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2008-08-20 Anmerkung: | |
Der Schatten des Dritten Reiches trieb 68er an Das Schweigen der Väter (Der nachfolgende Text entstand als generalisierender Ergänzungsbeitrag zur Personality-Geschichte eines anderen Autors über den Historiker Hannes Heer im Rahmen einer 68er-Serie der Rhein-Zeitung. Die Serie selbst kann hier nicht publiziert werden) |
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ape. Ein
wichtiges Moment für den Veränderungsdrang der globalen 68er-Bewegung
rührte aus der kritischen Auseinandersetzung mit nationaler
Vergangenheit. Wie für die Proteste in den USA etwa das Kapitel
Unterdrückung der Farbigen von besonderer Bedeutung war, so für
deutsche Studenten der Nationalsozialismus. Nicht, dass das Wesen des
NS-Staates erst von den 68ern aufgeklärt worden wäre. Grundlegende
Fakten waren bereits zuvor bekannt. Den Schritt vom historischen
Abstraktum zur persönlichen Betroffenheit, den hatten die eben erst
erwachsenen Kriegskinder indes noch vor sich. Sie wurden mit dem nachwirkenden Schatten des Dritten Reiches auf zwei Ebenen konfrontiert. Einerseits in Form vormaliger NS-Funktionsträger, die oft selbstherrlich und frei von Schuldbewusstsein in Staat und Gesellschaft der Bundesrepublik wieder zu Amt und Autorität gekommen waren. Andererseits als familiäre Tragödie, wenn die Söhne und Töchter hinter allfälligem Schweigen plötzlich Verstrickungen von Vätern oder Müttern ins vergangene Unrechtsregime entdeckten. „Mein Vater war ein Nazi“ – kaum ein anderer Aspekt kann die Heftigkeit des 68er- Generationenkonflikts in Deutschland besser erklären als diese damalige Jugendliche zutiefst erschütternde Erkenntnis. Es stießen zwei grundverschiedene Haltungen aufeinander: Die Eltern wollten aufbauen, leben, vergessen und das schreckliche Kapitel endlich abschließen; die Kinder wollten Klarheit und Wahrheit, wollten erleben, dass Vater und Mutter Verantwortung übernehmen, ihre Schuld bekennen, sich schämen. Bohrende Fragen und, bisweilen selbstgerechte, Anklagen wurden mit Leugnen, Verharmlosen und Reden von „nicht gewusst“ bis „wir konnten ja nicht anders“ oder eben Schweigen beantwortet. Zwei Generationen, zwei Traumata, die noch heute wirken – wie ein seit 40 Jahren nicht abreißender Fluss von Bewältigungs-Büchern beweist. Mittlerweile ist daraus die große Anklage verschwunden, versuchen die Kinder oder inzwischen auch Enkel vor allem zu begreifen, wie oft geliebte Eltern oder Großeltern sich von 1933 bis 1945 so haben aufführen können. Und über allem die Frage: Hätten wir uns in derselben Situation anders verhalten? Möglicherweise war die bange Ungewissheit über die Antwort eine wesentliche Triebfeder für den antiautoritären Furor der 68er. Andreas Pecht |
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