Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits – im Dezember 2018

18.12.2018

So. Das war’s von mir für dieses Jahr. Für ein Weilchen ziehe ich mich nun von der Welt und aus dem Netz zurück. Bis Freitag gilt es noch, in stiller Konzentration das Neujahrsessay 2019 fertigzustellen. Danach herrschen hier bis Anfang Januar Betriebsruhe und Seelenfrieden. Als kleine Wegzehrung sei deshalb etwas verfrüht die jüngste Ausgabe meiner Monatskolumne „Quergedanken“ als Lektüre zur Vorbereitung auf den Jahreswechsel angeboten.

Ich wünsche nun allerseits behagliche Feiertage nebst einem guten Rutsch ins neue Jahr.

Quergedanken Nr. 167:
Vorsatz für 2019: Gas wegnehmen

(freier Lesetext)


18.12.2018

Tief im Archiv bin ich auf eines meiner Neujahrsessays gestoßen, das mir gar nicht mehr in Erinnerung war – obwohl es nach Erscheinen am 3. Januar 2005 einigen Disput zur Folge hatte. Entstanden zu einer Zeit, da George W. Bush US-Präsident war und Osama bin Laden der globale Terrorist Nr.1, haben etliche grundlegende Erwägungen dieses Textes Aktualität behalten, ja noch hinzugewonnen. FREIER LESETEXT.

2005-01-03: Neujahrsessay
Das Erbe der Aufklärung ist in Gefahr


17.12.2018

Koblenz macht derzeit bundesweit Schlagzeilen: Mit einem von CDU, FWG und AFD herbeigeführten Stadtratsbeschluss zur – Schwimmbadordnung. Der verbietet de facto fortan das Tragen von Burkinis im städtischen Bad. Islamophobie? I wo, mitnichten, wo denkt ihr hin. (Scheinheilige wie abstruse) Offizialbegründung: Die Körper der Badenden müssten vom Aufsichtspersonal wegen möglicher Krankheiten, Hautauschläge, Wunden einsehbar sein. Die Neoprenanzüge der Sportschwimmer/-taucher sind davon allerdings ausgenommen.

Ich will die Fülle der Argumente für und wider hier nicht nochmal aufrollen, das Netz ist voll davon. Es seien nur zwei Blickwinkel hinzugefügt, die dort bislang kaum eine Rolle spielen:

1. Wäre die Sache nicht so bedenklich, könnt‘ man sich wegschmeißen vor Lachen. Denn der Bikini ist jetzt offenbar die Rüstung des abendländischen Heerzuges gegen die vermeintliche Islamisierung unserer Schwimmbäder. Noch in meinen jungen Jahren galt der knappe Zweiteiler den gleichen Kämpen freilich als moralischer Untergang des Abendlandes.

2. Der Burkini ist m.E. die erste wirklich interessante Innovation westlicher Bademoden seit Jahrzehnten. Durchaus ein bisschen Retro, insofern er die Ganzkörperbadeanzüge für Frauen und Männer aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schnittig überarbeitet ins 21. holt.


16.12.2018

Rückblick-Reihe auf frühere Neujahrsessays:
Für mein 2013er Essay trat ich der allzeit aktuellen Frage näher: Welche Bedeutung hat Kunst/Kultur, haben musisches Tun und Erleben für die Entwicklung der Menschheit? Sind sie nur hübsches, unterhaltsames Feierabend-Beiwerk zum Leben, dessen essentieller Fortschritt sich indes seit jeher primär auf den Feldern des Überlebenskampfes und sachlichen Erkenntnisgewinns vollzieht, also in Ökonomie und Wissenschaft? Nein, so war es nie und ist es nicht, vielmehr gilt sei jeher: …. (siehe Überschrift unten). > FREIER LESETEXT

2013-01-02 Neujahrsessay:
Ohne den Kuss der Musen kann es keinen echten Fortschritt geben

***

Das Hirn ist ein seltsames Organ. Da spült es mir beim Mittagessen völlig unvermittelt und anlasslos aus den tiefsten Gedächtnisbereichen eines der frühesten Lieder der Anti-AKW-Bewegung an die Oberfläche. Und gleich noch eine komplette Strophe – das mir, der ich eigentlich keine zwei Gedichtzeilen behalten kann. Die Strophe geht so:
„Im Elsass und in Baden war’s lange große Not / da schlugen wir im Krieg für unsere Herrn einander tot. / Jetzt steh’n wir hier zusammen in Whyl und Marckolsheim / und halten dort gemeinsam eine ANDERE Wacht am Rhein. // Auf welcher Seite stehst du, he, / hier wird ein Platz besetzt. / Hier schützen wir uns vor dem Dreck / nicht morgen, sondern jetzt.“


15.12.2018

Sapperlott! Am Mittwoch hatte ich meine Monatskolumne „Quergedanken“ fertig. Sie erscheint nächste Woche unter der Überschrift „Vorsatz für 2019: Gas wegnehmen“. Ich war mit der Themenwahl recht zufrieden; dachte, das ist ganz originell, denn nur wenige Medien werden derzeit auf „Entschleunigung“ herumreiten. Denkste! Am Donnerstag ist DIE ZEIT erschienen mit der Titelschlagzeile „Fluch der Geschwindigkeit“ – und auch hier auf FB steckt in vielen der frühen Feiertagsgrüße die Ermunterung, der beschleunigenden Gegenwart Besinnung, Ruhe, Langsamkeit entgegen zu setzen. Auch gut: Wenn ich schon nicht originell bin mit demThema, so habe ich wenigstens den Finger am Puls eines offenbar weithin als brennend empfundenen Gegenwartsproblems.


14.12.2018

Sechs Ausstellungen avisiert das Arp Museum für 2019. Stand die Saison 2018 unter dem Motto „Farbenrausch“, so heißt die programmatische Überschrift für das neue Ausstellungsjahr „Sammlungen“. Das Museum in Remagen-Rolandseck wirft einmal mehr drei zum eigenen Bestand gehörende Sammlungen in die Waagschale, die im kommenden Jahr mit der amerikanischen Haukohl Family Collection und der More Sky Collection zusammentreffen. Die Saison startet am 10. Februar mit einem Rückblick auf die florentinische Barockkunst zur Medici-Zeit. Parallel präsentieren die internationalen 2018er Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral Bad Ems ihre Schlussarbeiten, die unter der Themenvorgabe: „Gestaltung der Zukunft“ entstanden. Im März kommt dann eine umjfangreiche Schau zum Oeuvre Otto Pienes hinzu.

Mein Vorschau-Bericht
4500 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent


11.12.2018

Rückblick-Reihe auf frühere Neujahrsessays:
Noch geprägt von Verlauf und Auswirkungen der Finanzkrise 2008/2009  sowie den damals aktuellen Forschungsergebnissen über die Weltbevölkerung und das Fortschreiten des  Klimawandels, entstand mein 2012er Neujahrsessay (veröffentlich am 2. Januar 2012 in der Rhein-Zeitung).  Wesentliche Grundaussagen des Textes haben ihre Gültigkeit bis heute behalten, auch wenn jüngere Entwicklung wie Migrationsfrage oder vermehrtes Aufkommen rechtspopulistischer Bewegungen/Regierungen darin noch kaum eine Rolle spielen (können).

2012-01-02 Neujahrsessay (freier Lesetext):
Wachset und mehret euch bloß nicht noch weiter – Wir stecken mittendrin in einem gewaltigen Epochenumbruch


10.12.2018

Während der Generalprobe wurde klar: Klarinettenstar Sharon Kam ist zu krank, um am selben Abend beim fünften Anrechtskonzert des Musik-Institut Koblenz mit der heimischen Philharmonie auftreten zu können. Nun liefen die Drähte heiß. Ein Ersatz musste gefunden, der frei ist, der die Klarinettenkonzerte von Aaron Copland und Artie Shaw drauf hat und der binnen fünf Stunden in Koblenz sein kann. Um 15 Uhr sprang Dimitri Ashkenzy in Basel in den Zug. Würde die Deutsche Bahn ihn fahrplanmäßig und so gerade noch pünktlich zum Konzertbeginn in Koblenz abliefern? Tat sie nicht. Es kam dennoch zu einem umjubelten Auftritt des „Ersatzsolisten“.

Meine Konzertbesprechung
4200 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent


07.12.2018

Auf Vorschlag zweier Freunde stelle ich eine kleine Artikelreihe zusammen mit einer Auswahl meiner früheren (kostenfreien) Neujahrsessays. Bis Weihnachten werde ich hier und auf meiner website in loser Folge einzelne dieser Texte zur Lektüre empfehlen, die in Teilen oder als Ganzes Bezüge zu noch aktuellen Entwicklungen/Diskursen haben. Nach dem vorgestrigen Hinweis andernorts auf das 2016er Neujahrsessay „Veränderung ist der historische Normalzustand“ heute nun zusätzlich der Aufsatz vom Januar 2014.

2014-01-02 Neujahrsessay:
Die Neuvermessung des Menschlichen.  Zwischen Entschleunigung und Selbstoptimierung

(freier Lesetext)

2016-01-02 Neujahrsessay:
Veränderung ist der historische Normalzustand

(freier Lesetext)


06.12.2018

Ach Kinners, was ein nikoläusiges Durcheinander allenthalben – nur weil die eigentlichen Urspünge mancher Gebräuche in Vergessenheit geraten sind. KINDERN mit Ruprechts Rute zu drohen, sie gar damit zu schlagen, ist nicht nur heute unzeitgemäß, sondern auch historisch eine sehr junge Unsitte. Ureigentlich (mittelalterliche Tradition, anknüpfend an keltisch-germanisches Brauchtum) wurde der RutenSTREICH zwischen die Beine erwachsener Frauen und Männer geführt, auf dass er deren Zeugungskraft stärke = Fruchtbarkeitsritual. Back to the roots!


04.12.2018

Manchmal gibt es so Situationen, die braucht man nicht wirklich. Gestern (So) widerfuhr mir dies: Nach fünf Stunden schreiberischen Ringens war am frühen Nachmittag die Kritik zur Samstagspremiere am Theater Koblenz im Kasten. Hernach ein Schläfchen, dann ein Käffchen als Pause vor dem nächsten Einsatz: Uraufführung von „Mut und Gnade“ in der Regie von Luk Perceval im Bockenheimer Depot zu Frankfurt. Dafür so gegen 16.15 Uhr noch geschwind ein Blick ins Internet auf die Besetzungsliste. Aus dem Augenwinkel plötzlich die Schweißausbrüche hervorrufende Wahrnehmung: „Vorstellungsbeginn Sonntag 18 Uhr“ – nicht, wie normalerweise, 19.30 Uhr.

Ich also im häuslichen Räuberzivil ins Auto gestürzt und mit Karacho auf die A3, um die 110 Kilometer von Haustür zu Parkhaus runterzureißen. Fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn stand ich japsend und entnervt zwischen entgeisterten bis ungehaltenen Leuten vor der Theaterkasse. Dort rief eine sichtlich nicht minder entnervte junge Mitarbeiterin des Hauses den Wartenden wohl schon zum x-ten Male zu: „Die Vorstellung fällt aus!“ Ein Schauspieler habe sich verletzt.

So kam es, dass ich den frühen Sonntagabend bei einer meiner „liebsten“ Beschäftigungen verbrachte: Autofahren in Regennacht auf überfüllter Autobahn. Happy End: Schon gegen 21 Uhr lag ich daheim auf dem Sofa – umfangen von der Gnade des Schlummers und jeden Mutes enthoben.


03.12.2018

„Das hat viel Spaß gemacht.“ „Ein arger Klamauk.“ So zwei Besucher der Premiere von „Der Diener zweier Herren“ am Theater Koblenz. Beide Zuseher liegen richtig, mögen sie den zweieinhalbstündigen Abend auch fast gegensätzlich empfunden haben. Darin spiegelt sich jenes Problem, das die Neuzeit mit der alten Theaterform der Commedia dell’Arte seit jeher hat. Und Regisseur Kai Festersen hielt sich bei seiner Umsetzung von Carlo Goldonis Komödie ziemlich eng an die Manier des einstigen Jahrmarktstheaters.

Meine Premierenbesprechung
4350 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent


02.12.2018

Das schönste Geschenk zum Dezemberbeginn: Erstmals SEIT APRIL gibt es in meinem Refugium wieder mehr Niederschlag als nur ein bisschen Getröpfel für ein paar seltene Minuten. Fast 10 Stunden währt nun schon ein wunderbarer Landregen – die ausgetrocknete Natur säuft und säuft und säuft.


01.12.2018

Beim gemütlichen Blättern durch die samstägliche Frühstückszeitung gewann ich bald den Eindruck: Sehr viele Weihnachtsmärkte heißen gar nicht „Weihnachtsmarkt„, sondern tragen offenbar schon eine ganze Weile lokal spezifische Namen wie Pfefferkuchenmarkt, Knuspermarkt, Sterntalermarkt, Striezelmarkt, Printenmarkt, Lebkuchenmarkt, Christkindlmarkt… Forscht man ein bisschen nach, findet sich: Mancherorts gab es Vorläufer als Wintermarkt resp. „Fleischmarkt“ von Handwerkern und Bauern schon im Mittelalter. Zum schier flächendeckenden – und pittoresk unterhaltsamen – Vorweihnachts-Phänomen wurden die Weihnachtsmärkte allerdings erst im 20. Jahrhundert, teils erst in den letzten drei Jahrzehnten.

Andreas Pecht

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