Denkwürdige Begegnung am frühen Sonntagmorgen

Ein kleines Verzählche

ape. In glückseliger Gedankenlosigkeit stapfe ich bei leichtem Nieselregen schon fast ein Stündchen durch den Hauswald. Um eine Wegbiegung kommend, stehe ich unvermittelt IHNEN gegenüber: meinen schwarzkitteligen Freunden vom Stamme der Schwildewein. Das ist hierum so ungewöhnlich nicht, alle paar Wochen laufen mir mal zwei, drei oder vier über den Weg und stets eilends davon.

Heute jedoch springt mein Herz mit einem hektischen Satz auf die Rutsche Richtung Hose. Denn es sind viele, richtig viele. Ich jedenfalls bin einer derart großen Rotte auf freier Wildbahn noch nie begegnet. So um die zwei Dutzend Borstenleiber schätze ich im Nachinein. Darunter drei riesige, teils schon ergraute Prachtexemplare, die offenkundig über etliche Jahre Autoverkehr und Jägerei erfolgreich aus dem Weg gegangen sind.

Grunzend und schmatzend wuhlen, steubern, rüsseln sie im Boden herum. Plötzlich sehen oder riechen sie mich, den Erstarrten in nur knapp 20 Metern Entfernung. Und schlagartig bewegt sich auch ihrerseits gar nichts mehr - für eine Sekunde, vielleicht nur einen Bruchteil davon, der sich allerdings anfühlt wie sehr lange Minuten. Dann: Stampede!!! Wie auf ein Kommando bricht die ganze Schweinsschwadron nach der Seite aus und krachend durch Unterholz von hinnen nach dannen. Schon einen kleinen Moment später ruht er wieder stille, der Wald, als wäre nie etwas gewesen. Während das Herz noch wummert, fragt das Hirn schon zweifelnd: erlebt oder geträumt?

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