| Thema Kultur / Musik /Festival / Institution | |||
zur
Startseite |
eMail an den Autor |
Übersicht
sitemap |
Artikel drucken |
| 2017-09-23 Jubiläum/Vorbericht: | |
| Zum 40. Mal: das Jazzfestival Neuwied Eines der ältesten Jazz-Meetings in Deutschland feiert frisch und lebendig Jubiläum |
|
ape. „Nie! Nie hätte ich damals gedacht,
dass unser Projekt Jahrzehnte überdauern würde.“ Werner Oberender wirkt
noch immer schier fassungslos angesichts des Umstandes, dass das
alljährliche Jazzfestival Neuwied jetzt am 3. und 4 . November bereits
zum 40. Mal über die Bühne geht. Der Mitbegründer, Spiritus rector und
künstlerische Leiter des Festivals ist heute 61 Jahre alt. „Damals“ war
er ein junger Bursche von Anfang 20, und zusammen mit einigen Neuwieder
Kumpels angefixt von der Idee, in der Deichstadt etwas Jazziges auf die
Beine zu stellen. ![]() Aus der Clique ging der Verein „Jazz in Neuwied“ hervor, der bis heute Träger des Festivals ist. Dessen Geburtstermin war der 9. September 1978 und das Baby ein eintägiges Musikhappening unter freiem Himmel auf der Wiedinsel Niederbieber. Die Vorliebe für den Jazz war seinerzeit zwar noch etwas weiter verbreitet als heute, aber eine Massenbewegung konnte man das, zumal in Neuwied und drumherum, nicht gerade nennen. Weshalb die jungen und in Sachen Festival völlig unbedarften Veranstalter in jenem Frühherbst völlig von den Socken waren, als 500 Besucher auf das Gelände strömten. Wie schon vor zehn Jahren vor dem 30. Festivalgeburtstag sitze ich mit Oberender wieder in einem kleinen Wirtshaus beisammen. Ältere und uralte Erinnerungen sind aufzufrischen; ebenso wollen wir plaudern, wie es jüngst läuft. Die Brücke vom diesjährigen Jazzfestival zu Anfängen und früheren Jahren schlagen die engagierten Künstler teils selbst. Vorneweg Jasper van‘t Hof – der ein bisschen mitverantwortlich ist, dass das Festival überhaupt in die Gänge kam. Denn die Jazzfreunde vom Rhein hatten 1977 bei einem Konzertbesuch im Sauerland den damals bereits recht bekannten niederländischen Jazz-Pianisten einfach gefragt: „Willst du nicht mal bei uns in Neuwied auftreten?“ Dessen ebenso einfache Antwort „Klar, mach ich“ war für die jungen Leute die rechte Ermunterung zur rechten Zeit, ihr Projekt Jazzfestival mutig in Angriff zu nehmen. Van‘t Hof
machte dann 1978 im Duo mit Charlie Mariano den Headliner. Beide kamen
über die Folgejahre mehrfach zum Festival, das nachher erst in die
Sporthalle Engers, 1993 dann ins Heimathaus (Stadthalle) Neuwied
umzog, wo es bis heute stattfindet. Die beiden gaben hier vor zehn
Jahren ihr letztes gemeinsames Konzert vor dem Tod Marianos 2009. Beim
40. Festival ist der unlängst 70 gewordene Jasper van‘t Hof der Opener
– und wird am 3. November gewiss wieder mit Freude davon sprechen, wie
sehr er hier die Nähe zum Publikum und die fast familiäre Atmosphäre
seit seinem ersten Auftritt genießt. Auf ihn folgt die Markus
Stockhausen Group. Der inzwischen auch schon 60-jährige Trompeter
Stockhausen (Sohn des berühmten Komponisten Neuer Musik Karlheinz
Stockhausen) gehört ebenfalls zum Urgestein des Neuwieder
Jazz-Meetings. Oberender muss noch immer schmunzeln, wenn er sich an
dessen ersten Auftritt 1981 erinnert: „Er kam auf den letzten Drücker
von einem klassischen Konzert in Bonn, hatte keine Zeit sich umzuziehen
und stieg noch im Frack auf die Bühne.“ Zum
Abschluss des ersten, quasi akustischen Abends spielt Lars Danielsson
mit Band. Der renommierte schwedische Jazz-Kontrabassist und -Cellist
kam erstmals zum 30. Jazzfestival 2007, war seither aber fast in jedem
Jahr dabei. Bereits 1991 gab Mike Stern seinen Einstand in Neuwied und
wurde ebenfalls ein treuer Mehrfachgast. Der US-Gitarrist und
Fusion-Spezialist eröffnet heuer den zweiten Festivaltag im Heimathaus
mit einer Eliteformation, bestehend aus dem Drummer Dave Weckl nebst
Saxophonist Bob Malach und Bassist Tom Kennedy. Der Abend bleibt
us-amerikanisch: Das Finale bestreiten mit einem Mix aus Funk, Soul and
New-Jazz Marcus Miller & Band. Weil der 64 Jahre alte
Multiinstrumentalist und prägende E-Bassist Miller ebenso wie Mike
Stern einst in der Band von Miles Davis spielte, träumt Werner
Oberender davon, die beiden vielleicht zum gemeinsamen Spiel eines
Titels der 1991 verstorbenen Jazzlegende bewegen zu können: „Das wäre
ein herrliches i-Tüpfelchen auf dem 40.“Und weil nun mal rundes Jubiläum ist, gönnen sich die Neuwieder Jazzfreunde als Prolog zum eigentlichen Festival noch zwei ganz besondere Acts. Schon am 13. Oktober gibt es ein Sonderkonzert mit dem norwegischen Pianisten und Schriftsteller Ketil Björnstad im Schloss Engers. Am 27. Oktober kommt Eberhard Weber in die Stadtbibliothek Neuwied. Der 77-Jährige ist einer der einflussreichsten Musiker und integersten Persönlichkeiten der deutschen Jazzszene. Seit einem Schlaganfall 2005 kann er nicht mehr spielen. Später schrieb er eine Autobiografie unter dem Titel „Résumé – Eine deutsche Jazzgeschichte“, aus der er lesen wird. Zu den Weggefährten des einst grandiosen Kontrabassisten gehören neben vielen anderen Größen des Jazz Wolfgang Dauner, Rainer Brüninghaus, Charly Mariano, John Marshal, Pat Metheny, Garry Burton oder Jan Gabarek – die wie Weber selbst alle schon beim Neuwieder Jazzfestival aufgetreten sind. Überhaupt:
Mit 40 Durchgängen in ununterbrochener Folge ist das Neuwieder eines
der ältesten Jazzfestivals Deutschlands. Die Auftrittschronik weist
fast jeden aus, der in dieser Szene Rang und Namen hat. Neben der
ersten Riege deutscher Jazzer auch die internationalen Größen wie Al Di
Meola, Bill Evans, Ginger Baker, Lester Bowie, Maceo Parker, Azia
Mustafa Zadeh, Rabih Abou-Khalil, Joe Zawinul, Nils Landgren, John
McLaughlin, Lester Bowie, Manu Katche, Stanley Clarke …
Hochkarätige Besetzungen allemal, die das Jazzfestival zu einem
konstanten Aushängeschild Neuwieds weit über die Stadtgrenzen hinaus
gemacht haben. Rund zwei Drittel der Besucher kommen, so Oberender,
nicht aus der heimischen Region. Sie haben teils sehr weite Anfahrten
hinter sich – die viele von ihnen seit Jahren, etliche seit Jahrzehnten
immer wieder auf sich nehmen. Ja, ein beträchtlicher Teil des Publikums ist mit den Veranstaltern älter geworden. Doch manche kommen inzwischen mit ihren längst erwachsen gewordenen Kindern nach Neuwied. Und: Zwar in kleiner Zahl, aber immer wieder finden auch Jugendliche den Weg zum Festival. Denn was dort auf der Bühne gespielt wird, ist jedesmal aufs Neue frisch, lebendig, interessant, intensiv. Der Jazz lebt. Andreas Pecht Info: > www.jazzfestival-neuwied.de Ausstellung mit Fotos von Peter Meurer über "40 Jahre Jazz in Neuwied". 23.10. bis 10.11.2017 in der Sparkasse Neuwied. |
|
(Erstabdruck/-veröffentlichung in einem Pressemedium außerhalb dieser website 38./39. Woche im September 2017) ----------------------------------------------------------------------------------------- ∇ Wer oder was ist www.pecht.info? ----------------------------------------------------------------------------------------- |
| Diesen Artikel weiterempfehlen | ![]() ![]() |
was ist Ihnen dieser Artikel und www.pecht.info wert? |
|
eMail an den Autor |
eMail an
webmaster |
an den Anfang |
Artikel drucken |