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2016-01-21 Vorbericht:

Jubiläumsjahr zwischen
zwei Dada-Turbinen


Arp Museum Remagen orientiert sich 2016 am
100. Geburtstag der „verrückten” Kunstrichtung


 
ape. Remagen. Mehrfach unterstreicht, Oliver Kornhoff, Direktor des Arp Museums in Remagen-Rolandseck bei der Vorstellung des Ausstellungsprogramms 2016 die Bedeutung der „Galerie Dada” in Zürich für die Anfangsphase des Dadaismus. „Alle sprechen von der Künstlerkneipe ,Cabaret Voltaire' als Wiege von Dada, während die Galerie zu Unrecht bloß Fußnote bleibt.” Diesen Fehler will die am 14. Februar eröffnende und bis Juli dauernde zentrale Ausstellung seines Hauses zum Dada-Jahr 2016 nicht machen: Sie wird sich vielmehr um Rauminszenierungen beider Geburtsorte gruppieren, die wie zwei „Turbinen” (Kornhoff) den wirbelnden Strom der vor 100 Jahren im Februar 1916 in Zürich begründeten Kunstbewegung antrieben.



Noch ein weiterer Fehler soll vermieden werden: dem Anspruch des Dada-Mitbegründers Hugo Ball zu folgen. Der Pionier des Lautgedichts hatte im Überschwang des Aufbruchs damals in der Schweiz für Dada einen Neubeginn der Kunst bei Null reklamiert. Die Erst-Dadaisten wussten wohl selbst, dass das eher ein PR-Gag war, zeigten sie doch in Cabaret und Galerie neben eigenen Werken solche von Avantgarde-Künstlern diverser Richtungen. Darunter de Chirico, Picasso, Klee, Macke, Kandinsky oder Hilla von Rebay, die auch im Arp Museum wieder mit von der Partie sein werden.

Folgerichtig steht die Ausstellung unter der Überschrift „Genese Dada. 100 Jahre Dada Zürich” – und richtet erhöhtes Augenmerk auf die Wechselwirkungen zwischen Dadaismus und anderen Kunstströmungen des frühen 20. Jahrhunderts. Mehr noch: Das Museum in Remagen-Rolandseck geht mit einer parallelen Schau den Nachwirkungen von Dada in der jüngsten Gegenwartskunst nach. „Seepferdchen und Flugfische” ist nach einer Gedichtzeile Balls die Präsentation von Arbeiten der 2015er Stipendiaten des rheinland-pfälzischen Künstlerhauses Balmoral betitelt (14.2. bis 22.5.). Denen war als Aufgabe gestellt, sich mit Dada auf heutige Weise zu befassen. Die Stipendiaten-Ausstellung geht anschließend erst nach Trier (ab 11.6.2016), dann nach Pirmasens.

Warum legt sich das rheinland-pfälzische Arp Museum für „Dada Zürich” so sehr ins Zeug? Weil zur dortigen Gründergruppe aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Dichtung, Tanz, Architektur und Kabarett neben dem in Primasens geborenen Hugo Ball die beiden Hauspatrone des Remagener Museums, Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, gehörten. Letztere hatten auch maßgeblichen Einfluss auf Barbara Hepworth, eine der wichtigsten britischen Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr ist ab 22. Mai (bis 28.8.) eine umfassende Retrospektive gewidmet, die Werke von Wegbegleitern wie Henry Moore und Ben Nicholson einschließt.

Nicht nur die Grenzen zwischen den Kunstgenres einreißen und dem Kreativtrieb in damals als „verrückt” oder gar „pervers” verschrienen Performances freien Lauf lassen, war Ansinnen der Dadaisten. Ebenso wollten sie ihre Kunst allen Bevölkerungsschichten öffnen. Dazu passt im Dada-Jahr eine Ausstellung mit an Dada orientierten Beiträgen zum Jugendkunstpreis des Berufsverbandes Bildender Künstler Bonn/Rhein-Sieg (5.6. bis 31.7.), an der auch Jungkünstler aus dem Kreis Ahrweiler teilnehmen. Dazu passt ebenfalls die Ausstellung „Andere Wirklichkeiten” (21.8. bis 29.1.) mit Werken von Behinderten, eine Kooperation zwischen Arp Museum, dem Landesverband Lebenshilfe Rheinland-Pfalz und dem Mainzer Theaterfestival „Grenzenlos Kultur”.    

Im Herbst beginnen zwei Ausstellungen, die auf unterschiedliche Weise mit der Dada-Neigung zur theatralischen Aktionskunst korrespondieren. „Bühnenbreif 1. Akt”” (22.9.2016 bis April 2017) nimmt seinen Ausgang bei den antibürgerlichen Performances im Cabaret Voltaire und untersucht den seitherigen Umgang Bildender Künstler mit dem Thema „Bühne”. Mit „Bühnenreif 2. Akt” (6.11. 2016 bis Juni 2017) wird in der Kunstkammer Rau des Arp Museums dieses Thema ins Wurzelwerk der Vergangenheit zurückverfolgt: In den Focus rückt das Gemälde als Bühne – von mittelalterlichen Altarbildern über Szenen aus Mysterienspielen bis zum Welttheater des Barock im Guckkasten.

Infos: >> www.arpmuseum.org      
                                                                                     Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung in einem Pressemedium außerhalb dieser website am 21. Januar 2016)

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