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2007-08-20 Kommentar: | |
Die niederen Instinkte sind wach Zur Hetzjagd auf Inder im sächsischen Mügeln |
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ape.
Wo, bitte, liegt die Grenze zwischen rechtsradikaler Gewalt und
den wildwüchsigen Übergriffen eines entfesselten Mobs auf
Mitmenschen ausländischer Herkunft? Gerne würde mancher
Politiker und ein Teil der öffentlichen Meinung eine solche
Trennlinie annehmen. Nach der Devise: Zieht ein Agitator mit braunem
Parteibuch die Strippen, dann ist die brutale Menschenhatz wirklich
schlimm; mischt aber kein politischer Rädelsführer mit,
handelt es sich um einen minder bedeutenden Zwischenfall der Kategorie
Wirtshausschlägerei. Es wäre so schön einfach und
beruhigend, könnte derart zwischen nazistischen
Überzeugungstätern und bloß im Suff krawallig
gewordenen Junggockeln unterschieden werden. Nur leider, eine solche
Grenze gibt es nicht. Drangsaliert eine Horde Skinheads in der Straßenbahn farbige Fahrgäste bis aufs Blut, oder hetzen 50 Volksfestbesucher jetzt im sächsischen Mügeln acht Inder durch die Stadt, sind das allemal rechtsradikale, weil ausländerfeindliche Gewalttaten. Auch ohne Parteibuch. Schon vergessen? Die Entfesselung niedrigster Instinkte gegen alles Fremde ist ein Wesensmerkmal des Nazismus. Und wenn „Volksgenossen“ sogar ohne Einpeitsch-Kader die Knüppel schwingen, können die braunen Strategen das als wesentlichen Erfolg verbuchen. Dann nämlich hat sich Rassenhass als Haltung, als Grundwert sozusagen, in Hirn und Bauch der Schläger wie ihrer klammheimlichen Fans eingenistet. Das Nichtfeststellen eines organisierten rechtsextremen Hintergrundes bei ausländerfeindlichen Übergriffen ist deshalb ein Alarmzeichen und gerade kein Anlass zur Entwarnung. Wer da Entwarnung gibt, hat das Phänomen Rechtsradikalismus gar nicht begriffen. Das wächst auf dem Acker von Chancenlosigkeit und Verwahrlosung, speist sich aus dem trüben Pfuhl alltäglicher Vorurteile, erhebt tatsächliche Probleme mit Immigranten zum selbstgerechten Hass-Fetisch, findet sich in einwanderungsfeindlicher Offizialideologie bestätigt. Oft fallen dann die Hemmungen vor Menschen verachtendem Benehmen auch, ohne dass die neonazistischen Rattenfänger diesem Teig ihre völkische Hefe zumischen müssten oder am Ort des Pogroms das Wort führen. So womöglich geschehen im friedlichen Mügeln, Sachsen, Deutschland, ein Jahr nach der Fußballweltmeisterschaft. Andreas Pecht |
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