschen angekündigte Durchzug eines starken Regengebietes ihren Durst stille. Doch wehe, aus dem Durchzug wird hierorts, wie so oft in den letzten Wochen, wieder nur ein Vorbeizug. Die Götterbagage des Olymp ist gewarnt. Unverblümt habe ich den hohen Herr- und Damenschaften vom Frühstückstisch aus gedroht: Sollte unsereins vom Nass wieder nichts abbekommen, werde ich schon morgen meinen in himmlischen, irdischen und unterirdischen Gefilden gleichermaßen  gefürchteten Regentanz im Adamskostüm unerbittlich zur Aufführung bringen. Mehr noch: Ich werde zehntausende meiner Zeitgenoss*innen aufrufen, sich dem anzuschließen. Das kollektive Stampfen, Wippen, Schaukeln, Wabbeln und Schwappeln der menschlichen Fleischesherrlichkeit würde die Weltordnung gewiss in ihren Grundfesten erschüttern. Sehet euch also vor, Ihr da oben.


15.05.2022

Herrje, was für ein Wochenende – bar jedweder Überraschung.
1. Wie erwartet: Sonne satt durchgehend.
2. Wie erwartet: Werder Bremen steigt auf.
3. Wie gewettet: Der ukrainische Beitrag gewinnt, dank Volkes mächtiger Stimme, den ESC; der deutsche Star-Sprechgesang landet auf dem letzten Platz. (Ginge es nach mir, stünde Portugal auf Platz zwei und Netherlands auf drei. Aber auf mich hört ja niemand).
4. Wahlausgang NRW wie von mir erwartet: Die großen Verlierer sind FDP, Linkspartei und AfD. Die ersten beiden verlieren jeweils mehr als die Hälfte ihrer Stimmen, die Braunen rund ein Viertel. Kleinere Sprüngchen machen die beiden großen Parteien: CDU ein bisschen nach oben, SPD etwas mehr nach unten (was wohl nur stramme SPD-Parteigänger überrascht hat). Großer Gewinner dieser Wahl sin die Grünen mit schierer Verdreifachung des Stimmanteils. Was die Situation im Bund dazu beitrug, darf man getrost den HaBock-Effekt nennen.


13.05.2022

Wenn ich recht orientiert bin, stünden an diesem Wochenende kalendarisch die Eisheiligen an. Wettervorhersage für Samstag/Sonntag: Etwa vom Münsterland bis Baden quer durch die Republik 26 plus X Grad bei strahlendem Sonnenschein. Die Heiligen sind schon länger nicht mehr, was sie mal waren, und die Eisheiligen jetz auch nicht mehr. Nun denn, ich habe heute alles gepflanzt, was im Garten mit Rücksicht auf diese „kalten“ Tage noch fehlte. Schaun mer mal, ob sie ganz ausfallen oder verspätet doch noch irgendwann aufkreuzen. Geruhsames Wochenende allerseits – Sonnencreme nicht vergessen.


11.05.2022

Auch im Westerwald sitzt oder steht man draußen. Mein Sommeratelier unterm Haselgebüsch. Staffelei Marke Eigenbau (beliebig höhenverstellbar) = 4 Dachlatten, 1 Sperrholzplatte, 2 kleine Klappscharniere, 2 Maschinenschrauben mit Flügelmuttern, einige Holzschräubchen. Benötigtes Werkzeug: Zollstock, Bleistift, Säge, Bohrer/Schrauber. Fertig.


09.05.2022

Ein beknackter, sozusagen fast verkackter Montag war das. Am Morgen beim Zähneputzen in den Finger geschnitten (fragt nicht! Es gibt nichts, das es nicht gibt). Nachher mit dem Auto in die Werkstatt (fragt nicht!). Später die Klaviertasten mit Blut verschmiert und die Hose versaut (fragt bloß nicht!). Am Abend festgestellt, dass kein Wasser mehr in den Regentonnen ist (fragt nicht!). Danach mit Bohnensuppe den Gaumen verbrüht, jetzt Brandblase im Maul (nein, keine Fragen!). Ich hätte am Morgen im Bett bleiben sollen – wohin ich mich nun, vorsichtig hintastend, trotz alledem frohgemut begebe.


08.05.2022

Nachdenklich. Ich tue mir etwas schwer damit, dass der 8. Mai hierzulande als „Tag der Befreiung“ begangen wird. Schließlich sind die alliierten Soldaten nicht in den Kampf gezogen und zu Millionen gefallen, um Deutschland von den Nazis zu befreien, sondern die übrige Welt von Nazi-Deutschland. Das NS-System war vom Gros des deutschen Volkes nun mal geduldet, getragen, gewollt und eben keine Fremdherrschaft. Für uns Nachgeborene ist der Tag der deutschen Kapitulation eine Gnade, weil es ein „Tag der Befriedung“ war und der (mit Waffengewalt erzwungene) Anfang einer Hinwendung zum Besseren.


07.05.2022

Wenn das so ist, ist es eben so, und man sollte es sich eingestehen ohne Frust oder Groll: Meine Lust am Malen und Ölfarben werden nicht warm miteinander. Übers Jahr habe ich mich mit Bleistift, Zeichenkohle, Aquarell- und vor allem Acrylfarben bestens angefreundet. Erste kleine Versuche mit Öl drinnen in der Malstube und ein größerer, ganztägiger Anlauf heute im Freien sind in die Hose gegangen. Weniger, weil die Ergebnisse für die Tonne waren, das passiert auch mit den anderen Malstoffen immer wieder mal. Aber der Umgang mit den Ölfarben hat mir einfach keinen Spaß gemacht – was für mich, der aus purem Spaß an der kreativen Freud malt, ein KO-Kriterium darstellt.

Herr im Himmel ist das ein Gematsche und Geschmiere. Egal, welche Pinselsorte ich nutze: Ich kriege keine gescheiten Linien hin, dafür ist die Leinwand bald überall versaut von Farbresten an den Händen bis hinauf zum Ellbogen und an Pinselschäften. Überhaupt habe ich am Ende mehr Farbe auf dem Kittel, im Handlappen, auf dem Beistellstich, ja selbst im Gesicht und in den Haaren als auf der Leinwand. Das Ölzeug trocknet ja erst nach Tagen oder Wochen, während Aquarell- und Acrylfarbe schon nach ein paar Minuten wieder „begehbar“ sind. Gewiss, man kann den Umgang mit Öl bestimmt lernen. Aber muss ich mir diese Mühe auf die alten Tage noch aufladen? Nö – auch ohne Öl ist meine Malwelt eine überreiche.


04.05.2022

Dieser Tage erhob sich mal wieder Klage über absterbende Innenstädte, Leerstände, Publikums-/Käufermangel. Seit Jahren ist der Verursacher schnell ausgemacht: der Internethandel. Klage und Sorge über schlechte Zukunftsperspektiven der Innenstädte sind natürlich berechtigt. Und gewiss ist der Internethandel einer der Ursachefaktoren. Der Vergesslichkeit scheint allerdings anheim gefallen, dass es vielfach die heute klagende Kommunakpolitik selbst war, die in den 70ern, 80ern, 90ern die Entwicklung zum Ausbluten der Stadtzentren in Gang setzte. Wie das?

Die Älteren werden sich erinnern: Gemeinderäte der großen wie mittleren Städte, ja selbst ländlicher Unterunterzentren überschlugen sich im Bemühen, möglichst rasch ein, zwei oder mehr Gewerbegebiete (Einkaufsgebiete) draußen vor den Toren ihrer Orte einzurichten. Stadtentwicklungspolitik hieß damals: Die Musik spielt auf der „grünen Wiese“, wo es Auto-Parkplätze ohne Zahl gibt. Und so kam es, dass heute die Zufahrten zu allen Städten und Städtchen gleich (hässlich) aussehen und die Stadtzentren schon zu dümpeln begannen, als es Amazon und Zarlando noch gar nicht gab. Nur mal so, zur Erinnerung.


03.05.2022

An diesem Wochenende machte ich für etliche Stunden Pause vom Ruhestand und schlüpfte mal wieder in die alten Stiefel des Theaterkritikers. Nach fast zwei Jahren, auch Corona-bedingter, Theaterabstinenz stand die Tanzsparte auf dem Plan: Am Staatstheater Mainz hatte eine neue Choreografie u.a. zu Strawinskys legendärer Ballettmusik „Le Sacre du printemps“ Premiere. In der vom Gastchoreografenduo Koen Augustijnen und Rosalba Torres Guerrero mit dem Ensemble von „tanzmainz“ erarbeiteten Produktion gibt es manch schönen Moment, doch in ihrer Gesamtheit haben mich diese 75 Minuten nicht vom Sessel gehauen. > Hier meine Premierenkritik


02.05.2022

Pazifismus ist eine ehrenwerte Haltung und seine stete Präsenz im großen Menschheitsdiskurs ebenso wertvoll wie nötig – auf dass wir im Irrsinn der Realität nicht vollends vergessen, wohin wir uns entwickeln sollten. Da nun aber Irrsinn und Unverstand real vorherrschen, im aktuellsten Fall Putin’sche Großmachtgelüste die Ukraine zum befreienden Selbstverteidigungskampf zwingen, ist Pazifismus als konkrete Handlungsanleitung für den Moment wenig hilfreich. Ich selbst begegne echten Pazifisten mit Achtung, obwohl ich nie einer war. In früheren Jahren habe ich die Befreiungs- und Unabhängigkeitskämpfe in Indochina, Lateinamerika und Afrika gegen Kolonialismus und Imperialismus unterstützt. Diese Haltung prägt heute meine Position auch in der Ukraine-Frage.


30.04.2022

Achtung, frei erfunden, erstunken und erlogen! Neue Höhepunkte der Troll-Agitation pro Putin in den Netzwerken:
1. Da zirkuliert ein Video, das eine junge, dunkelhaarige, verweinte Frau zeigt. Vorgeblich Selenksys Tochter, die angeblich enthüllt, dass ihr Vater ein Nazi und Mörder sei. Faktenchecker ermittelten als Tatsache: Es handelt sich um ein Youtube-Video aus dem Jahr 2017, die Frau ist gar nicht Selenskys Tochter, sondern irgend ein Mädchen, das auf russisch rumheult, ihr Freund möge sofort ein iPhone beschaffen.
2. Verbreitet wird die Mär, in Düsseldorf und im Raum Nürnberg befänden sich russischstämmige Menschen in Lebensgefahr. „Ukrainische Männer“ zögen von Haus zu Haus, um solche Menschen zu ermorden. Ein Mann sei bereits erstochen worden, nur weil er russisch gesprochen habe. Die Polizei ist der Sache nachgegangen und hat gefunden: NICHTS. Recherchen von ZDF- heute und T-online verorten die Herkunft dieser „Nachrichten“ in Russland.

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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