Kritiken Musik | |||
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2005-01-10: | |
Zartheit ja, Süßlichkeit nein Variationen diverser Güte und starkes Harfensolo bei der Rheinischen |
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ape. Koblenz.
Die Haydn-Variationen (op. 56a) von Johannes Brahms, mit denen am
Wochenende das 6. Anrechtskonzert beim Koblenzer Musikinstitut begann,
haben ihre Entstehung einem Scheitern zu verdanken: Weil er, obwohl
bald 40, noch immer keine Sinfonie zuwege gebracht hatte, übte
sich Brahms mit diesen Variationen auf den angeblich von Joseph Haydn
stammenden Chorale St. Antoni fleißig weiter an großer
Orchesterkomposition in der kleineren Form. |
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Üben?
Was die Rheinische Philharmonie unter dem zuletzt in Köln,
Wiesbaden und jetzt Mannheim tätigen Gastdirigenten Enrico Dovico
vorstellt, ist ein streng geformtes, zugleich in Ausdruck und
Klangfarbe vielgestaltiges kleines Meisterwerk. Bezaubernd, wie die
Akteure des Abends in Variation VI erst beim munteren Idyllespiel, dann
auch im dramatischen Jagdgetöse ein Brahmssches Augenzwinkern
aufscheinen lassen. Zwar fällt das wiegende Siziliano von
Variation VII ein bisschen zu gemütlich aus, dafür leitet
Dovico inspirierend durch den kunstvollen Bau des schließlich
majestoso-mäßig zum Ur-Thema zurückführenden
Finales. Zum Ende des Konzerts gibt es wieder "Sinfonische Variationen", diejenigen von Antonin Dvorak (op. 78) über ein Thema aus seinem eigenen Chor "Guslar". Doch auch größtes Talent bewahrt vor Torheit nicht: Die 27 Variationen sprudeln eine Überfülle orchestraler Wirkungsideen hervor, wissen aber als Werkganzes nicht, was sie sollen und wohin sie wollen. Dovico versucht zwar, den Reiz diverser Einzelmotive kenntlich zu machen, aber der Enthusiasmus des Orchesters bleibt der Qualität des Werkes verhaftet: Die Sache zieht sich - bis endlich das als Fuge entwickelte Finale einen in sich geschlossenen, brillanten Schlusspunkt hinter ein ansonsten überflüssiges Geplänkel setzt. Was noch an diesem Abend? Haydns Sinfonie Nr. 84, die mit ihren ausgreifenden Bewegungsimpulsen zwischen Hofmenuett und Bauerntanz in Koblenz durchaus berechtigt als kunstvoll beschwingte Unterhaltungsmusik begriffen und realisiert wird. Ein besonderes Bonbon ist schließlich Carl Reineckes Konzert für Harfe und Orchester op. 128. Selten nur bekommt man die Harfe solo zu hören, meist besteht ihre Aufgabe im Weben flirrend süßer Applikationen. Xavier de Maistre, Soloharfenist der Wiener Philharmoniker, widerlegt das Vorurteil, wonach dies Instrument heute bloß noch als Medium für Engelchens-Gesülze und romantischen Schmacht tauglich sei. Sein entschlossen und sicher zupackendes Spiel ist glasklar, auf seltene Art durchhörbar. Seine Arpeggi und Glissandi sind eindeutige Klänge, nicht bloß vages Klanggewabere. Zartheit und Innigkeit ja, Süßlichkeit nein - dieses Prinzip hören wir aus de Maistres Spiel heraus. Und der Musiker behauptet es noch im zweiten Satz von Reineckes Konzert gegen die größte Lockung, in Schnulzenträumerei zu verfallen. Sehr angenehm. |
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