Kolumne Quergedanken regional | |||
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2006-03-30 Kolumne: | |
Ob´s
nun so oder so oder anders … |
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ape.
Guten Morgen, Tag, Abend „meine Damen und Herrn, unsere
Themen
heute: Weltmeisterschaft, Weltspitze, Welterbe und - das
Wetter“,
würde Ulrich Wickert beginnen. Der Mann hat es
einfach.
Nicht bloß, weil er bald in Rente gehen darf. Mit seinem
Wunsch
für „eine geruhsame Nacht“ hat er bis
dahin auch stets
das letzte Wort, denn der Tag ist dann gelaufen. Wie viel schlechter
steht sich da der Kolumnist dieser Monatszeitschrift. Wenn er an seinen
Sprüchen herumwürgt, sind es noch Tage hin bis zum
Erscheinen
des Blattes. Zwischenzeitlich könnte manches passieren;
beispielsweise die Welt sich vom Kopf auf die Füße
stellen.
Nehmen wir die aktuelle Lage: Für den Schreiber wählt
Rheinland-Pfalz am 26. März, für Sie, liebe/r
Leser/in, hat
Rheinland-Pfalz am 26. März gewählt. |
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„Na
und“, beschmunzelt Freund Walter mein Dilemma –
ignorierend, dass es publizistisch schon einen gehörigen
Unterschied macht, ob etwa Michael Hörter (CDU) in Mainz
Minister
wird oder nicht. Ob Joachim Hofmann-Göttig (SPD) seinen Job
als
Staatssekretär behält, oder daheim in Koblenz
Anspruch auf
Beerbung von OB Schulte-Wissermann erhebt. Wird er kaum wollen. Aber
Gedanken muss man sich doch machen für den Fall, dass der
Wähler wieder Kraut und Rüben, respektive in
Rheinland-Pfalz:
Reben und Rüben mitsamt diversen Lebensplanungen in den
vorderen
Parteireihen durcheinander schmeißt. Walter drückt
ungerührt die Füße gegen den
Heizkörper und summt
einen ollen Schlager: „Ob´s nun so oder so oder
anders
kommt …“ Weil wir gerade von Hofmann-Göttig sprachen. Der war es ja damals, der die Sache mit dem Weltkulturerbe Mittelrhein ins Rollen brachte. Die entwickelt sich nun etwas ungleichgewichtig, wie sich an Straßenschildern ablesen lässt. Während die linksrheinische A 61 reichlich mit braunen Hinweistafeln auf das Welterbegebiet ausgestattet ist, habe ich an der rechtsrheinischen A 3 noch nie ein solches Schild gesehen. Wie kommt´s? Der Amtsschimmel steckt, ohne zu wiehern, das Maul in den Hafersack – weshalb wir auf freies Philosophieren angewiesen sind. Amtspersonen sollen, so ist´s Vorschrift, für Dienstfahrten die kürzeste/schnellste inländische Wegstrecke benutzen. Beim Verkehr zwischen Amstpersonen aus Mainz und Koblenz trifft das (von regelmäßigen Ausnahmen abgesehen) auf den linksrheinischen Highway über den Hunsebuckel zu. Wohingegen der rechtsrheinische länger ist, indes nicht immer langsamer, aber meistenteils über von Wiesbaden regiertes Hochland führt. Das betrachten Mainzer Amtspersonen fastnachtsnotorisch als (feindliches) Ausland. Folglich geht der Amtsverkehr Mainz-Koblenz über die durchweg inländische A 61, die deshalb volkstümlich auch „Ministrale“ genannt wird. Unser Schluss in der Schilderfrage: Besagte Welterbetafeln gibt es nur dort, wo rheinland-pfälzische Offizielle hin- und herfahren. Endlich wiehert der Amtsschimmel: „Das ist ungerecht und boshaft!“ Natürlich ist das boshaft und ungerecht. Kolumnisten sind so – oder sie sind langweilig. Zurück zu Herrn Wickert, der gut reden hat mit seiner „geruhsamen Nacht“. Soll unsereins vielleicht „einen geruhsamen Monat“ wünschen? Das gäbe ein arges Gezeter – jetzt, mitten im Start zum Anfang des Aufschwungs; jetzt, da Deutschland sich auf den Weg gemacht hat, seinen genetisch angestammten Platz an der geistigen, wirtschaftlichen und, selbstredend, sportlichen Spitze der Völkerpyramide wieder einzunehmen. Heiße ich Klinsmann? Lasse sich, wer mag, vom Kaiser abwatschen, von „Bild“ vor den Bundestag zitieren, auf dem Boulevard als Aufschwung-Defätist, Nationalkraft-Zersetzer und Weltmeisterschafts-Saboteur zeihen. Geruhsamer Monat? Das ging in vorreformatorischen Jahrhunderten noch an, denn damals galt, zumal in langen Wintern, Müßiggang als aller Ehren werte Lebensqualität. Egal, ob der 2006er Winter jemals ein Ende findet: Ich werde mir doch im neuen Tüchtigkeits-Zeitalter nicht die Finger mit einem Lob des Müßiggangs verbrennen. Jetzt heißt es, Ärmel hochkrempeln, auf dass wir genesen. Man baut hier auf uns, auf Dich – denn Du bist das Weltmeister-Waschmittel, die Weltmeister-Bausparkasse, das Weltmeister-Cola, das Weltmeister-Bier (welches denn nun: Budweiser oder Bitburger?). Du bist Weltmeister-Deutschland! Vergiss das nicht, wenn demnächst die Welt zu Gast bei Freunden ist. Gastfreundschaft meint schließlich: Die, die uns besuchen, haben die Schuhe auszuziehen, die Finger von der Hausfrau zu lassen und sich auch sonst respektvoll gegen die hiesigen Gebräuche zu benehmen. Brauch ist´s: Der Gast mag König sein, aber gewinnen tun wir. Freundschaft!! Und wie verabschiede ich jetzt die verehrten LeserInnen? Walter beugt sich über den Bildschirm und diktiert mit Samtstimme: „Ihnen einen geruhsamen Monat.“ |
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