Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im September 2025


4.10.2025

Wenn man in den letzten Jahren – und dieser Tage – durch die sog. Sozialen Netzwerke surfte, konnte man leicht den gefühlten Eindruck gewinnen, die ordentlichen Pressemedien, insbesondere der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR), hätten es beim Gros der Bevölkerung in Deutschland völlig verschissen, hätten Vertrauen und Glaubwürdigkeit weitgehend verloren. Die letzte Repräsentativumfrage von Infratest/Dimap belegt allerdings: Der „gefühlte Eindruck“ ist unzutreffend. > Kleiner Info-Artikel dazu hier


29.9.2025

Heute in der Rhein-Zeitung online, am morgigen Dienstag in der Printausgabe: Meine Premierenkritik zu Brechts „Dreigroschenoper“ am Staatstheater Mainz (> Kritik lesen hier , kostenpflichtiger RZ-Text, 5200 Anschläge).

Erstmals seit drei oder vier Jahren habe ich mal wieder die weite Kritikertour nach auswärts gewagt. Bange Frage: Würde mein Rücken das aushalten und meine Alterskondition noch hinreichen? Eineinhalb Stunden hin (wenn alles gut geht), drei Stunden im Theater, in der Nacht dann mit müder Birne wieder eineinhalb Stunden zurück. Früher, in der Hochphase meiner Berufszeit, hatte ich manchmal zwei, gelegentlich sogar drei solcher Touren an einem Wochenende – Freitag nach Köln oder Bonn, Samstag nach Frankfurt, Sonntag nach Wiesbaden oder Mainz. Und dazwischen tagsüber schreiben, schreiben, schreiben. Ein Glück war, wenn mal das nahe Koblenz oder Neuwied auf dem Einsatzplan standen.

Früher, ja früher, da steckte man sowas zwar nicht locker, aber doch weg. Heute mit fast 70 undenkbar. Ich habe die Tour am Samstag geschafft, aber sie auch mich. Zumal sie komplizierter wurde als gedacht, weil die Mainzer mal wieder einen ihrer vielen Massenevents feiern mussten, mein Auto deshalb schlussendlich nicht in einem theaternahen Parkhaus, sondern bei der Verwandtschaft im Stadtteil Weisenau zu stehen kam. Das ÖPNV-Pendeln zum Staatstheater und zurück klappte zwar prima, brauchte aber seine Zeit. Ich kam dann erst weit nach 1 Uhr in der Nacht wieder daheim im Westerwald an. Kritikerglück, ach.


28.9.2025

„Willst du dich nicht endlich mal zum Nahost-/Gaza-Konflikt äußern?!“ So oder ähnlich wurde ich in den vergangenen Wochen mehrfach angesprochen/angeschrieben. Antwort: NEIN, WILL ICH NICHT. Grund: Ich will mich nicht gegen völlig absurde Vorhaltungen zur Wehr setzen müssen, die mir einerseits Antisemitismus und/oder Unterstützung des Hamas-Terrors unterstellen, andererseits Befürwortung eines Genozids an den Palästinensern. Die Diskussionen in dieser Frage haben hierzulande ein Ausmaß an Alles-oder-Nichts-Polarisierung angenommen, dass meine Fragen und Gedanken zu diesem Konflikt nur Gegenstand wütenden Beschusses von mehreren Seiten würden. Deshalb belasse ich es bei dem einen Satz, den ich hier schon im Frühsommer und auf alle Konfliktparteien gemünzt äußerte: DER ZWECK HEILIGT NICHT JEDES MITTEL. Finis.


26.9.2025

Es sei allseits ein angenehmes erstes Herbstwochenende gewünscht. Bei mir, dem Ruheständler, steht ein Abstecher in den Kritikerdienst auf dem Plan; wenn ich es richtig sehe, erstmals wieder seit drei Jahren außerhalb von Koblenz: Premiere „Dreigroschenoper“ am Staatstheater Mainz. 

Als Dreingabe zum Wochenende wie meist am letzten Freitag eines Monats: Meine Kolumne „Quergedanken“. Die Nummer 243 ist heute im mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“ erschienen unter der Überschrift „Diabolus ex machina“ und beginnt wie folgt:

quergedanken_logo „Hey, alter Bildungsfuzzi“, meldet sich Freund Walter angesichts der Überschrift, „das heißt Deus ex machina, der Gott, nicht der Teufel aus der Maschine.“ Klar, mein Lieber, die alten Griechen hatten ihn fürs Theater erfunden: den göttlichen Retter, der mittels Maschine auf die Bühne gehievt wird, um ein verfahrenes Geschehen zum Guten zu wenden. Aber mit solchen Göttern ist das so eine Sache. Denn mit ihnen werden zugleich meist diabolische Geister gerufen, auf die eher Verse aus Goethes „Zauberlehrling“ passen: „O, du Ausgeburt der Hölle! / Soll das ganze Haus ersaufen? (…) Herr, die Not ist groß! / Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los.“ (…)

> Ganzen Artikel lesen hier (freier Lesetext)


25.9.2025

Himmelkreuzdunnergewittervermaledeitaberauch! Nach einer durchweg recht erfolgreichen Saison im Selbstversorgungsgarten meinen zwei Tierarten, mir auf den letzten Drücker noch in die Suppe spucken zu müssen. 1. Der Rosenkohl wird wohl ein Totalausfall, weil ein gewaltiges Heer von Raupen die sechs Stauden okkupiert hat und dabei ist, sie vom Blattwerk bis zum kleinsten Röschen kahlzufressen. 2. Jüngst hat sich eine Kolonie Wühlmäuse bei mir angesiedelt und baut nun einen Teil des Gartens und der Wiese unterirdisch zur Festungsanlage um. Glücklicherweise sind die meisten Beete schon abgeerntet, denn was ebenerdig noch draußen steht, wird von den Mäusen erbarmungslos als Truppenverpflegung „aus dem Land“ requiriert. Immerhin halten in den wehrtüchtigen Hochbeeten Lauch, Möhren, Sellerie, Feldsalat wacker die Stellung. Und, kleines Wunder: Unsere längst ausgelutscht, ja fast tot geglaubte Salatgurkenpflanze hat sich einmal mehr wieder berappelt, schickt der zentnerschweren Sommerernte jede Woche noch ein bis drei Früchte als Epilog hinterdrein.


24.9.2025

Mit 14 Jahre galt sie mir als eine der schönsten Frauen der Welt, und ich träumte von ihr, was Buben dieses Alters in solchen Fällen eben träumen. Als ich sie mit 16 Jahren in „Der Leopard“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ sah, begann ich zu ahnen, dass gute Schauspielerei eine hohe Kunst ist und nicht nur das geschickte Herzeigen von Schönheit. RiP Claudia Cardinale


24.9.2025

Kollege Christian Nürnberger hat im Nachgang zu Trumps unsäglichem Gelaber vor der UN-Vollversammlung folgenden kleinen Text geschrieben, der nmeine volle Zustimmung findet :

„Ich weiß immer noch nicht, vor wem ich mich mehr fürchten sollte, vor diesem dümmsten, niederträchtigsten, gemeinsten, verlogensten, kindischsten, unreifsten, ungebildetsten, egozentrischsten, eitelsten, rachsüchtigsten, wahnsinnigsten, US-Präsidenten aller Zeiten – Ihr dürft die Aufzählung gerne ergänzen – oder vor den Vielen, die dem lächerlich nackten Kaiser in religiöser Ergriffenheit zujubeln. Und vor seinen Anhängern bei uns. Die AfD pilgert ja, wie man hört, neuerdings nicht mehr nach Moskau, sondern nach Washington. Und wird dort empfangen und mit hübschen Bildchen für TikTok zurückkehren. Wir sollten diese deutschen Trumpisten, wenn sie wieder da sind, bitten, uns die „rostigen Windräder“ – oder „Windmühlen“, wie er sie nennt – zu zeigen, von denen der Ahnungslose schwadroniert hat. Und wo die „saubere Kohle“ ist, die er gelobt hat. Und ob sie wissen, welche Kohle er genau gemeint hat, die aus dem Bergbau oder die, die er verdient, seit er Präsident ist, und die noch schmutziger ist als die aus dem Bergbau. Und unsere Politiker*innen, Unternehmer*innen und Manager*innen sollten wir bitten, aufzuhören, vor ihm herumzukriechen. Baut ein Europa, das so stark ist, dass es den Durchgeknallten in Washington nicht mehr braucht, dann müssen wir uns auch vor den anderen Wahnsinnigen – Putin, Xi und deren Nacheiferern dieser Welt – nicht mehr fürchten.“ (Christian Nürnberger )


22.9.2025

Nachtgedanken.
Seit ich die Reden von Trump, Vance und Miller auf der Kirk-Gedenkfeier näher betrachtet habe, schleicht mir eine Frage durchs Hirn: Was unterscheidet diese MAGA-Führer noch von den iranischen Mullahs, außer ein paar Äußerlichkeiten? Im Grunde und im Kern wurde da die Zukunft der USA als (evangelikaler) Gottesstaat angekündigt.


19.9.2025

Gestern ist mir in der Buchhandlung ein kleines Büchlein ins Auge gestochen, das ich auch sogleich erworben habe: „Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters“ (Regionalia Verlag). 200 hat der Autor, Gerhard Wagner, versammelt und jeweils ihre wahrscheinliche Herkunft erläutert. Schon beim ersten Blättern noch im Laden wurde klar: Von den meisten mache ich in meiner Schreibpraxis noch immer – und das liebend gern – Gebrauch. Überhaupt ist eine Vielzahl der mittelalterlichen Wendungen so tief in die Alltagssprache eingesickert, dass zumindest die älteren Zeitgenossen/innen deren Bedeutung problemlos verstehen. Jüngeren oder den ganz jungen Digitalnatives muss man, wie Wagner im Vortwort schreibt, womöglich erklären, was solche Ausdrücke bedeuten wie „das Heft in der Hand“ oder „auf den Hund gekommen“ oder „auf die hohe Kante legen“.

Als Dreingabe zum Wochenende – für das ich allseits reichlich Spätsommerfreuden wünsche – sei ein Abschnitt aus dem Vorwort zitiert, in dem Verfasser Wagner den Jungen verständnisvoll beispringt: „Die jungen Leute haben ja kein Brett vor dem Kopf oder sind auf dem Holzweg, und um nicht den Teufel an die Wand zu malen werden wir sie auch nicht in Bausch und Bogen verdammen, sondern ein Auge zudrücken und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Und wenn sie erstmal alles aus den EffEff beherrschen, darf man sie über den grünen Klee loben, selbst wenn sie sich wie gerädert fühlen. Pech gehabt? Umgekehrt wird ein Schuh draus: Dann ist alles in Butter.“ Na, wieviele altertümliche Redewendungen stecken in diesem Zitat?


18.9.2025

Ein evangelischer Pfarrer aus Baden-Württemberg hat nachfolgenden gescheiten, ebenso sachlichen wie empfindsamen Text über den ermordeten amerikanischen Rechtsextremisten Charlie Kirk geschrieben. Sehr lesenswert – inmitten all des teils unsäglichen Netz-Geschreis in dieser Sache. > Hier Lesen „Mein Nachruf auf Charlie Kirk“


16.9.2025

„Er war Hollywood-Legende, Umweltaktivist, Pate für Independent-Filme. Nun ist Robert Redford gestorben. Der US-Star, dem politisches Engagement oft wichtiger war als Glamour, starb im Alter von 89 Jahren.“ (tagesschau) Mein Respekt und meine Sympathie für einen bemerkenswerten Zeitgenossen und ein saustarkes filmkünstlerisches Lebenswerk. RiP


15.9.2025

Yeah, Sportwoche bei mir – im Sessel vor der Glotze. WM in Tokio, Leichtathletik ist voll mein Ding. Stets auch in Erinnerung an jene drei Jugendjahre, da ich als Beinahe-Leistungsportler mal selbst aktiv dabei war, freilich nur auf Kreis- und Bundeslandebene; in der Sparte Hochsprung während der Umstellungsphase vom Straddle zum Fosbury Flop. Medaillen-Spiegel, Nationenvergleich interessieren mich nicht. Leichtathletik besteht aus Wettbewerben einzelner Sportler und Sportlerinnen. Und schön, zu sehen, dass wie schon zu meiner Zeit die Konkurrenten noch immer einander die Daumen drücken und sich miteinander über gelungene Leistungen freuen können – wie am heutigen WM-Montag etwa bei diesem herrlichen Stabhochsprungwettbewerb der Männer oder beim Hammerwerfen der Damen.


9.9.2025

Anlässlich des heutigen Weltalphabetisierungstages las ich in der Zeitung: Hierzulande gibt es knapp 11 Millionen Analphabeten oder Menschen mit signifikanter Lese- und Schreibschwäche im Deutschen. Ohne irgendein politisches Fass aufmachen zu wollen, habe ich nun einfach mal versucht mir vorzustellen, wie das so sein könnte: In der deutschsprachigen Welt zu leben und jeden geschriebenen Text nur mit größter Mühe oder gar nicht zu verstehen, obendrein mich selbst nie schriftsprachlich ausdrücken zu können…. > Weiterlesen Anmerkung zum Thema und ein gedanklicher Selbstversuch


8.9.2025

Nach längerer Zeit hatte ich am Wochenende mal wieder einen Kritikereinsatz in Sachen Schauspielkunst. Es galt zu berichten und zu werten über die erste Premiere der neuen Spielzeit 2025/26 am Theater Koblenz. Diese fand nicht im Stammhaus statt, denn dort sind noch etliche Monate die Bauarbeiter am Werk. Das Ensemble um Regisseurin Caro Thum mochte für seine sehr spezielle Umsetzung von Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ auch die Interimsspielstätte im Theaterzelt auf dem Ehrenbreitsteiner Festungsplateau nicht nutzen, sondern zog damit einige Kilometer vor die Tore von Koblenz in die Stadthalle Vallendar.

Dort spielt das Stück nicht auf einer ausgeleuchteten Bühne vor Zuschauern im Dunkeln. Stattdessen agieren die Spielleute im hellen Saal zwischen dem an langen Tischreihen platzierten Publikum, als seien sie Teil desselben – als seien zugleich die Vallendarer Theaterbesucher die Bewohner von Dürrenmatts Handlungsort Güllen. Und die erleben nun auf eine für sehr viele Theaterfreunde ungewohnte Weise hautnah und quasi als Beteiligte mit, wie ein in Jubelmanier beginnender Gemeindeabend während zweieinhalb Stunden Echtzeit sich in eine Katastrophe menschlich-moralischer Abgründe verwandelt. Das funktioniert, ist schlüssig und erzeugt spürbaren Betroffenheits-Sog. Ein vom Original abweichender Schluss gibt, wie der gesamte Abend, allerhand Gesprächs- und Denkstoff mit auf den Weg. Theater also, das mitzuerleben sich lohnt. > Meine Premierenbesprechung in der Rhein-Zeitung (kostenpflichtiger RZ-Text, 4800 Anschläge). 



31.8.2025

Das wäre dann ziemlich blöd gewesen: Der Kritiker, in diesem Falle ich, steht vor dem Theaterzelt auf dem Koblenzer Festungsplateu, um seinen Dienst bei der Premiere von Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ zu absolvieren. Damit eröffnet das Theater Koblenz am 6.9. seine Spielzeit 2025/26. Allerdings würde ich an dem Ort, den ich wie selbstverständlich als Spielstätte angenommen habe, am Premierenabend vor verschlossener Zelttüre stehen und keine Menschenseele antreffen. Denn das Schauspielensemble hat sich entschlossen, seine Lesart des Stückes an ganz anderer Stelle und quasi auswärts vors Publikum zu bringen: in der Stadthalle Vallendar. Warum, wieso, weshalb werde ich noch in Erfahrung bringen. Wichtig ist erstmal, glücklicherweise doch geschnallt zu haben, wo ich am kommenden Samstag hin muss, um die alte Dame zu treffen.


29.8.2025

quergedanken_logo  Es sei allseits ein angenehmes August-Schlusswochenende gewünscht. Als dazu passende „stimmungsvolle“ Dreingabe sei die Folge 242 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ der Lektüre anempfohlen, heute erschienen im mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“. Viel Freude damit. > Noch einmal: Sommernachtsträume 


Guten Tag allerseits in den Vormonaten


Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

,

Archiv chronologisch

Archiv thematisch