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2007-07-05 Zwischenruf: | |
Die spinnen, die Hessen! Hessische CDU-Kultusministerin will im Biologieunterricht auch Schöpfungsgeschichte "diskutieren" lassen |
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ape.
Die Überschrift ist etwas plakativ, zugegeben. Ernsthafte Zweifel
am Geisteszustand der hessischen Nachbarn wären nur dann
legitim, würden diese ihrer Kultusministerin jetzt nicht
entschieden Paroli bieten. Denn die Frau, Karin Wolff mit Namen und der
CDU zugehörig, will - wie die TAZ heute berichtet - den
Biologieunterricht an Hessens Schulen bereichern, indem sie der
Evolutionslehre die biblische Schöpfungslehre als Unterrichtsstoff
zur Seite stellt. Während in den USA um inhaltlich nicht unähnliche Unterwanderungsbemühungen durch die christlich-fundamentalistische Strömung des Kreationismus allenthalben vor Gericht gerungen wird, erhebt eine deutsche Schulministerin ganz unverfroren den Genesis-Glauben in den Rang naturwissenschaftlicher Relevanz. Nein, tue ich nicht, würde sie wohl sagen, wenn man sie fragte. Ihr geht es, angeblich, um "fächerübergreifenden Unterricht". Bayerische Mitbürger nennen so etwas "hintervotzig": Eine gute Sache vorschieben, um eine miese Absicht zu befördern. Die gute Sache = interdisziplinäres Lernen und Diskutieren; dagegen hat keiner was, im Gegenteil. Die miese Absicht : Den Schulkindern "erstaunliche Übereinstimmungen" zwischen Evolution und Schöpfungslehre weismachen, um die Grenzen zwischen Religion und Naturwissenschaft aufzuweichen. Frau Wolff mag und darf privatim glauben, was sie will. Sie muss es noch nicht einmal für sich behalten. Auch wenn eine hanebüchen fundamentalistische Weltsicht nicht eben die beste Empfehlung für ein Ministeramt im säkularen Staat darstellt. (Welche modischen Accessoires sind eigentlich bei Kreationisten üblich? Kopftücher leider nicht.) Aber sie soll, bitteschön, den Schulkindern mit ihren persönlich-religiösen Überzeugungen von Leib und Hirn bleiben. Vielleicht kann ein Satz ihres Parteifreundes Christoph Böhr sie zu Mäßigung bewegen: "Pluralismus bedeutet Begrenzung von Relativismus; nicht alles kann gleichwertig nebeneinander gelten". Auf den vorliegenden Fall angewandt, wird diese Maxime sogar richtig: Die Evolutionslehre ist wissenschaftliche Erkenntnis auf der Basis bisher entdeckter und bewiesener Objektivitäten - mit allen Grenzen und Vorläufigkeiten, die Wissenschaft eigen sind; die Schöpfungslehre ist Mythos, ist Glaube - mit aller auf Nichtwissen und Nichtbeweisbarkeit beruhenden ewigen Absolutheit, die Religion eigen ist. Diese beiden Dinge können nicht gleichwertig nebeneinander gelten. Schon gar nicht im Biologieunterricht. Das weiß der Bischof von Limburg und hat deshalb sofort gegen die Schulministerin seines Landes protestiert, die es offenbar nicht weiß. Die spinnen, die Hessen? Hoffentlich nicht. Andreas Pecht |
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