Thema Politik
Thema Gesellschaft
homezur Startseite eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor Seitenübersicht • sitemap • Plan du siteÜbersicht sitemap Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken

2016-02-21 Kommentar:

 

Deutschland ist noch immer ein Land
der Demokraten und Humanisten


Doch am rechten Rand der Gesellschaft braut sich eine neofaschistische Minderheitsbewegung zusammen

 
ape. Der Begriff "faschistisch" wurde von Linken oft vorschnell und falsch angewandt, um konservative und/oder rechte Positionen zu brandmarken. Es ist nun aber an der Zeit, Klartext zu reden im Hinblick auf die aktuellen Umtriebe in der rechtsradikalen Polit-Landschaft Deutschlands. Was sich dort im Umfeld von braunen Kameradschaften, NDP, Pegida und auch AfD zusammengebraut hat, ist seinem Wesen nach unverkennbar faschistisch. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, Islamophobie und Unmenschlichkeit, Pauschalhetze und Lügenagitation, Nationalismus und Demokratieverachtung, Organisierung von Terroranschlägen gegen Flüchtlingsunterkünfte und Straßenterror gegen Schutzsuchende wie ihnen helfende Menschen, Mobilisierung von Hass-Mobs im Internet, erkennbarer Wille zum Umsturz der politischen Ordnung: Die Summe dieser Phänoneme zwingt dazu, das Ganze nunmehr unmissverständlich beim wahren Namen zu nennen: faschistische Bestrebungen.

Es ist auch an der Zeit, all jenen Normalbürgern, die angesichts von Flüchtlingsproblematik und EU-Krise tatsächlich verunsichert, beunruhigt, besorgt sind, deutlich vor Augen zu führen: Sich auf diesen faschistischen Sumpf einzulassen, ist keine Alternative zu was auch immer. Es wäre vielmehr die Abwendung von allem, was unsere Eltern und/oder Großeltern als Lehre aus der schändlichen Hölle des NS-Staates gezogen und aufgebaut haben. Die bundesdeutschen Parteien mögen in vielen Fragen eine schlechte Figur machen - Faschismus aber ist auf keinen Fall der Weg, diese Malaise zu beheben.

Der von braunen Kadern gezielt entfesselte und organisierte Mob in Clausnitz, anderswo sowie im Internet erweckt den Anschein, die Bevölkerung Deutschlands habe sich in großen Teilen zu einer neofaschistischen Massenbewegung entwickelt. Dieser Eindruck ist von jenen, die jetzt "Wir sind das Volk" schreien, gewollt. Doch er ist falsch und hat mit den Realitäten herzlich wenig zu tun. Ja, es gibt hierzulande heftige Meinungsverschiedenheiten, was die Prioritäten im Umgang mit der Flüchtlingsfrage angeht. Den einen ist vorbehaltlose Hilfe für Notleidende und Schutzsuchende das erstmal Wichtigste und sie glauben fest, wir schaffen das, wenn wir wollen. Die anderen halten die Begrenzung des Flüchtlingszuzugs auf ein "leistbares Maß" für primär.

Doch keine der beiden Gruppen will alle Ausländer rausschmeißen, jeden Schutzsuchenden abweisen, im Mittelmeer ertrinken lassen oder gar an Europas Grenzen erschießen. Diese radikale Position der Unmenschlichkeit und zugleich der völligen Abkehr vom christlichen wie vom abendländisch humanistischen Wertekanon bleibt einer rechtsextremistischen, antibürgerlichen, antirepublikanischen und wenn man so will: im modernen Sinne auch undeutschen Minderheit vorbehalten.

Diese Minderheit ist größer als wir gemeinhin gedacht haben. Gleichwohl ist sie nicht erst jetzt entstanden. Die Sozialwissenschaften sprechen seit Jahr und Tag von 12 bis 17 Prozent Bevölkerungsanteil mit latent rassistischen, nationalistischen, antisemitischen und asozialen Grundhaltungen. Diese Haltungen waren als trüber, undurchsichtiger, meist wirkungsloser Bodensatz schon immer da. Sie treten aber erst in diesen Tagen der bürgerlichen Verunsicherung und Besorgnis offen zutage, finden ihresgleichen und organisieren sich zu lautstarken, wirkmächtigen, scheinbar mehrheitsfähigen Mobs, Shitstorms, Strömungen, Parteien. Politik wie öffentliche Meinung lassen sich fataler Weise teils von ihnen ins Bockshorn jagen und treiben.

Deutschland hat es im Moment gewiss mit einer Fülle von wahrlich nicht einfachen Herausforderungen zu tun. Aber noch immer stehen 85 Prozent des Landes, trotz aller Kritik im einzelnen, grundsätzlich hinter dessen freiheitlicher, demokratischer und humanistischer Verfasstheit. Das sollte diese erdrückende Mehrheit deutlich, stand- und wehrhaft zum Ausdruck bringen - statt den eifrig und brutal rumorenden neofaschistischen Rattenfängern kleingeistig und verängstigt auf den Leim zu gehen.  
                                                
Andreas Pecht

---------------------------------------------------------
Wer oder was ist www.pecht.info?
---------------------------------------------------------

 
Diesen Artikel weiterempfehlen was ist Ihnen dieser Artikel
und www.pecht.info wert?
 

eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor
eMail an webmaster • eMail to webmaster • contact webmastereMail an webmaster Seitenanfang • go top • aller en-hautan den Anfang Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken