Thema Politik | |||
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2006-02-27 Kommentar: | |
Dilettantismus
oder Kumpanei? Deutsche Geheimdienstaffäre gewinnt mit Veröffentlichung der "New York Times" eine neue Qualität |
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ape.
Unfassbar! Am Donnerstag erst hatte die Bundesregierung Entwarnung
gegeben: Die Informationen zweier BND-Mitarbeiter in Bagdad seien
für die in den Irak einmarschierenden Amerikaner
militärisch
irrelevant gewesen. Der Grüne Ströbele bewertete die
im
Geheimdienstbericht festgehaltenen Vorgänge zwar ganz anders,
aber
wen kümmert schon der Querkopf. Am
Karnevals-Wochenende
schien es, als könne die Geheimdienstaffäre
baldig im
Sande verlaufen. Durch diese Rechnung machte jetzt die „New
York
Times“ einen Strich. Am deutschen Rosenmontag schrieb die
wichtigste Zeitung Amerikas unter Berufung auf eine geheime Studie des
US-Militärs: „Deutsche Geheimdienstbeamte haben den
USA
bedeutsamere Hilfe geleistet, als es ihre Regierung öffentlich
zugegeben hat.“ |
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Man
muss sich das vorstellen. Die US-Streitkräfte stecken vier
Wochen
vor Kriegsbeginn voll in der Aufmarschphase gegen den Irak. Unsere
damalige Regierung erklärt vehement, in den bevorstehenden
Krieg
auf keinen Fall einzutreten – und zur gleichen Zeit liefern
deutsche Spione den Amerikanern umfassende Geheiminformationen
über Verteidigungsanlagen und -strategien Saddam
Husseins
für seine Hauptstadt. Militärisch irrelevant? Da
würde
jeder Obergefreite dem Verteidigungsminister aber was anderes
erzählen. Ströbele hatte vergangene Woche nach Studium des Geheimdienstberichtes moniert, die Bundesregierung sei über die konkrete Tätigkeit der beiden BND-Leute im Irak nicht informiert gewesen. Ja wo leben wir denn? Kann hier jeder Geheimdienst tun und lassen, was er lustig ist, weil die Regierung ohnehin von nichts weiß? Was bisher über die Gefangenenverschleppungen durch die CIA durchsickerte, scheint das zu bestätigen: Agenten einer ausländischen Macht führen im hiesigen Luftraum und auf hiesigen Flugplätzen völker- und menschenrechtswidrige Geheimoperationen durch – aber unsere Behörden sehen nichts, hören nichts, wissen (angeblich) nichts davon. Ist das Dilettantismus, politische Naivität oder klammheimliche Kumpanei mit George W. Bush? Wie auch immer: Es muss ein Ende haben mit der geheimen Politik hinter der offiziellen! Die Sache war schon bisher eine unappetitliche Affäre. Nach der jetzigen Veröffentlichung der „New York Times“ ist sie ein Politikum ersten Ranges. Denn sollte auch nur zur Hälfte stimmen, was dort geschrieben steht, wird Deutschland womöglich nachträglich doch noch in den Irak-Krieg hinein gezogen. An einem Untersuchungsausschuss führt nun erst recht kein Weg mehr vorbei. (Siehe zu diesem Thema auch Archiv, Themen, Politik: 2006-01-13 Die im Dunkeln munkeln) |
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