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2008-06-02 Feature: | |
200 Jahre Engagement für die Klassik Musik-Institut Koblenz feiert Jubiläum: Starkes Festkonzert und eine kulturpolitische Botschaft an die Freunde der Orchester in Rheinland-Pfalz |
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ape.
Koblenz beging am Wochenende ein denkwürdiges Jubiläum:
Gefeiert wurde der 200. Geburtstag des örtlichen Musik-Institutes, das
damit als eine der ältesten noch aktiven Einrichtungen bürgerlicher
Musikpflege in Deutschland gelten darf. |
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Das
Publikum festlich gewandet. Die Bühne zwischen prächtigen
Blumengebinden mit einem riesigen Porträt von Joseph Andreas Anschuez
geschmückt. Davor die Rheinische Philharmonie in größtmöglicher
Besetzung. Das Musik-Institut Koblenz hat anlässlich seines 200.
Geburtstages zum Festakt in die Rhein-Mosel-Halle geladen. Was guten
Grund abgibt, auch „am Samstag Sonntagsreden“ zu halten, wie Professor
Axel Beer von der Uni Mainz in seinem Festvortrag launig anmerkt. Folglich redet der Koblenzer Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann mit Nietzsche davon, dass Leben ohne Musik ein Irrtum sei. Davon, dass das 1808 durch Anschuez als von „Bürgern für Bürger“ gegründete Musik-Institut wider die Unbilden der Zeitläufe stets eine Säule des mittelrheinischen Kulturlebens war. Und davon, dass es heute „eine der ältesten Kulturinstitutionen im deutschen Sprachraum ist“. Hernach outet sich der Kulturstaatssekretär des Landes, Joachim Hofmann-Göttig, einmal mehr als glühender Liebhaber dieser Stadt und ihrer „fantastischen Kulturvielfalt“. Dann plötzlich wird der geneigte Zuhörer doch noch hellwach: Denn der Vertreter des Landes bemerkt anbei, dass sich seinerzeit auch das Musik-Institut und sein Intendant Rolf Wegeler „möglicherweise mit Recht“ wegen der Orchesterstrukturreform aufgeregt haben. Jetzt aber müsse der Blick in die Zukunft gehen: Man wird „die Orchester fortan weitgehend in Ruhe lassen“, auf dass „sie gute Musik machen können“. Diese quasi beiläufigen Aussagen beim Koblenzer Festakt sind als kulturpolitische Linienkorrektur verstehbar, die auch Musiker und Klassikfreunde in Mainz und Ludwigshafen mit größtem Interesse registrieren werden. Es versteht sich von selbst, dass bei diesem Festakt im Mittelpunkt steht, was seit 200 Jahren Daseinszweck des Musik-Instituts ist: Die Musik. Daniel Raiskin dirigiert Ungarische Tänze von Johannes Brahms, das erste Violinkonzert von Max Bruch und „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss. Die Auswahl ist kein Zufall. Brahms war mehrfach höchstselbst zu Gast beim Musik-Institut, auch Strauss hat hier dirigiert. Und Bruch war sogar zwei Jahre Musikdirektor des Instituts. Er komponierte während jener Zeit besagtes Violinkonzert, das 1866 in Koblenz uraufgeführt wurde und sich seither zu einem der populärsten Stücke des Klassikrepertoires entwickelt hat. Wesensmerkmal der von Chefdirigent Raiskin inspirierten Interpretationen sind ihre Dynamik, ihre Impulsstärke und die treibenden Phrasierungen. Daraus erwächst ein bewegtes wie bewegendes Spiel. Das schwingt sich bei Bruch mit Solist Benjamin Schmid zu gefühliger Dichte auf, die bei allem romantischen Impetus doch aufgeklärte Klarheit bewahrt. Das entfaltet bei Strauss enorme dramatische Farbig- und Spritzigkeit. So lebendig realisiert, ist Klassik mehr als bloß bildungsbürgerliche Pflicht. So kann sie auch jüngere Generationen ansprechen. In diesem Sinne versteht Rolf Wegeler, Intendant und Urururenkel des Beethoven-Freundes Franz Gerhard Wegeler, in seinem Schlusswort das Jubiläum des Musik-Institutes als Herausforderung und Verpflichtung für die Zukunft. Andreas Pecht (Erstabdruck am 3. Juni 2008) Artikel zur Geschichte des Musik-Instutes Koblenz unter: ∇ 2007-10-28a Kulturgeschichte: 200 Jahre Koblenzer Musik-Institut ∇ 2008-02-05 Musikleben: Musik-Institut Koblenz ergreift zum 200. Geburtstag neue Jugendinitiative Homepage des Musik-Instituts über www.musik-institut-koblenz.de Musik-Institut Koblenz, Feature über Festakt und -konzert zum 200. Geburtstag, Dirigent Daniel Raiskin, Staatsorchester Rheinische Philharmonie mit Werken von Brahms, Bruch, Strauss |
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