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2008-06-19 Anmerkung: | |
1968 - Die große Lust auf Freiheit (Der nachfolgende Artikel entstand als Eröffnungsbeitrag für eine von diversen Autoren geschriebene Serie der Rhein-Zeitung im Sommer 2008. Die Serie selbst kann hier nicht publiziert werden) |
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ape.
„68“ - die Zahl ist zum Symbol geworden für eine turbulente Zeit des
Umbruchs vor 40 Jahren: Studentenbewegung, APO, Protest gegen den
Vietnamkrieg, freie Liebe, neue Lebenskultur, Infragestellung
aller Autoritäten. Mit einer heute beginnenden Artikel-Serie beleuchten
wir aus der Erinnerung von Zeitzeugen jene Ereignisse, die im Frühjahr
1968 mit den Unruhen des „Pariser Mai“ ihren Höhepunkt
erreichten. |
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Das
freche, respektlose, teils brachiale Aufbegehren der „68er“ war der
große Einspruch der Kriegskinder und ihrer jüngeren Geschwister gegen
die von der Elterngeneration eingerichtete gesellschaftliche wie
geopolitische Nachkriegsordnung. Der Einspruch war nicht auf
Deutschland begrenzt. Das Aufbegehren hatte globalen Charakter,
erfasste Nordamerika, Teile Lateinamerikas, Japan, Südkorea,
Westeuropa, ja selbst Menschen im Sowjetreich. Das war keine einheitliche Protestbewegung. Die polnischen Studenten, die im März 1968 in Warschau und Danzig für „Kultur ohne Zensur“ demonstrierten, konnten mit den antikapitalistischen Parolen ihrer über Ostern 1968 Berlin und Frankfurt in den Ausnahmezustand treibenden Kommilitonen wenig anfangen. Zwischen den jugendlichen Mitkämpfern des „Prager Frühlings 68“ und den Kommunarden des „Pariser Mai 68“ lagen Welten. Und doch hatten sie, von heute aus gesehen, Gemeinsamkeiten: Den Widerwillen gegen die autoritäre Nachkriegsordnung, die Lust auf Freiheit und neue Lebensformen. Die globale 68er-Stimmung setzte sich aus vielfältigen Aspekten zusammen. In Deutschland regierte seit 1966 eine Große Koalition, an deren Notstandsgesetzen sich der außerparlamentarische Protest entzündete. Ein Protest, der sich zugleich gegen verknöcherte Universitätsstrukturen und das Verdrängen der Nazi-Vergangenheit richtete. Sinnfällig kam dies im provokanten Studenten-Slogan zum Ausdruck: „Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren“. Muffig kamen den jungen Leuten überall auch Liebesleben und Geschlechterrollen, Familienordnung, Kindererziehung, Wohn- und Arbeitsformen vor. Zwänge, Normen, Verklemmtheit und autoritäre Hierarchien wohin man blickte. Männer herrschten über Frauen, Eltern über Kinder, Lehrer über Schüler, Reiche über Arme, Weiße über Schwarze – der Staat über die Bürger, Gott über die Menschen, Wohlstandsgier über die Menschlichkeit und Großmächte über die Völker. So sah, so empfand es der aufmüpfige Kern der Jugend. In verschiedenen Ländern waren diese Aspekte unterschiedlich gewichtet. Doch brach sich allgemein das Gefühl Bahn, diesen Zustand beenden zu müssen. So wurde unter dem Furor von Diskussionen, Provokationen, Demonstrationen und Unruhen im Westen geboren, was wir heute mit „68“ verknüpfen: Ein riesiges Bündel von Umdenk- und Reformimpulsen mit erheblichen Auswirkungen aufs private wie gesellschaftliche Leben. Ob die damalig Neudefinition etwa der Kindererziehung, der Stellung der Frau, der Sexualität, der Bedeutung von Kirche und Kunst positiv oder eher negativ zu bewerten sei, darüber gehen bis heute die Meinungen auseinander. Weshalb es auch 40 Jahre danach sehr konträre Ansichten zu „68“ gibt. Hier die Zeitgenossen, die in "68" die eigentliche Geburtsstunde der bundesrepublikanischen Demokratie sehen, insofern damals die Verfassungsidee von der aktiven Teilhabe des Volkes endlich in der Praxis der Zivilgesellschaft angekommen sei. Dort jene, die beim Gedanken an "68" stets finstere Miene machen, weil die Revolte vermeintlich alle unguten Prozesse eingeleitet habe, an denen wir heute kranken. In unserer Artikel-Serie werden „Alt-68er“ und andere Zeitzeugen zu Wort kommen. Dabei wird die Rede sein von Notwendigem und Sinnvollem, von Utopien und Illusionen, von Aufbruch und Scheitern, von komischen Experimenten wie von tragischen Entgleisungen. Denn das alles summiert sich zu: "68". Andreas Pecht Weiterer Beitrag zum Thema "68": ∇ 2007-05-16 Geschichte: 68er-Revolte folgte in Rheinland-Pfalz etwas anderen Regeln. Waldeck-Festivals steuerten Lieder bei |
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