10.10.2025
Mit einem gediegenen Muskelkater – aber bester Laune u.a. wegen des Gezeters aus White House über die Osloer Entscheidung – darf ich mich ins Wochenende verabschieden und allseits ein angenehmes wünschen.
Der Leibesschmerz rührt von mehreren Tagen mit teils umfänglichen Reperaturarbeiten an Hochbeeten und dem Lattenzaun vorm Haus. All diese Eigenkonstruktionen aus Holz sind inzwischen in die Jahre gekommen, manche haben 25, andere mehr als 35 Jahre auf dem Buckel. Irgendwann hilft an besonders strapazierten Stellen auch keine Farbe mehr, selbst wenn sie pünktlich geliefert würde. Ergo muss des seligen Schreinermeisters Pecht Sohn, trotz schreinerisch nur mäßiger Talente, hölzerne Ersatzteile konstruieren und einbauen. Seit Mittwochmorgen kombiniert mit reichlich Farbanstrich, wirken Beete und Zaun jetzt nach der Reperatur-Endmontage zwar nicht wie neu, aber doch wieder recht solide.
Mein Herr Papa würde, so er noch lebte, kritisch äugend vor den Gewerken stehen und urteilen: „Neun von zehn Arbeitsschritten prima ausgeführt, Bub. Beim zehnten jedoch, hat dich wohl die Geduld verlassen: Dat is doch schief.“ Woraufhin mein Großvater, der ebenfalls von Hause Schreiner war, von Wolke sieben mir zur Seite springen könnte mit seinem alten Spruch: „Schief ist englisch, und englisch ist modern.“
10.10.2025
Friedensnobelpreis. Mir fällt ein Stein vom Herzen – die Welt ist noch nicht völlig verrückt geworden.
„Wenn autoritäre Regime die Macht ergreifen, ist es entscheidend, mutige Verteidiger der Freiheit anzuerkennen.“ So heißt es in der Begründung des Nobelpreiskomitees für die Vergabe des Friedensnobelpreises an die venezolanische Opposditionspolitikerin María Corina Machado. DANKE, Oslo.
8.10.2025
Darf man über Schreckensgestalten wie Hitler, Stalin oder Trump, Putin und ihre blaubraunen Apologeten hierzulande auch witzeln, spotten, sie zu Lachnummern machen? Oder wäre das, wie bisweilen kritisiert wird, verharmlosender Unernst? Ich hatte zu diesem Thema 2014 anlässlich des 125. „GröFaZ“-Geburtstages einen Zeitungsartikel geschrieben, der auch ganz gut auf die Gegenwart übertragbar ist. > Wer mal hineinlesen will (freier Lesetext, 3 Min. Lesezeit)
6.10.2025
Nachtgedanken.
Waren es einst Musketen und Kanonen, so sind jetzt das Internet und Drohnen die neue Pest der Schlachtfelder. Billig, massentauglich, multifunktionell, heimtückisch, tödlich. Einmal mehr verwandelt sich der Deus ex machina in den Diabolus ex machina. Man könnte auf den Gedanken kommen, der Erfindungsreichtum des Homo sapiens stürzt ihn selbst immer wieder eher ins Unglück, als ihm gedeihliches Fortkommen zu bescheren.
4.10.2025
Wenn man in den letzten Jahren – und dieser Tage – durch die sog. Sozialen Netzwerke surfte, konnte man leicht den gefühlten Eindruck gewinnen, die ordentlichen Pressemedien, insbesondere der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR), hätten es beim Gros der Bevölkerung in Deutschland völlig verschissen, hätten Vertrauen und Glaubwürdigkeit weitgehend verloren. Die letzte Repräsentativumfrage von Infratest/Dimap belegt allerdings: Der „gefühlte Eindruck“ ist unzutreffend. > Kleiner Info-Artikel dazu hier
29.9.2025
Heute in der Rhein-Zeitung online, am morgigen Dienstag in der Printausgabe: Meine Premierenkritik zu Brechts „Dreigroschenoper“ am Staatstheater Mainz (> Kritik lesen hier , kostenpflichtiger RZ-Text, 5200 Anschläge).
Erstmals seit drei oder vier Jahren habe ich mal wieder die weite Kritikertour nach auswärts gewagt. Bange Frage: Würde mein Rücken das aushalten und meine Alterskondition noch hinreichen? Eineinhalb Stunden hin (wenn alles gut geht), drei Stunden im Theater, in der Nacht dann mit müder Birne wieder eineinhalb Stunden zurück. Früher, in der Hochphase meiner Berufszeit, hatte ich manchmal zwei, gelegentlich sogar drei solcher Touren an einem Wochenende – Freitag nach Köln oder Bonn, Samstag nach Frankfurt, Sonntag nach Wiesbaden oder Mainz. Und dazwischen tagsüber schreiben, schreiben, schreiben. Ein Glück war, wenn mal das nahe Koblenz oder Neuwied auf dem Einsatzplan standen.
Früher, ja früher, da steckte man sowas zwar nicht locker, aber doch weg. Heute mit fast 70 undenkbar. Ich habe die Tour am Samstag geschafft, aber sie auch mich. Zumal sie komplizierter wurde als gedacht, weil die Mainzer mal wieder einen ihrer vielen Massenevents feiern mussten, mein Auto deshalb schlussendlich nicht in einem theaternahen Parkhaus, sondern bei der Verwandtschaft im Stadtteil Weisenau zu stehen kam. Das ÖPNV-Pendeln zum Staatstheater und zurück klappte zwar prima, brauchte aber seine Zeit. Ich kam dann erst weit nach 1 Uhr in der Nacht wieder daheim im Westerwald an. Kritikerglück, ach.
28.9.2025
„Willst du dich nicht endlich mal zum Nahost-/Gaza-Konflikt äußern?!“ So oder ähnlich wurde ich in den vergangenen Wochen mehrfach angesprochen/angeschrieben. Antwort: NEIN, WILL ICH NICHT. Grund: Ich will mich nicht gegen völlig absurde Vorhaltungen zur Wehr setzen müssen, die mir einerseits Antisemitismus und/oder Unterstützung des Hamas-Terrors unterstellen, andererseits Befürwortung eines Genozids an den Palästinensern. Die Diskussionen in dieser Frage haben hierzulande ein Ausmaß an Alles-oder-Nichts-Polarisierung angenommen, dass meine Fragen und Gedanken zu diesem Konflikt nur Gegenstand wütenden Beschusses von mehreren Seiten würden. Deshalb belasse ich es bei dem einen Satz, den ich hier schon im Frühsommer und auf alle Konfliktparteien gemünzt äußerte: DER ZWECK HEILIGT NICHT JEDES MITTEL. Finis.
26.9.2025
Es sei allseits ein angenehmes erstes Herbstwochenende gewünscht. Bei mir, dem Ruheständler, steht ein Abstecher in den Kritikerdienst auf dem Plan; wenn ich es richtig sehe, erstmals wieder seit drei Jahren außerhalb von Koblenz: Premiere „Dreigroschenoper“ am Staatstheater Mainz.
Als Dreingabe zum Wochenende wie meist am letzten Freitag eines Monats: Meine Kolumne „Quergedanken“. Die Nummer 243 ist heute im mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“ erschienen unter der Überschrift „Diabolus ex machina“ und beginnt wie folgt:
„Hey, alter Bildungsfuzzi“, meldet sich Freund Walter angesichts der Überschrift, „das heißt Deus ex machina, der Gott, nicht der Teufel aus der Maschine.“ Klar, mein Lieber, die alten Griechen hatten ihn fürs Theater erfunden: den göttlichen Retter, der mittels Maschine auf die Bühne gehievt wird, um ein verfahrenes Geschehen zum Guten zu wenden. Aber mit solchen Göttern ist das so eine Sache. Denn mit ihnen werden zugleich meist diabolische Geister gerufen, auf die eher Verse aus Goethes „Zauberlehrling“ passen: „O, du Ausgeburt der Hölle! / Soll das ganze Haus ersaufen? (…) Herr, die Not ist groß! / Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los.“ (…)
Guten Tag allerseits in den Vormonaten