Kritiken Theater | |||
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2007-02-25 Schauspielkritik: | |
Fettleibiger
"Falstaff" ist der einzige Lichtblick Peter Kastenmüller stückelte dem Schauspiel Frankfurt aus zwei Königsdramen einen langweilig verrätselten Shakespeare-Abend zusammen |
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ape. Frankfurt. Das
Schauspiel Frankfurt hat jetzt ein Stück unter dem Titel
„Falstaff“ herausgebracht. Falstaff, weiß
man, das ist bei Shakespeare jener fettleibige Gauner, der mit dem Sohn
des englischen Thron-Usurpators Heinrich IV. durch die Spelunken zieht,
vom prinzlichen Kumpan indes verstoßen wird, sobald dieser
selbst als König Heinrich V. die Krone trägt.
Falstaff ist die wohl markanteste Narrenfigur bei Shakespeare
– nur, ein Stück dieses Titels hat der
niemals geschrieben. Was also spielt Frankfurt da eigentlich? |
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Regisseur Peter
Kastenmüller hat das Königsdrama
„König Heinrich IV.“ ausgeschlachtet und
eine Prise von „Heinrich V.“ dazu gegeben. Benutzt
wird Text aus den Übersetzungen von Erich Fried, beigemengt
etliche Schnodderelemente aktueller Jugendsprache. Wie schon bei
Kastenmüllers Einrichtung der Schillerschen
„Räuber“ 2004 wird die Stückstory
nicht erzählt, sondern bloß herausgegriffen, was
für die Behandlung gewisser Fragen von Interesse. Dies
Verfahren könnte bei den Shakespearschen Königsdramen
durchaus Sinn machen, sind doch die kompletten vielschichtigen
Verflechtungen damaliger Politik-Ranküne für uns
Heutige so verwirrend, wie es das Geschacher um Sturz und Nachfolge
Edmund Stoibers für Kommende sein wird. Das Problem in Frankfurt ist allerdings: Welche Fragen die Inszenierung behandeln will, bleibt dunkel. In einem gewaltigen Spielraum zwischen Chorgestühl und schiefer Kirchenorgel (Bühne: Michael Graessner) streiten Vater Heinrich und Sohn Heinrich derer von Bolingbroke miteinander, organisieren Vater Heinrich und Sohn Heinrich derer von Northumberland einen Aufstand gegen die regierenden Bolingbroke-Heinriche. Stets sind alle gleichzeitig auf der Bühne; die Szenen durchmischen einander, was die Sache nicht klarer macht. Zumal die dritte Handlungsebene, das Luderleben des Bolingbroke-Prinzen in der Spelunken-Gesellschaft des Falstaff, ebenfalls in die Einheitsszenerie gerührt wurde. Zweieinviertel Stunden mit Versatzstücken zwischen statuarischem Deklamationspathos und rolliger Gossenhauerei werden einem lang. Feingliedriges Schauspielertheater ist Kastenmüllers Sache auch nicht, wissen wir seit den „Räubern“. Die beiden Jungheinriche schwitzen aggressiven Tatendrang gerade heraus: Oliver Kraushaar als Bolinbroke-Prinz, Martin Butzke als dessen Gegenspieler. Im Glaskasten gehen sie dann (fast) nackend mit Wasser, Mehl und rotem Saft aufeinander los - bis der eine tot ist und der andere Vater Heinrich IV. auf dem Thron beerben kann. Das reimt man sich so zusammen, mehr aus dem erinnernden Hinterkopf als aus dem Bühnengeschehen, dessen Sinnhaftigkeit unsereinem ein arges Rätselraten bleibt. Wäre da nicht Josef Ostendorf als gewitzter Fleischkloß in der Titelrolle, die Ermattung des Zusehers wäre bald total. Seine Art des Spiels irgendwo zwischen Baal und Teddybär, Halsabschneider und Schlawiner ist der einzige Lichtblick an diesem Abend. Andreas Pecht |
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