Kritiken Theater | |||
![]() zum Artikel |
![]() |
![]() |
![]() |
2005-07-18: Theater | |
Leben im Angesicht des Todes "Sacco und Vanzetti": Starke Deutsche Erstaufführung in Mayen |
|
ape. Mayen.
Es ist ihre Haltung zum Leben selbst angesichts des Todes, die den
einfachen Schuster Sacco und den Fischhändler Vanzetti zu
bedeutenden Menschen macht. Es ist das Einfühlen von Andreas Klaue
und Ralph Turnheim in ihre Figuren, das das Zweipersonenstück auf
der kleinen Arresthof-Bühne Mayen zum großen Abend macht. Es
ist auch die anhaltende Gültigkeit des der Realität
entnommenen Stoffes, die aus der ersten Deutschen Erstaufführung
in der Geschichte der Burgfestspiele ein Herz und Hirn bewegendes
Erlebnis macht. |
|
Gegeben
wird das Stück "Sacco und Vanzetti" von Louis Lippa, im Untertitel
bezeichnet als "anarchistische Komödie". Zwei Männer
überbrücken die Zeit bis zu ihrer Hinrichtung auf dem
elektrischen Stuhl 1927 damit, dem Publikum in Form eines
Brettlkabaretts die Geschichte ihrer Verurteilung zu erzählen.
Sacco und Vanzetti haben die Raubmorde nicht begangen, für die das
Geschworenengericht sie verurteilt. Sie sind unschuldig, passen aber
wunderbar ins paranoide Täterprofil des amerikanischen
Puritanismus (nicht nur) jener Zeit: mittellose italienische
Einwanderer, Atheisten, Deserteure im Ersten Weltkrieg. Obendrein sind sie bekennende Anarchisten, Anhänger einer damals vor allem in Südeuropa starken Linksbewegung mit genossenschaftlich-kommunardischer Zielsetzung. Das Todesurteil gegen Sacco und Vanzetti war ein politisch motiviertes Justizverbrechen, das seinerzeit einen weltweiten Proteststurm auslöste. Auf der Bühne führt eine halbdokumentarische, bitter-komische Minirevue die Absurdität des Prozesses in Massachusetts mit gefälschten Beweisen, manipulierten Zeugen, reaktionären Justizvertretern vor. Zweieinviertel Stunden zwischen Lachen, Zorn und Weinen bietet "Sacco und Vanzetti" in Mayen. Hans-Peter Schencks Inszenierung baut auf die Wirkkraft einer Situation, in der das Eintreten einfacher Menschen für ein einfaches Leben in Freiheit, Solidarität und Liebe auf den unversöhnlichen Hass derer stößt, "die Gott so sehr lieben, dass sie keine Liebe mehr für die Kinder Gottes übrig haben" (Sacco). |
![]() |
was ist Ihnen dieser Artikel und www.pecht.info wert? |
![]() |
|
![]() zum Artikel |
![]() |
![]() |
![]() |