Thema Kultur | |||
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2008-10-09 Kommentar: | |
Zur Vergabe des Literatur-Nobelpreises 2008 an Jean-Marie Gustave Le Clézio Eine schöne Leseempfehlung |
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ape. Überraschung!
Literatur-Nobelpreis 2008 an Jean-Marie Gustave Le Clézio. Diesen Autor
hatte aktuell keiner der Auguren auf dem Wettzettel. Kennen Sie nicht,
den Franzosen? Kein Grund für Gram oder Scham. Selbst in den engeren
literarturinteressierten Kreisen Deutschlands dürfte die Zahl derer,
die eines oder gar mehrere seiner Werke gelesen haben, ziemlich klein
sein. Man kann nicht alles kennen – die Weltliteratur ist gerade
heutzutage ein sehr, sehr weites Feld. Vielleicht gebührt eben deshalb
der Stockholmer Akademie Dank, weil sie uns durch die Wahl des
Preisträgers womöglich auf Lesenswertes aufmerksam macht, das wir sonst
verpassen würden. Ohnehin wäre es ein Missverständnis, vom Nobelpreis-Komitee zu erwarten, dass es bloß weltberühmten Superstars des Buchbetriebes den Lorbeer und einen Sack voll Geld nachwirft. Wie überhaupt Berühmtheit relativ ist. Was Frankreich angeht, darf nämlich Le Clézio als durchaus bekannter Schriftsteller gelten, während die zuvor plötzlich auf den Spekulationslisten aufgetauchte deutsche Autorin Herta Müller dem französischen Publikum kaum vertraut sein dürfte. Wenn schon nahe Nachbarn sich so fern sind, wie verschieden müssen erst die Blickwinkel auf diversen Kontinenten sein. Gut, dass das Nobelpreis-Komitee da seit mehr als 100 Jahren Brücken schlägt, wechselseitig Interesse und Neugierde weckt; und zwar unter Qualitäts-, nicht unter Marketingaspekten. Man mag jedesmal wieder streiten, warum gerade dieser den Preis bekam, jener aber nicht. Gewiss wurde auch manchmal nur einer der besonders Guten, statt der Allerbesten ausgezeichnet. Niemals indes war den Stockholmern vorzuwerfen, sie hätten schlechte Literatur in den Olymp erhoben. Weshalb wir die Ehrung für Le Clézio einfach als Empfehlung willkommen heißen, uns alsbald einen nicht gekannten Autor von Niveau zur Brust zu nehmen. Im Übrigen bleibe ich bei der auch in den Vorjahren vertretenen Auffassung: Es wird höchste Zeit für Philip Roth! Andreas Pecht |
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(Erstabdruck am 10. Oktober 2008) Literaturnobelpreis an Le Clézio, Kommentar |
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