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2016-02-11 Vortrag:

 

Die neue Völkerwanderung

Prolog und Zwischenresümee meines Vortrages am 10.2.2016 in Altenkirchen

(Unkorrigiertes Teilmanuskript. Der Hauptteil des ca. 120-minütigen Referats ist nicht publizierbar, weil nur in Stichworten vorhanden)

 

Prolog:

> Als man mich im Frühsommer fragte, ob ich diesen Vortrag zur Flüchtlingsfrage in Altenkirchen halten wolle, war noch nicht absehbar, dass dieses Thema die Republik derart umtreiben würde, wie wir das seit etwa Ende August erleben.

Nein, so ist es nicht richtig. Richtiger ist: Wer Augen und Ohren aufgesperrt hat und die längerfristigen internationalen Entwicklungen verfolgte, der konnte seit spätestens Februar 2015 wissen: Da kommt etwas sehr Großes auf uns zu.

Was man allerdings nicht hat vorhersehen können, war: 1. den Ausbruch dieser wunderbaren Willkommenskultur; 2. den folgenden Aufbruch rechtsnationaler und fremdenfeindlicher Potenziale aus der inneren Emigration in die Öffentlichkeit. 3. Das nachfolgende Umkippen des Mainstreams von großherziger Hilfsbereitschaft zu Ängsten, Vorbehalten, Bedenken und dem Primärwunsch, es möge der Flüchtlingsstrom eingedämmt oder gestoppt werden.

> Ich weiß, einige unter Ihnen hoffen darauf, mein Vortrag werde sich die innerdeutsche Lage und Diskussion vorknöpfen, werde im besten Falle ein Szenario entwerfen, wie die sog. „Flüchtlingskrise” in ordentlich geregeltem Rahmen und zugleich auf humane Weise beendet werden könne. Doch mit Letzterem kann ich nicht dienen.

Denn es spricht m.E. zwar nichts dagegen, dass man versucht, die Zuwanderung in geregelte Bahnen zu bringen. Zugleich jedoch muss man feststellen, dass die deutsche und europäische Politik ihr Heil in erster Linie in der Abwehr von Flüchtlingen sucht. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass solche Politik zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist, solange Millionen Menschen ihr Heil in der Flucht suchen, suchen MÜSSEN.

Denn zugleich bin ich auf Grundlage meiner Recherchen über die großen historischen Wanderbewegungen der festen Überzeugung, das keine Dublins und Schengens, keine nationalen Gesetze und Verordnungen, keine Zäune, ja nichtmal Schießbefehle Hunderttausende oder Millionen Verzweifelter aufhalten können. Dass man eine Völkerwanderung mit bürokratischen und/oder polizeilich/militärischen Mitteln stoppen könne, das ist nur eine Illusion der Moderne, die glaubt alles im Griff haben zu können.

> Wir erleben eben an der syrisch-türkischen Grenze, wie der Gang der realen Dinge von einer Woche auf die nächste alle politischen Planungen über den Haufen schmeißt. Absicht der Türkei war, ist es noch, syrische Flüchtlinge nicht mehr ins Land zu lassen, sondern sie von der Türkei aus auf syrischem Boden zu versorgen. Am Grenzübergang Kilis hatte man sich deshalb auf die Versorgung von 10 000 Flüchtlingen eingerichtet.

Dann hat Anfang Februar die noch laufende Offensive Assads und der Russen gegen die Großstadt und Rebellenhochburg Aleppo begonnen. Ergebnis: Es stauen sich heute schon 30 000 bis 40 000 Flüchtlinge vor Kilis; 50 000 weitere sollen unterwegs sein und nochmal 200 000 in Alleppo quasi auf gepackten Bündeln sitzen.

Etliche zehntausend Menschen aus Aleppo gar nicht mitgerechnet, deren Flucht vornherein in die kurdischen Enklaven Nordsyriens und in die nordirakischen Teile Kurdistans führt. Die hat hierzulande keiner auf dem Radar. Was wohl wird geschehen, wenn vor Kilis 250 000 oder mehr gestrandet sind?

Diese Situation ist ein erster Vorgeschmack auf die Ergebnisse deutscher/europäischer Politik, die „EU-Außengrenzen zu sichern” und die Fluchtrouten mit Hilfe der Türkei zu versperren. Dann nämlich beißen den Letzten in der Rückstaukette (derzeit Griechenland und die Türkei) die Hunde - und vor seinen Türen spielen sich dann die Tragödien ab, mit denen die übrigen Europäer formal nichts mehr zu tun haben und deshalb ihre Hände in Unschuld waschen werden.

> Mein Blick richtet sich im Folgenden vor allem auf die Ursachen der Fluchtbewegungen, nimmt damit auch den Blickwinkel der Betroffenen ein. Und um es gleich zu sagen: Angela Merkels Äußerung „Wir schaffen das” ist so wenig eine Fluchtursache wie die deutsche Willkommenskultur.   Die Menschen hätten sich auch ohne das auf den Weg nach Europa gemacht und jene Gegenden angestrebt, a) in denen sie entweder jemand kennen und/oder b) die von Ferne am meisten strahlen und eine gedeihliche Lebensperspektive versprechen: Deutschland, Benelux, Skandinavien.

Es wäre auch ohne Merkel und die Willkommenskultur genau so gekommen, wie es gekommen ist; vielleicht nicht ganz so schnell, aber doch nur um allenfalls Monate später. Denn: Merkels „Wir schaffen das” fiel zeitlich zusammen mit der Halbierung der Nahrungsmittelrationen für die von der UNHCR versorgten Syrien-Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien. Registrierte Flüchtlinge dort: 1,1 Mio im Libanon, 700 000 in Jordanien. Zahl der Nichtregistrierten unbekannt.

Es wäre niemals jemand auf die Idee gekommen, die 12 Millionen Flüchtlinge, die gegen und nach Ende des 2. Weltkrieges in endlosen Trecks aus dem Osten zu uns kamen, zu fragen: Warum seid ihr nicht daheim geblieben? Jeder kannte die Antwort: Man wären dort massakriert oder drangsaliert und seines Lebens nicht mehr froh geworden. Genau die gleiche Anwort können die heutigen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak u.a. geben. Doch ihnen wird zugerufen: Bleibt gefälligst daheim!

Und was die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge angeht: Im 18. und 19. Jahrhundert war Europa DER Auswanderungskontinent. Abermillionen Westeuropäer sind aus primär wirtschaftlicher Not in aller Herren Länder geflüchtet/emigriert. Etliche Hunderttausend allein aus den Gebieten der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und baden-Württemberg - hauptsächlich nach Osteuropa und Russland, nach Süd- und Nordamerika. Würde nach Zahlen auch nur ein Drittel derer zurückkehen, es müssten noch viele, sehr sehr viele von auswärts hierher kommen.

(... Hauptteil I des Referats)

Zwischenresümee
(nach Darstellung der jüngeren geschichtlichen Entwicklung sowie der aktuellen politischen, militärischen, gesellschaftlichen und sozialen Lage in den Hauptherkunftsländern der heutigen Flüchtlinge/Schutzsuchenden Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea)

1. Wo Krieg, Unterdrückung, Verfolgung und Hoffnungslosikeit (Armut, Überbevölkerung, Dürre, Flut Hunger) herrschen, machen sich die Menschen auf den Weg dorthin, wo sie sich Sicherheit und ein besseres Leben erhoffen.

2. Zuerst fliehen sie innerhalb des Binnenraumes – akut, um ihr Leben zu retten; mittelfristig in der Hoffnung, alsbald in ihre Heimat zurückkehren zu können.

3. Klärt sich die Lage nicht, gibt es keine Hoffnung auf baldige Rückkehr in ein anständiges Leben, wächst die Bereitschaft, auf den langen Auswanderundstreck zu gehen.
(Lageverschlechterung in den Flüchtlingslagern beschleunigt diese Entwicklung)

4. Im globalen und Internetzeitalter sinken aufgrund Informiertheit der Menschen über die Welt die Hemmschwellen vor dem Gang in die FRemde, die vor allem den Jüngeren gar nicht mehr so fremd vorkommt wie noch ihren Eltern und GRoßeltern.

5. Wenn Kapital, Waren, Produktionsstätten, Informationen und wohlhabende Touristen sich in größter Selbstverständlichkeit frei durchs globale Dorf bewegen, kann niemand erwarten, dass ausgerechnet die Armen und Geplagten treudoof dort hocken bleiben, wo es ihnen am schlechtesten geht.

(... Hauptteil II des Referarts über große Wanderbewegungen in der Geschichte und Frühgeschichte. Dieser Teil konnte in Altenkirchen mangels Zeit nur kurz angerissen werden)                                


Andreas Pecht

                                       ***

2016-02-14 Pressestimme:
Bericht in der Lokalpresse über meinen Vortrag "Die neue Völkerwanderung" am 12. Februar 2016 in Altenkirchen 




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