Kritiken Theater | |||
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2006-04-14 Schauspiel: | |
Ein fast vergessenes Gorki-Stück Markus Dietz inszenierte "Die Letzten" an Godesberger Kammerspielen |
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ape. Bonn/Bad Godesberg.
Warum geht der Mensch ins Schauspiel? Weil er dort was lernen kann
über seinesgleichen und ihr Zusammenleben, also auch über
sich und seine Welt. In diesem Sinne ist Maxim Gorkis Stück
„Die Letzten“ ein ziemlich interessanter Beitrag. Dies
sogar in der etwas konfusen und etwas zähen Inszenierung von
Markus Dietz für die Kammerspiele Godesberg. |
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Das
1907 entstandene Werk wurde von der russischen Zensur sogleich
verboten, deshalb 1910 in Berlin uraufgeführt. Nachher verschwand
es lange von den Spielplänen, erlebte erst 1989 durch Andrea Breth
in Bochum wieder eine deutsche Neuinszenierung. Gorki verschränkt hier, wie es auch sonst seine Art war, Gesellschaftskritik und Familiäres. Damit der These folgend, dass privat kein Engel sein kann, wer im beruflichen oder politischen Leben ein Schuft ist. Der wegen brutaler Übergriffe auf gefangene „Terroristen“ suspendierte Polizeipräsident Iwan führt auch daheim ein tyrannisches Regiment. Hinter bürgerlicher Fassade tobt ein Zanken, Beschuldigen, Drangsalieren, Verkommen, ein geiferndes Gieren nach des kranken Onkels Geld. Im privaten Salon spiegeln sich die korrupten Verhältnisse im Staatswesen. Die Bonner Inszenierung packt das Geschehen auf eine schräge Quadratfläche. Franz Lehrs Bühne soll wohl den Leuchttisch eines Architekten darstellen – von unten angestrahlt, zeichnet sich auf dem Boden eine Wohnungsskizze ab. Darauf werden im Verlauf des zweistündigen Abends ein paar Möbelstücke hin und her gerückt. Bedeutet? Vielleicht: Der (Lebens-)Entwurf mag wohl geordnet sein, das Leben selbst funktioniert ganz anders. Fünf Kinder und eine Ehefrau nennt Iwan sein Eigen. Zwei Kinder kommen nach ihm: geldgierige, dekadente Schmarotzer. Zwei andere zerbrechen am Erkennen seiner Schlechtigkeit. Das fünfte, ein verbittertes Mädchen mit Buckel und Ergebnis einer kurzen Liebe der Mutter mit dem Onkel, opponiert. Bernd Braun gibt den Iwan als einen von den Verhältnissen Getriebenen, der zugleich jede Sauerei mitmacht, um Teil der nutznießenden Klasse zu bleiben. Das übrige Ensemble arbeitet verlässlich zu, spielt aber unter seinen Möglichkeiten. Dennoch: „Die Letzten“ sind wieder im Repertoire, und das ist gut so. |
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