6.12.2025
Schluss, Ende, aus die Maus, ich mag nicht mehr. Mein Gehirn schreit förmlich nach Pause. Wengistens zwei, drei Tage möge ich mich, verlangt es, abwenden vom Disput um die politischen Aufreger, von denen es allein seit Freitagnachmittag multitasking-mäßig überfordert wird.
Worüber könnte man, ja sollte man nicht alles reden und meist streiten: Wird, muss diese Rentenkommission mehr herausbringen als bloß einfallslos auf Verlängerung der Lebensarbeitszeit und Senkung des Rentenniveaus herumzureiten? Sind die gegen eine Wehrpflicht aufmupfenden Schüler bekloppt und verantwortungslos, oder folgen sie nicht vielmehr spontan nur einem für die Jugend löblichen Reflex (der in der westdeutschen Zivilgesellschaft eine lange Tradition hat) zur Lebensbejahung und zu Friedensliebe; sollte einem das nicht lieber sein als Heldentumsgeschrei und nationalistisches Pathos – das am Ende für den rationalen Umgang mit der neuen Bedrohungslage noch weniger hilfreich wäre? Was ist zu schlussfolgern aus der eben verkündeten „National Security Strategie“ der Trump-Regierung, diesem unfassbar verlogenen, auf keinerlei Fakten basierenden Pamphlet, das von tumben MAGA-Narrativen etwa über eine Entdemokratisierung Europas, purem Profitimperialimus verbunden mit einer schieren Kriegserklärung an die EU und einem Kotau vor Putin geprägt ist? … Und noch ein paar aufregende bis irriwitze Themen mehr, die einen packen wollen.
Genug ist genug, wenigstens für eine kleine Weile. Zumindest bis Montag mag sich mein Gehirn mal bloß mit angenehmen Seiten des Lebens befassen – oder auch gerne mal mit gar nichts. Ihr versteht?
5.12.2025
Es sei allseits am wohl sonnenlosen, wolkenverhangenen zweiten Adventswochenende Behaglichkeit, Gemütlichkeit, Betulichkeit, Langsamkeit oder sonst was Angenehmes gewünscht.
Als Dreingabe Herbstgraugedanken, nicht so erfreulich, grübelschwer, aber letztlich doch unvermeidbar: Blick auf einen tief nachdenklichen, zugleich scharf analysierenden Artikel von Bernd Ulrich in der jüngsten „Zeit“ (Nr. 52, 4.12.2025) unter der Überschrift: „Die Menschheit hat beschlossen, ungebremst in die ökologische Katastrophe zu gehen“. > freier Lesetext hier
4.12.2025
AfDler knirschen mit den Zähnen oder schreien, die Merz-Regierung lasse sich von den Kommunisten halten. In Unions-Kreisen beißen manche in die Tischkante, weil das Rentenpaket der Merz-Regierung gegen die Blockade eigener Leute ausgerechnet von der Linkspartei gesichert wird. Aus den links und grün orientierten Szenen sind aus selbem Grund allerhand fassungslose oder verärgerte Stimmen zu hören. Ohne selbst der Linkspartei besonders nahezustehen, ist nach meinem Dafürhalten die Entscheidung ihrer Bundestagsfraktion, sich in der Rentenabstimmung zu enthalten, nicht bloß ein polittaktisch geschickter Zug, sondern vor allem ein bemerkenswertes Moment staatpolitischer Verantwortung.
Dies aus zwei Gründen: 1. Obwohl die Linkspartei hinsichtlich unseres Rentensystems im Grundsatz ganz andere Entwicklungs- und Finanzierungsvorstellungen hat als die Koalitionäre (und erst recht die Jungunionisten), will sie dennoch einen wesentlichen Punkt im jetzigen Rentenpaket nicht scheitern lassen, das Halten der Haltelinie. 2. Zugleich erteilt sie damit feuchten Träumen auf etlichen Seiten von einem vorfristigen Sturz der ungeliebten Merz-Regierung de facto eine Absage – wohl wissend, nehme ich an, dass dies unter den derzeitigen Bedingungen zu einer gravierenden Weiterausbreitung der Destabilisierung der Demokratie führen würde und bei nachfolgenden Neuwahlen womöglich nur einen Gewinner hätte, die Faschisten.
4.12.2025
Jetzt muss ich mich doch mal aufregen. „Mit modernen Gentechnikverfahren veränderte Lebensmittel sollen in der EU künftig ohne spezielle Kennzeichnung im Supermarkt verkauft werden können. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich in Brüssel darauf, entsprechende Züchtungen in vielen Fällen von bislang strengen EU-Gentechnikregeln auszunehmen.“ (ZDFheute) Das empfinde ich als Angriff auf den freien Markt, als Einschränkung der Entscheidungsfreiheit der Verbraucher im Spiel von Angebot und Nachfrage. Man mag zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln stehen wie man will, aber wenn einem Auskunft darüber verweigert wird, was für Waren in den Regalen liegen oder was in den Packungen drin ist, macht das die freie Entscheidung der Marktteilnehmer für oder gegen ein Produkt schlechterdings unmöglich. Nicht umsonst war die Wahrheitspflicht bei der Warendeklaration vielfach eine schon in antiken und mittelalterlichen Marktordnungen scharf strafbewehrte Regel.
2.12.2025
Sapperlottement! Schon wieder hat mich eine meiner Damen verlassen. Diese hier hatte ich anno 2021, also in der Frühphase meiner Malversuche, mit Acryl- und Aquarell-Farben auf Leinwand (50×50 cm) unter dem Titel „Mädchenpower“ zum Leben erweckt. Jetzt ist sie entfleucht, hat in Leipzig unter jüngeren Leuten eine neue Heimstatt gefunden. Allmählich sollte ich wohl Buch führen über die Abgänge und neuen Aufenthaltsorte/Besitzer*innen meiner Bilder. Man muss es schließlich der Provenienzforschung kommender Jahrhunderte nicht unnötig schwer machen ( 😜 ). Wenn das Gedächtnis nicht täuscht, domizilieren Arbeiten aus meiner westerwälder Malstube mittlerweile auswärts in Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Höhr-Grenzhausen, Koblenz, Virneburg (Eifel), Boppard, Mainz, Alzey, Heidelberg, Freimersheim (Pfalz) sowie einem Örtchen im Elsaß und einem in Spanien. Möge es ihnen wohlergehen dorten.
1.12.2025
Am Wochenende hatte ich mal wieder Kritik (zu schreiben). Gegenstand war das 4. Anrechtskonzert beim Musik-Institut Koblenz mit der Rheinischen Philharmonie unter Leitung der israelischen Gastdirigentin Bar Avni. Es war ein schöner, kontrastreicher Abend mit Samuel Barbers Adagio for Strings, William Waltons Cello-Konzert (Soloist: Alexey Stadler) und der Ballett-Suite „Petruschka“ von Strawinsky. > Meine Konzertbesprechung lesen hier (4200 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text)
1.12.2025
„Die Vorständin des Verbands der Familienunternehmen wird sich schon bald wünschen, die Klappe gehalten zu haben.“ Das war meine erste Reaktion auf den Vorstoß von Marie-Christine Ostermann, künftig auch mit der AfD sprechen zu wollen. Darauf brach ein Sturm der Entrüstung los und traten die ersten Unternehmen aus dem Verband aus. Jetzt rudert die Dame zurück: Man habe da einen Fehler gemacht und „leider ist öffentlich – auch durch Äußerungen der AfD – der falsche Eindruck entstanden, dass wir die Partei stärken wollten.“ (Quelle: heute-Nachrichten) Nun denn.
30.11.2025
Es zeigt sich immer wieder, dass derzeit selbst im Diskurs unter Demokraten keine Einigkeit über den besten Umgang mit der AfD-Problematik zu erzielen ist. Wie umgehen mit der Partei als Ganzes, wie mit ihren Führungskadern, wie mit ihren eingefleischten Anhängern und wie mit ihren simplen Wählern? Die Antworten auf diese unterschiedlichen Fragen fallen auch sehr unterschiedlich aus. Man sollte dabei allerdings nicht aus den Augen verlieren, was wir bereits wissen und auch systematisch erforscht wurde.
U.a.: 1. Alle Versuche, rechtsextreme Parteien durch Einbindung in Regierungen klein zu kriegen, sind gescheitert. 2. Alle Versuche, sie durch Annäherung an oder Übernahme einiger ihrer Forderungen und Narrative klein zu kriegen, sind gescheitert und stärken sie nur immer wieder. 3. Diskussionen mit Anhängern/Wählern der Partei über das AfD-Programm sind meist sinnlos, weil diese das Programm gar nicht kennen, sich auch nicht dafür interessieren. Damit einher geht das Phänomen, dass die Befürworter der AfD überwiegend nicht ingteressiert, was die Partei für sie tun kann/will, sondern allein, wie sehr sie den anderen Parteien vors Schienbein tritt. 4. Faschismus- und Nazi-Vorwürfe prallen an AfD-Anhängern/Wählern nahezu wirkungslos ab, weil das bloß für „verlogene Feindpropaganda“ gehalten wird und sie sich oft als die einzig wahren Demokraten verstehen. …
Es gibt wahrscheinlich nicht DEN Königsweg aus dieser hier nur grob skizzierten Problemlage heraus. Ich weiß jedenfalls keinen, selbst ein AfD-Verbot wäre nur ein Anfang; gleichwohl bin – nach langem Zögern – inzwischen unbedingt für die Einleitung eines Verbotsverfahrens. Worüber allerdings unter der großen Mehrheit jener, die mit der AfD nichts am Hut haben, Einigkeit möglioch sein sollte/müsste: Diese Partei darf nie und nimmer behandelt werden, als sei sie eine ganz normale Partei wie alle anderen auch.
28.11.2025
Nun sind wir also wieder in der Adventszeit angekommen. Als Phase der Besinnlichkeit in trist-grauer Jahreszeit war die mal gedacht, aber das wohl nie (zumindest seit Mitte des 20. Jahrhunderts) wirklich gewesen. Schon in meiner 1950-/60er-Kindheit ging es, genau besehen und nicht idyll-nostalgisch verklärt, während der Vorweihnachtszeit tage- oder wochenweise in den Städten wie auch innerfamiliär recht hektisch zu. Freilich kein Vergleich mit heute, wo den Startschuss zur Adventszeit ausgerechnet dieser geschmacklose Black-Friday-Furor gibt mit seinem psychologisch trickreichen Drängen „kauft, kauft, kauft!“. Gleichwohl oder gerade deshalb sei allseits ein behagliches, betuliches, gemütliches 1. Adventswochenende gewünscht.
Als Dreingabe thematisch durchaus passend die Folge 245 meiner heute wieder im Mittelrhein-Magazin „Kulturinfo“ erschienene Monatskolumne „Quergedanken“ unter der Überschrift „Zu viel, zu viel – von allem viel zu viel“ > kostenfreien Text lesen hier

