Thema Politik | |||
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2006-07-13 Kommentar: | |
Der ungeliebte Gast Zum Deutschlandbesuch von George W. Bush |
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ape.
Küsschen, Händeschütteln, Lachen, Witzeln. Und am Abend
eine Grillparty. George W. Bush und Angela Merkel kommen gut klar
miteinander. Da mag staatspolitisch motivierte Mache dabei sein,
schließlich wollen beide um jeden Preis dieses Bild vermitteln:
Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sind - wieder - sehr
gut. Aber der locker-freundliche Umgang kostet Kanzlerin und
Präsident auch sichtlich wenig Mühe: Mit der Chemie zwischen
beiden scheint es tatsächlich besser zu stehen als mit dem Ansehen
Bushs weltweit, bei der hiesigen Bevölkerung und selbst bei seinen
Landsleuten daheim. |
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Der
mächtigste Mann der Welt ist auch einer der unbeliebtesten
Männer der Welt. Nicht, weil er amerikanischer Präsident ist,
sondern weil er eine Politik verantwortet, die vom Irak-Krieg bis
Guantanamo entscheidende Werte des westlichen Welt missachtet hat. So
gesehen war das menschenleere Mainz beim letzten Besuch und ist das
diesmal für 1000 handverlesene Jubelzuseher geöffnete
Stralsund auch ein treffendes Symbol für die Stellung von Herrn
Bush im öffentlichen Bewusstsein. Wie Deutschland Freunde
begrüßt, hat die WM gezeigt. Amerika ist nach wie vor ein
Freund, sein derzeitiger Präsident eher weniger. Doch auf Antipathien nimmt Weltpolitik keine Rücksicht. Das Rad dreht sich weiter, und wir erleben eine geostrategische Umbruchzeit. Bush musste zur Kenntnis nehmen: Amerika mag die stärkste militärische und ökonomische Macht auf Erden sein, alleine kriegt es ordnungspolitisch dennoch nichts Stabiles hin. USA, Europa, China, Russland, Indien - viele neue Kräfte sind ins Gleichgewicht zu bringen. Bush sucht Verbündete, womöglich neue Bündnisse. Der bevorstehende G8-Gipfel in St. Petersburg wird gewiss so wenige verbindliche Beschlüsse fassen wie jetzt die Grill- Gesellschaft in Trinwillershagen. Aber da die globalen Machtverhältnisse erheblich in Bewegung geraten sind, kommt jetzt auch spürbares Leben aufs politisch-diplomatische Parkett. Und im Hinblick auf den Umgang mit dem russischen Bären setzt Bush auf Angela Merkel. Der Kanzlerin könnte so eine Schlüsselrolle etwa in Sachen Irak und Nordkorea zufallen: Sie soll Putin ins Boot holen. Bei den von Bush nicht zufällig "Strategiesitzung" genannten Gesprächen in Stralsund konnte offenbar weitgehende Übereinstimmung für die Marschrichtung auf etlichen Problemfeldern hergestellt werden. Interessant bei der Betrachtung der aktuellen Nahost-Entwicklung. Ja, Ursache seien die Entführungen von israelischen Soldaten durch islamische Extremisten. Ja, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen. Aber, "unsere größte Sorge ist", dass durch das israelische Vorgehen die Regierung des Libanons geschwächt werden könnte. Man muss Bush nicht mögen und Merkel auch nicht, um die politische Weitsicht dieser Aussage anzuerkennen. In der Politik und in der Diplomatie ist Schwarz-Weiß-Malerei wenig hilfreich. Sollte deutscher Wildschweinbraten diese Erkenntnis in der amerikanischen Regierung befördern, könnte man die Kosten für die teuerste Grillparty der Welt immerhin als halbwegs sinnvolle Ausgabe verbuchen. |
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