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2006-11-20: | |
Alles zur Stärkung des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie Koblenzer Orchesterstiftung bei großem Benefizkonzert ins Leben entlassen |
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ape. Koblenz.
Ein wichtiger Moment in der Koblenzer Musikgeschichte: Mit
Überreichung der Genehmigungsurkunde an den Oberbürgermeister
wurde im Rahmen eines Benefizkonzertes am Sonntag die Stiftung
Rheinische Philharmonie rechtsfähig ins Leben entlassen. Das
Publikum in der Rhein-Mosel-Halle führte dem Stiftungskapital
zugleich mehr als 12 000 Euro zu. |
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Am
Schluss erhoben sich beinahe 700 Konzertbesucher zu Ovationen für
die Rheinische Philharmonie. Dieser Beifall meinte mehr als das
Beklatschen einer sehr guten musikalischen Leistung: Einen Moment lang
flammte wieder jenes intensive Gefühl des Schulterschlusses
zwischen hiesigen Bürgern und „ihrem“ Orchester auf,
das ehedem über Wochen und Monate den Protest gegen die
Orchesterreform getragen hatte. „Ein Kampf, der erfolgreich war“, wie Oberbürgermeister Schulte-Wissermann beim offiziellen Stiftungsakt am Sonntag im Rahmen eines Benefizkonzertes des Koblenzer Staatsorchesters noch einmal erinnerte. Die Rheinische als B-Orchester mit 66 klingenden Stimmen gesichert, zu dessen Stärkung und Förderung jetzt die Stiftung ins Leben gerufen: „Der 19.11. ist ein Tag, an dem wir die Zukunft unserer Rheinischen Philharmonie optimistischer sehen können“, so die Gesamtbewertung durch den OB, nachdem er als Vorsitzender der Orchesterstiftung von ADD-Vizepräsidentin Dolores Schneider-Pauly die Genehmigungsurkunde überreicht bekommen hatte. Gewichtige Worte, durch das Orchester unter Chefdirigent Daniel Raiskin umwoben mit intensiven Musikmomenten. Noch immer dem Jahres-Jubilar verpflichtet, gab es zum Auftakt Mozarts Ouvertüre „Der Schauspieldirektor“, hernach dessen Klavierkonzert A-Dur KV 488. Mag die Gefälligkeit des Programms dem Benefizcharakter des Abends geschuldet sein, so gab es beim Musizieren keinerlei Fest-Nachlass. Im Gegenteil: Inspirierte Beschwingtheit, pointiert herausgearbeitete Gefühligkeit und hohe Präzision im Zusammenwirken prägten das Orchesterspiel bei den beiden Mozart-Stücken. Da ist, wohl unstrittig, ein erneuter Entwicklungsschritt zu konstatieren. Strittig ließe sich vielleicht die Mozart-Interpretation der Pianistin Lisa Smirnova diskutieren: Saftig der Ton, exaltiert der Gestus, die Läufe rauschend, statt perlend. Also allerhand späte Romantik, was man bei Mozart irritierend finden darf. Im zweiten Abendteil folgte zunächst das Adagietto von Gustav Mahlers 5. Sinfonie. Aus dem schieren Nichts heraufklingend, im Nichts ersterbend – Raiskin dirigiert mit ausladend schwingendem Großgestus die denkbar zartesten Gefühlsregungen. Nur scheinbarer Widerspruch, der sich auflöst, sobald einem bewusst wird, wie sehr Innigkeit und Innerlichkeit vom weit ausschwingenden Impuls des realen wie des emotionalen Atems abhängen. Zum Abschluss dieses denkwürdigen Abends feinfühliges Auftrumpfen mit Tschaikowskys Suite „Romeo und Julia“. Und während des Zuhörens plötzlich der Gedanke: Was würde aus dieser Stadt, entfalteten sich in ihr, aus ihr, nicht immer wieder solche Klänge? Welchen Geistes würde sie sein, erlebten nicht immer wieder viele Menschen in ihrer Mitte diese Kunst und auch die anderen Künste? Erst die Schreckensvorstellung von einer Stadt ohne Orchester, Theater, Museen, Bibliotheken macht den existenziellen Wert dieser Einrichtungen so richtig deutlich. Generaltintendant Rainer Neumann hatte den Benefizabend mit nachdenklichen Tönen über die Beziehung zwischen Gesellschaft, Politik und Kultur eröffnet. Er bemühte Bundesaußenminister Steinmeier: Der habe, so Neumann, unlängst erklärt, dass sämtliche Goethe-Institute weltweit gerade so viel kosten wie 15 Kilometer neue Autobahn. Und das müsse Deutschland sich ja wohl leisten können. Alles eine Frage der Maßstäbe und Prioritäten. Die liegen bei der neuen Orchesterstiftung klar zutage: 250 000 Euro Stiftungskapital sind schon in der Kasse; mehr als 12 000 brachte der Benefizabend hinzu; eine Millionen ist das nächste Ziel. Alles zur Stärkung „unseres“ Orchesters! Andreas Pecht |
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