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2007-08-19 Konzertkritik: | |
Drei junge Frauen spielen drei alte Stücke Alina Pogostkina, Sol Gabetta und Lauma Skride: Trio aus Mittzwanzigern musiziert bei Moselfestwochen Haydn, Beethoven, Brahms |
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ape. Kloster Machern.
Der Sommer bietet klassische Musik in Fülle.
Überfülle? Erfreulicher Publikumszuspruch bei den
Festivals in der Umgebung belehrt Bedenkenträger eines Besseren.
Die Mittelrhein Musik Momente legten eben eine Rekord-Zwischenbilanz
vor. Die bisherige Besucherfrequenz bei den Moselfestwochen nennt deren
Chef Hermann Lewen „genial“. Am Samstag konnte sein
Festival in Kloster Machern ein ausverkauftes Kammerkonzert
verzeichnen, obwohl zeitgleich wenige Kilometer weiter, in Trier, vor
mehr als 2000 Zuhörern „Carmina Burana“ konzertiert
wurde. |
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Unterwegs
im Klassiksommer wählen wir nicht Carl Orffs opulenten
Dauerbrenner im Trierischen Amphitheater. Die Neugierde gilt
stattdessen drei Musikerinnen, alle Mitte 20 jung, die im Barocksaal
des beschaulichen Klosters Klaviertrios von Haydn, Beethoven und Brahms
musizieren. Die Moselfestwochen haben Alina Pogostkina (Violine), Sol
Gabetta (Cello) und Lauma Skride (Piano) eigens für dieses Konzert
zusammengeführt. Technisches Brillieren bei mangelnder Tiefe ist oft das Problem junger Musiker. Nicht so in diesem Fall. Eine nur sehr kurze Phase gemeinsamer Intensivarbeit hat eine verschworene Musizier-Gemeinschaft entstehen lassen. Die drei Frauen haben sich mit Können, aber auch – was nicht immer selbstverständlich ist – mit Herz und Verstand auf die Werke eingelassen. Haydns Klaviertrio G-Dur eröffnet mit zärtlicher Verspieltheit den Abend. Fast möchte man die Diskussion von einst noch einmal aufrollen, ob es einen Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Musizieren gibt. Die Variationen des ersten Satzes über ein schlichtes Thema kommen ganz leicht und doch rund und warm daher. Die allmähliche Bewegungsteigerung des Satzes wird konsequent entwickelt, bleibt aber dezent. Die gewollt romantische Anmutung ist unüberhörbar, führt im zweiten Satz zu einem so nicht üblichen extrem langsamen, verträumten Adagio. Das ist schön, mutet irgendwie weiblich an, mädchenhaft empfindsam – wozu das hier sprühende, kecke „Abrocken“ im schließenden Ungarn-Rondo keinen Widerspruch darstellt. Haydns Trio ist das eine Glanzstück des Abens, Brahms' H-Dur-Klaviertrio das andere. Wobei die Damen bei letzterem sich auf eine zupackende, treibende Interpretation geeinigt haben. Lyrisch, ja. Auch tief bewegt zwischen Jauchzen und Betrübung. Verlorenheit jedoch auf keinen Fall. Die Cello-Kantilene des dritten Satzes ist ein wunderbar klares Herzensstatement, der h-Moll-Schluss ernst, aber keinesfalls düster. Beide Stücke zeugen vom Einverständnis der Frauen, das sich als punktgenaues, inspiriertes Wechselspiel auch in kapriziösen Passagen bewährt. Dennoch hat das Konzert eine Schwachstelle: Beethovens „Geister-Trio“. Der Flügel ist zu laut, vor allem scheinen die Frauen in der Kürze der Vorbeitung keine gemeinsame Auffassung zu diesem per se sperrigen Werk gefunden zu haben. Das wird zwar ordentlich musiziert, erreicht aber nicht den schlüssigen Glanz der beiden anderen Trios. Andreas Pecht |
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