Thema Politik | |||
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
2006-08-29 Kommentar: | |
Mit Interkontinentalraketen und Langzeitarbeitslosen gegen Terroristen? Neue Strategien von Rumsfeld, Iwanow und Herrn Tiefensee |
|
ape.
Manchmal gibt es so Tage, da möchte man beim Lesen der Nachrichten
seinen Augen nicht trauen. Andernfalls läge der Schluss nahe,
dieser oder jener Zeitgenosse könne nicht recht bei Verstand sein.
Die Bedrohung durch Terror beunruhigt uns alle. Kluge und wirksame
Terrorbekämpfung liegt jedermann am Herzen. Was allerdings jetzt
an drei Stellen auf Erden von Politikern an neuen
Anti-Terror-Strategien angedacht wurde, hat mit Wirksamkeit nichts, mit
Klugheit gar nichts zu tun. Die Vorstöße des deutschen
Verkehrsministers Tiefensee, des amerikanischen Verteidigungsministers
Rumsfeld und seines russischen Kollegen Iwanow zeichnen sich durch
erschreckende Unernsthaftigkeit aus - zumindest was tatsächliche
Terrorbekämpfung angeht. |
|
Tiefensee
hatte vorgeschlagen, Langzeitarbeitslose sollen künftig in
öffentlichen Verkehrsmitteln Patrouille gehen und so auf
preiswerte Weise die Sicherheit erhöhen. Hartz-IV-Empfänger
als Anti-Terror-Sheriffs? Der Gedanke ist derart abwegig, dass dem
SPD-Minister sofort von allen Seiten bis hin zum Bund der
Kriminalbeamten und zum Verband der Verkehrsunternehmen der Vogel
gezeigt wurde. Tiefensee will seinen Vorschlag nunmehr nicht als
Anti-Terror-, sondern als Sozialinitiative verstanden wissen: Der einst
wegrationalisierte Schaffner soll als 1-Euro-Jobber wieder auferstehen.
Andere Sparte, aber auch fragwürdig. Kleinkram, verglichen mit der neuen Strategie des Donald Rumsfeld, der Terrorgruppen bald von der U-Boot-Flotte mit Interkontinentalraketen bekämpfen lassen will. Russlands Verteidigungsminister Sergej Iwanow plädiert stattdessen für den Einsatz von Mittelstreckenraketen. Immerhin wollen beide Herren für diese Aufgabe nur Flugkörper einsetzen, die zuvor von atomaren auf konventionelle Sprengköpfe umgerüstet wurden. Was beide Vorschläge nicht weniger absurd macht. Denn worauf wollen sie schießen mit diesen größten aller Kaliber der Waffengeschichte? Wüsste man, in welcher Höhle Osama bin Laden sein Lager aufgeschlagen hat, in welchem Keller die jüngste Terrorzelle ihre Bomben baut, auf welchem Acker sie ihre Selbstmordattentäter trainiert: Der Zugriff wäre Sache robuster Spezialkommandos. Für kriegsmäßige Flächenwirkungswaffen in der Größenordnung von Interkontinental- oder Mittelstreckenraketen bieten Terroristen gar kein Ziel. Es sei denn, man wollte ganze Landstriche oder Städte in Schutt und Asche legen auf den Verdacht hin, dort könne sich eine Terrorgruppe eingenistet haben. Mit solcherart Einsatz von Massenvernichtungswaffen und Flächenterror aber wäre der "Krieg gegen den Terror" niemals zu gewinnen. Das dürfte auch Rumsfeld und Iwanow klar sein. Weshalb diese neueste Anti-Terror-Strategie gar nicht Terrorbekämpfung im eigentlichen Sinne meint, sondern bloß eigene imperiale Machtpolitik - etwa in den Fällen Irak, Tschetschenien, Iran, Nahost... - so nennt. Mit dem Bedürfnis der Bürger nach Schutz vor Terroranschlägen oder mit einer umfassenden Strategie zur Austrocknung des Terrorismus hat das alles jedenfalls herzlich wenig zu tun. |
Diesen Artikel weiterempfehlen | ![]() ![]() |
was ist Ihnen dieser Artikel und www.pecht.info wert? |
|
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |