Jüngstes der hiesigen Musikfestival auf gutem Kurs

Cellist Benedict Kloeckner freut sich auf fünften Jahrgang von IMUKO – 15 Konzerte in Mittelrhein-Region

Koblenz. Eigentlich hätten wir uns gerne zum persönlichen Gespräch in Koblenz getroffen. Zu beider Bedauern blieb die Plauderei anlässlich des bevorstehenden 5. Internationalen Musikfestival Koblenz (IMUKO) schließlich doch aufs Telefon angewiesen. Einen viel gefragten jungen Musiker wie Benedict Kloeckner treffen zu wollen, ist so eine Sache. Bei unserem ersten Fernkontakt hielt sich der Cellist gerade im brasilianischen Sao Paulo auf, gab dort einen Meisterkurs und hatte vor großer Kulisse einen Auftritt mit Schostakowitsch‘ Konzert für Cello und Orchester. Beim zweiten Mal erreichte ich ihn in London, wo er sich mit einem zeitgenössischen Komponisten traf. Zuletzt rief Kloeckner aus seiner Berliner Wohnung an. Da sprachen wir ein knappes Stündchen miteinander, bevor er weiter musste zu Proben in Dresden.

Tage später wird der 29-Jährige in seine alte Heimat am Mittelrhein zurückkehren, im Elternhaus in Neuhäusel unterkommen – und sich von dort aus u.a. um die letzten Vorbereitungen für das am 12. Juli beginnende IMUKO kümmern.  Dieses jüngste unter den hiesigen Musikfestivals trägt zwar Koblenz im Namen, reicht indes über die Grenzen der Stadt hinaus. 15 Konzerte stehen bis 23. September auf dem Saisonprogramm. Das startet mit einem Galaabend in Schloss Namedy/Andernach, den der Gründer und künstlerische Leiter des Festivals, also Kloeckner selbst, mit der Pianistin Danae Dörken bestreitet. Neben Koblenz und Andernach erstreckt sich das Festival in diesem Jahr auf des Cellisten Geburtsort Neuwied, sowie Bendorf, Spay, Mayen, Lahnstein und Montabaur.

Es ist ja keineswegs so, dass Benedict Kloeckner nichts zu tun hätte. Als 17-jähriges Talent erhielt er den Kulturförderpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Im In- und Ausland sollten rasch viele Auszeichnungen folgen. Schon mit Anfang 20 hat man ihn zur ersten Riege der jungen Cellisten-Generation gezählt. Er tritt als Solist mit großen Orchestern unter bedeutenden Dirigenten auf, spielt Kammermusik mit berühmten Partnern, darunter Anne-Sophie Mutter, Gidon Kremer oder Christoph Eschenbach, hat bereits ein halbes Dutzend CDS eingespielt. Wer sich ein bisschen im Musikgetriebe auskennt, weiß: Eine solche Biographie wird dominiert von üben, proben, aus dem Koffer leben. Warum also hat er sich noch ein eigenes Festival an den Hals gehängt? Obendrein in einer Region, die an musikalischen Sommerevents nicht eben Mangel leidet; man denke nur ans Mittelrhein Musikfestival und Rheinvocal oder die großen alten Konzertreihen nebenan die Mosel hinauf sowie im Rheingau.

2014 begann IMUKO mit nur fünf Konzerten. „Alles war noch ziemlich improvisiert. Anfangs hatte ich ja auch nur ein schönes verlängertes Konzertwochenende mit Freunden im Sinn“, bemerkt Kloeckner lachend. Die Sache entfaltete dann ihre eigene Dynamik und ihren eigenen Geist, wie sich etwa am diesjährigen Motto „Gegen den Strich“ ablesen lässt. Hinter dem verbergen sich gleichermaßen ausgefallende und spannende Konzertprogramme wie die Würdigung von Komponisten, die teils nur unter Lebensgefahr ihrer Kunst treu bleiben konnten. Die regionale „Konkurrenzsituation“ sieht er gelassen: „Wir haben uns mit den beiden Festivals am Ort terminlich und vom inhaltlichen Profil her ganz gut arrangiert, so dass wir uns nicht gegenseitig das Publikum abspenstig machen.“ Während Rheinvocal primär der Sangeskunst verpflichtet ist, hat sich das Mittelrhein Musikfestival zur genreübergreifenden Eventreihe entwickelt. IMUKO hingegen soll als Markenkern die klassische Instrumentalmusik behalten – „auch wenn wir das hie und da ein bisschen öffnen“. Der Festivalleiter spricht damit etwa auf das „Nächtliche Literaturkonzert“ in der Stommel Stiftung Urbar an (24.8.). Oder auf einen Abend ihn Koblenz während der langen Museumsnacht (8.9.), der Klezmer, Tango, Klassik und Jazz vereint. Oder auf die „Tango night“ im Koblenzer Theater (16.9.), die Musik von Sarasate über Albinez bis José Bragato und Astor Piazzolla mit Tanz verbindet.

Alle anderen Konzerte bieten an verschiedenen Orten Klassikprogramme von Barock bis Moderne. J.S. Bach ist ebenso vertreten wie Beethoven, Schubert, Schumann, Mendelssohn Bartholdy, wie Schostakowitsch, Bloch, Franck, Martinu, Messiaen oder Yannis Xenakis. Die Ausführenden in meist kammermusikalischen Besetzungen sind vor allem mit Kloeckner befreundete Musiker von Rang. Die holt er quasi über die private Schiene an den Mittelrhein nach der Devise: „Kommt hierher, da haben wir eine gute Zeit in schöner Umgebung.“ Und siehe, sie kommen gern aus aller Welt ans Rhein-Mosel-Eck und dessen Umgebung: ob 17-jähriges Jungtalent, ob viele Musiker in Kloeckners Altersklasse oder heuer Kompositions- und Piano-Altmeister Howard Blake, der am 9.9. in Spay bei einem Konzert anlässlich seines 80. Geburtstages auftritt.

Am selben Tag wird mit einem Konzert in Montabaur die 2017 begründete Partnerschaft zwischen IMUKO und dem von Hamburg aus bundesweit wirkenden Kulturprojekt TONALi erneut Früchte tragen. Das Konzert ist hochkarätig besetzter Abschluss einer Workshop-Reihe an drei Westerwälder Schulen, bei denen Kinder und Jugendliche auf ungewöhnliche Weise an Klassikmusik herangeführt werden: Sie sind selbst als Konzertorganisatoren aktiv. Wenige Tage später (12.9.) finden ähnliche Workshops an drei Koblenzer Schulen ihren Höhepunkt bei einem Konzertabend in der Kufa. Das Festival wird am 23.9. beschlossen mit einem Benefizabend in der Rhein-Mosel-Halle, den fünf IMUKO-Solisten mit dem Münchner Kammerorchester unter Jonathon Heyward geben.

Angesprochen auf seine Einschätzung der Entwicklung des Internationalen Musikfestivals Koblenz nach vier Durchgängen, wirkt Kloeckner recht zufrieden. Die Publikumsresonanz sei gut, der Kollegenzuspruchs groß. „Klar, da ist noch Luft nach oben, aber eigentlich läuft es prima“, sagt er; und man merkt, da hat einer richtig Freude am eigenen Projekt. IMUKO wird inzwischen von der Stadt Koblenz, dem Kultursommer Rheinland-Pfalz und einigen regionalen Sponsoren unterstützt. Gleichwohl wäre dieses Festival ohne das private Engagement des Cellisten sowie die Hilfe seiner Mutter und einiger hiesiger Mitstreiter kaum denkbar. Also sei dem fünften IMUKO-Jahrgang „gutes Gelingen“ gewünscht.

Andreas Pecht

IMUKO-Programminfo: >>www.internationales-musikfestival-koblenz.de

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