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2005-12-10 Kommentar: | |
Was du nicht willst, das man dir tut... |
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ape.
Dass es anderswo viel schlimmer ist, tröstet nicht und kann kein
Argument für eigenes Fehlverhalten sein. Demokratien werden daran
gemessen, ob und wie sie sich selbst an die Maßstäbe halten,
auf denen ihre Existenz gründet. Menschenrecht und
Völkerrecht sind dem demokratischen Staat bindend, auch und gerade
in Krisenzeiten. "Auge um Auge" ist keine der Demokratie angemessene
Verhaltensweise. Vielmehr gilt, volkstümlich gesprochen: "Was du
nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu."
Selbst dann nicht, wenn der andere barbarisch gegen diese Regel
verstößt. Wer einen "Krieg gegen den Terror" mit Mitteln des
Terrors führt, verliert Legitimation, Glaubwürdigkeit und
schließlich auch die Selbstachtung. Deshalb steht für
Demokraten am heutigen Samstag, dem Tag der Menschenrechte, die
Forderung nach Einhaltung derselben gerade in den Demokratien an erster
Stelle. |
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Freiheit
ist mit Werkzeugen des Despotismus weder zu erringen noch zu
schützen - ob man sie nun eigenhändig anwendet, andere damit
beauftragt oder die Anwendung "nur" im stillen Einverständnis
duldet. Die CIA hat einen deutschen Staatsbürger quasi auf offener
Straße gekidnappt. Hernach wurde er durch verdeckte
Herumfliegerei einer ordentlichen Gerichtsbarkeit entzogen und einer
Behandlung unterworfen, die völlig indiskutabel ist,
womöglich Folter war. Der Deutsche heißt zufällig
Khaled el-Masri; er könnte auch Müller, Meier, Schmitt
heißen. Der Mann ist offenbar ganz unschuldig. Wie viele
Unschuldige mag die CIA noch "in Behandlung" haben? Das ist die eine
Sache. Die andere geht so: Selbst wenn der US-Geheimdienst nur
tatsächliche Terroristen erwischen würde, hätte für
diese die Menschenrechtskonvention zu gelten. Das systematische Quälen menschlicher Individuen - man nenne es Folter oder rede nach derzeitiger US-Manier wortklauberisch drumherum - durch Organe eines demokratisch verfassten Staates oder in deren Auftrag ist ein Zeichen zivilisatorischer Verrohung. Für Gefangensetzung in einem rechtsfreien Willkürraum (Guantánamo) gilt Gleiches. Mit Selbstverteidigung, gar Stärke, hat das gar nichts zu tun. Eher mit staatspolitischer Unvernunft, insofern man dem eigenen Volk den Stolz auf ein integres humanistisch-freiheitliches Gemeinwesen beschmutzt und anderen Völkern das Vorbild für eine vielleicht bessere Zukunft nimmt. Es schmerzt, dass nun der begründete Verdacht besteht, auch deutsche Regierungsstellen seien Mitwisser der amerikanischen Verschleppungspraxis gewesen, hätten dem rechtswidrigen Tun des "großen Verbündeten" duldend, allenfalls kleinmütig dazwischenredend zugesehen. Das geht nicht, dafür gibt es keinen guten Grund - am allerwenigsten die Staatsräson. Wie sagte die US-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour anlässlich des Tages der Menschenrechte: "Wenn einem bei der Verfolgung sicherheitspolitischer Ziele alle Mittel recht sind, könnte dabei eine Welt herauskommen, in der wir weder sicher noch frei sind." |
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