Kritiken Musik | |||
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2007-09-03 Konzertkritik: | |
Quartette von Felix, Fanny und Arnold Auftaktkonzert der Mendelssohn-Tage Koblenz mit drei sehr unterschiedlichen Werken von drei Mitgliedern der berühmten Komponistenfamilie |
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ape. Koblenz.
Ein kleines Konzertformat, ein Kammermusikkonzert, eröffnete die
13. Saison der Koblenzer Mendelssohn-Tage. Mit dem Nomos-Quartett
prominent besetzt, bot der Abend im Görreshaus eine interessante,
für das Festival quasi programmatische Werkauswahl: Kompositionen
von Felix Mendelssohn Bartholdy, seiner Schwester Fanny und seinem
Großneffen Arnold. |
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Drei
Streichquartette von drei Mitgliedern der Familie Mendelssohn: Sinniger
hätten die Mendelssohn-Tage ihr Selbstverständnis im
Auftaktkonzert kaum deutlich machen können. Vorneweg das einzige
Streichquartett von Fanny Hensel (geborene Mendelssohn,
1805–1847); ein wenig gespieltes Werk. Darauf das zweite
Streichquartett von Arnold Mendelssohn (1855–1933); wie das
gesamte Instrumental-Oeuvre dieses Komponisten erst in jüngerer
Zeit gelegentlich wieder im Konzertleben präsent. Beides sind also Mendelssohnsche Raritäten, deren Förderung sich das Koblenzer Festival ebenso auf die Fahne geschrieben hat wie die Pflege der Werke des ungleich bekannteren Familienmitglieds Felix. Dessen sechstes Streichquartett, f-Moll opus 80, rundet das das gut besuchte Konzert ab, an dessen Ende die Virtuosität des ausführenden Nomos-Quartetts ausgiebig beklatscht wurde. Als Ganzes betrachtet, gibt es in der Qualitätsbeurteilung der vorgestellten Kompositionen kein Vertun. Es hat schon auch musikalischen Grund, warum Felix in den Klassiker-Olymp aufgenommen wurde, Fanny und Arnold aber nicht: Zwischen den Streichquartetten der Verwandten liegen Welten. Fanny eröffnet mit einem Adagio aus Elementen wehmütiger Klage und Schwärmen. Es folgt ein bald hüpfendes, bald fugiertes, bald tragisch aufwallendes Allegretto. Dann eine hübsche Romanze mit zarter Singmelodie und ausladenden Seufzerkaskaden. Zum Schluss ein Allegro, das versucht, dramatisch treibende Rhythmik und süße Melodik miteinander zu verbinden. Unüberhörbar das Talent. Aber der bloß angerissenen Ideen sind zu viele; die kompositorische Ausarbeitung des Materials bleibt blass. Arnolds Quartett ist von reiferer Machart. Hier passt die etwas spröde, klanglich-süßes Schwelgen meidende, fast etwas distanzierte Spielweise der vier Nomos-Musiker. Denn Arnold tanzt gewissermaßen auf des Messers Schneide zwischen traditioneller Harmonik und Schönbergscher Neutönerei. Der Mann hatte Humor – wofür sein Allgretto scherzoso überschriebener dritter Satz auffälligstes Beispiel ist: Munter hebt eine Art Volkstanz an, landet später in schmelzigem Wiegen – man sieht die umschlungenen Paare zu später Feststunde vor sich. Eingewoben allerdings sind irritierende, mag sein persiflierende Abstecher in die Welt modernerer Disharmonik. An das Kaliber von Felix Mendelssohn Bartholdy reicht indes auch Arnold nicht heran. Dessen opus 80 ist ein furioses Trauerwerk von empfindender Tragik und orchestraler Fülle. In bodenloser Erschütterung kurz nach dem Tode der geliebten Schwester 1847 geschrieben, stellt das f-Moll-Streichquartett ein Zeugnis Musik gewordener seelischer Zerrissenheit dar. Interessant an diesem Abend, zu erleben, wie Kompositionsqualität die Ausführenden zu beeinflussen vermag: Der Nomos-Klang ändert sich beim Meisterwerk von Felix, wird inniger, voller, beseelter – betroffener wahrscheinlich. Andreas Pecht |
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