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2012-08-25 Ausstellungsbesprechung:

Sonderausstellung im Landesmuseum Trier beleuchtet römische Großgarnison Mogontiacum (Mainz)


Mainzer Legionen marschieren
an die Mosel


ape Trier/Mainz. Ein Gedenkstein im Foyer des Rheinischen Landesmuseums Trier versinnbildlicht den Ausgangsgedanken für die dort jetzt eröffnete Sonderausstellung „Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der Legionen.“ Den Steinquader mit lateinischer Inschrift hatten vor gut 1800 Jahren die Trierer den Mainzern gestiftet als Dank für die Rettung ihrer Stadt. Anno 196/197 tobte Bürgerkrieg im Imperium Romanum, drei Fraktionen stritten um die Macht. Da war auch die westliche Metropole Trier ein umkämpftes Pfund, wurde von römischen Truppen aus Britannien belagert – und von der aus Mogontiacum (Mainz) herbeigeeilten 22. Legion befreit.

Blick in die Ausstellung "Im Dienst des Kaisers" am Landesmuseum Trier
Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier / Thomas Zühmer

Trier und Mainz - kurz vor Christi Geburt wurden sie im Zuge der Expansionpolitik des Kaisers Augustus fast gleichzeitig gegründet. (Weshalb sie sich heute noch kappeln, wessen Anspruch auf den Titel „älteste Stadt Deutschlands“ denn rechtens sei) Doch beide haben in ihrer römischen Epoche sehr unterschiedliche Entwicklungen genommen. Die Moselstadt wurde imperiales Verwaltungszentrum nördlich der Alpen und Kaiserresidenz; eine zivile Urbane mit 100 000 Einwohnern. Die Stadt am Rhein war hingegen nahezu fünf Jahrhunderte vor allem Militärgarnison – eine der größten an der germanischen Front. Bis zu vier Legionen auf einmal   waren hier stationiert, 22 000 Mann plus Hilfstruppen plus Tross.

Am Rhein die Soldaten, im moselanischen Hinterland Beamte, Handelshäuser und der Hof: Diese „Arbeitsteilung“ schlägt sich in Unterschieden bei den archäologischen Funden nieder. Anders als das Landesmuseum Trier besitzt das Landesmuseum Mainz eine schiere Überfülle an hochwertigen Artefakten, die vom Leben römischer Truppen zeugen. Rund 250 davon wurden jetzt zur ersten Kooperationsschau der beiden Museen überhaupt zusammengestellt und zur Premiere in die römische Welterbe-Stadt Trier gebracht.

Natürlich wird die Schau nachher auch in Mainz gezeigt. Das Interesse dürfte beträchtlich sein, denn eine derartige Präsentation hat es nach Ansicht der Ausstellungsmacher noch nie gegeben: Konzentration auf die militärische Seite der römischen Provinzialkultur, festgemacht an der Entwicklung der Garnison Mogontiacum und ausgehend von steinernen Geschichtszeugen, die „zum Sprechen“ gebracht werden. Kern der Ausstellung sind Grabmale von Legionären; je eines stellvertretend für jede der einst in Mainz stationierten neun verschiedenen Legionen.

Da ist beispielsweise der Grabstein eines Lucius Naevius. Die Inschrift verrät, dass er in Turin zur Welt kam, 45 Jahre alt wurde und 23 Militärdienstjahre auf dem Buckel hatte. Wir erfahren, dass Lucius der 14. Legion angehörte, die zusammen mit der 16.  anno 13 v. Chr. ins Gebiet des heutigen Mainz einrückte und sogleich ein Lager aus Holz und Erde erbaute. Andere Grabsteine „erzählen“ von Soldaten anderer Legionen, die in folgenden Jahrhunderten an gleicher Stelle kaserniert waren – und von da aus erst versuchten, das Imperium nach Germanien auszudehnen, später die Rhein-Grenze gegen die Germanen zu halten.

Steinerne Zeitzeugen, originale Arbeitsgeräte, dazu Repliken, Modelle und ein Bildanimation skizzieren den Ausbau von Mainz im 1. und 2. Jahrhundert zur Großgarnison: Doppellager aus Stein, imposante Wasserleitung von Finthen her, Rheinbrücke, Handels- und Kriegsflottenhafen, Mithras-Tempel...  Dabei lernt man die Legionen von unerwarteten Seiten her kennen. Etwa als Baukolonnen, wie in Garnisonsbauwerke eingelassene Namenssteine bezeugen. Sie fertigten sogar  ihre Bauziegel selbst, entsandten dazu ganze Abteilungen in die Umgebung der heutigen Orte Rheinzabern, Großkrotzenburg oder Worms.

So werden in dieser Ausstellungen zwei „Erzählungen“ miteinander verwoben: Diejenige über die Geschichte der Garnison Mogontiacum mit derjenigen über das Leben der Legionäre. In einen Grabstein ist ein Militärgürtel mit Dolch eingemeißelt. Die Vitrinen daneben führen diese Standardbewaffung in Form zweier originaler Dolch-Funde vor Augen. Dazu Kurzschwert, Speer, Mantelschnallen, Sandalen, Helm, Utensilien wie Schöpfkelle, Eimer, Feldflasche aus dem Marschgepäck der Soldaten. Die Kerle hatten allerhand zu schleppen. Für Handmühle, Pioniergerät, Zelte stand jeweils acht Mann immerhin ein Maultier zu.

Erst Frontstadt am Rhein, dann aufblühende Etappenstadt im Schutze des Limes, nach dessen Aufgabe wieder Frontstadt: Die Ausstellung in Trier verlebendigt für Mogontiacum und seine Besatzungen – insbesondere die langjährige Mainzer „Hauslegion“, die 22. Primigenia – eine wechselhafte Geschichte. Deren finaler Niedergang begannt im 4. Jahrhundert. Überfälle der Germanen häuften sich, die bei Machtkämpfen innerhalb des Imperiums fast aufgeriebene 22. Legion hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. In einer Winternacht anno 406 überrannten Vandalen, Sueben und Alanen die Stadt. Zu dieser Zeit hatte Trier seinen Glanz als Kaiserresidenz bereits verloren. Andreas Pecht


Landesmuseum Trier, bis 7. April 2013.
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 17 Uhr.

Info: >>www.landesmuseum-trier.de



(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 25. August 2012)


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