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2006-04-24 Kommentar: | |
Unstatthafte Verharmlosungen oder: Das Opfer soll selber schuld sein Zur politisch-medialen Entwicklung der rassistischen Bluttat von Potsdam |
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ape.
Wünschenswert sind straffe Ermittlungen. Begrüßenswert
ist, dass Generalbundesanwalt Kay Nehm tat, was er von Amts wegen kann,
darf, gegebenenfalls muss: Verbrechensfälle von „besonderer
Bedeutung“, die womöglich die „äußere oder
innere Sicherheit der Bundesrepublik beeinträchtigen“ , an
sich ziehen. Nehm hält die Potsdamer Bluttat an einem farbigen
Deutschen äthiopischer Herkunft für solch einen Fall, weil
dadurch „das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher
Bevölkerungsgruppen infrage gestellt“ wird. |
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Das
Eingreifen des Generalbundesanwalts ist demnach legitim. Und
es war als Zeichen gedacht: Dass in diesem Deutschland
fremdenfeindliche Gewalttaten nicht als Kavaliersdelikt betrachtet
werden, sondern mit Entschlossenheit als das verfolgt, was sind -
Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Politiker jedweder
demokratischen Couleur hätten gut daran getan, dieses Zeichen zu
unterstreichen. Stattdessen wettert Brandenburgs Innenminister
Schönbohm, Nehm habe dem Bundesland erheblich geschadet.
Stattdessen relativierte Bundesinnenminister Schäuble das
Verbrechen in Potsdam mit dem geschmacklosen Satz, auch Blonde und
Blauäugige würden Opfer von Gewalt. Stattdessen wird
allenthalben philosophiert, ein rechtsextrem-politischer Hintergrund
sei gar nicht erwiesen. Für die Opfer, für das Klima in der Gesellschaft sowie das Ansehen Deutschlands macht es keinen Unterschied, ob rassistische Schläger ein rechtsradikales Parteibuch in der Tasche haben oder nicht. Fremdenfeindlichkeit nur als Ausfluss einer extremen politischen Überzeugung zu begreifen, verkennt das Phänomen völlig. Fremdenfeindlichkeit gehört zwar zum Grundbestand faschistoiden Gedankengutes, ist aber weit über die einschlägigen Kreise hinaus verbreitet. Deshalb ist Nehms Zeichen so wichtig, deshalb sind die seltsamen Gegenreden so ärgerlich. Deshalb auch beunruhigt die von der Union avisierte „Überprüfung“ aller Programme gegen Rechtsextremismus ziemlich. Auf dem Boulevard wird inzwischen gestreut, das Potsdamer Opfer sei alkoholisiert gewesen, habe die Angreifer verbal attackiert, habe zuvor schon mit dem Busfahrer übers Wechselgeld gestritten. Nach dieser Lesart könnte Ermyas M. am Ende selber schuld sein, dass ihm der Schädel eingeschlagen wurde. Eine perfide Sicht – von der sich der Generalbundesanwalt Gott sei Dank nicht beirren lässt. |
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