Kritiken Musik | |||
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2006-09-24 Konzertkritik: | |
Aufregende Momente bei Auftakt zu Koblenzer Mendelssohn-Tagen Frühwerke von Schumann und Berg - Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert mit dem 15-jährigen Geiger Serge Zimmermann |
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ape. Koblenz.
Interessant zu Beginn. Aufregend in der Mitte. Zum Schwelgen schön
am Ende. So könnte man das Auftaktkonzert der Koblenzer
Mendelssohn-Tage am zurückliegenden Wochenende kurz auf den Punkt
bringen. |
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Obwohl
Dirigent André de Ridder und die Rheinische Philharmonie sich im
Görreshaus redlich um Verve, Impulsivität, dramatische
Momente und Bögen bemühen, bliebt Robert Schumanns
„Zwickauer Symphonie“, was sie immer war: ein Fragment. Mit
zwei Sätzen unvollendet, und diese auch in sich bloß erstes
Herumexperimentieren eines Jünglings mit Sinfonischem. Kein
Meisterwerk, auch wenn das Vorbild Beethoven unüberhörbar
ist. Eher ein Sammelsurium von Ideen, Motiven, Impressionen, die jedoch
noch nirgends hinführen. Interessant eben. Noch ein Jugendwerk, „Sieben frühe Lieder“, komponiert vom Studenten Alban Berg, allerdings revidiert und für Orchester eingerichtet vom 42-Jährigen. Und diese Lieder für Sopran und Orchester sind aufregend, erregend. Da werden Verse der Liebe und des Sehnens danach von Lenau, Storm oder Rilke musikalisch illustriert und interpretiert. Da ergießt sich in den Grenzlanden zwischen Hochromantik und Moderne ein Füllhorn sinnlicher Poesie. Wozu Caroline Melzer das Ihre beiträgt. Kurzfristig hat sie den Gessangspart von der erkrankten Monica Mascus übernommen hat. Die aktuelle „Lustige Witwe“ am Pfalztheater Kaiserlautern ist als Berg-Interpretin keineswegs zweite Wahl: Ihr warmer, runder, hier fast etwas rauchiger Sopran entfaltet verführerischen Charme. Das Orchester hätte man sich dabei etwas zurückhaltender gewünscht. Zum Abschluss große romantische Gefühlskulinarik nebst Staunen über ein 15-jähriges Spitzentalent an der Violine: Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert mit Serge Zimmermann als Solist. Beiseite geschoben die bei allen Wunderkindern stets bohrende Frage nach dem Preis solchen Könnens, dürfen wir einen umwerfend aufspielenden Knaben bewundern. Bei Zimmermann scheinen alle Bewegungen klein zu sein. Wie er die Saiten greift, ist kaum zu sehen; der Bogen zieht diszipliniert und ökonomisch kalkuliert seine Bahnen. Knapp das Vibrato, singt Zimmermanns Violine einen klaren Ton von Herz, dem Schmelz offenbar suspekt ist, vielleicht wegen dessen Nähe zum Schmalz. Und dem geht er hörbar aus dem Weg. Als schieres Wunder erscheint einem die Art, wie der Junge mehrstimmiges Spiel mit der größten Selbstverständlichkeit über die knarzende Virtuositätsvorführung hinaus treibt und zu wirklicher Klanglichkeit gelangt. Andreas Pecht |
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