Thema Musik
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2015-04-27a Konzertbesprechung:

9. Anrechtskonzert 14/15 beim Musik-Institut Koblenz mit Rheinischer Philharmonie unter Daniel Raiskin

 

Französische Impressionen
von Liebe und Meer


ape. Koblenz. Konzertprogramme, die nicht nur Repertoire-Hits versammeln, sondern nach historischen, thematischen, stilistischen Gesichtspunkten durchkonzipiert wurden, sind eine feine Sache. Der Hörer kann was lernen, kann Vergleiche anstellen, Entwicklungen verfolgen und gegebenenfalls auch wenig bekannte und neue Musik kennenlernen. Solcherart Programme haben in der Anrechtsreihe des Koblenzer Musik-Instituts seit dessen Gründervater Joseph Andreas Anschütz ihre, wenngleich nicht ungebrochene, Tradition. Allerdings, kann man bisweilen mit dem Durchkonzipieren auch des Guten zu viel tun. So jetzt beim 9. Anrechtskonzert.
         

Als Konzeption für den Abend in der Rhein-Mosel-Halle ließe sich formulieren: Werke französischer Komponisten von Spätromantik bis Moderne, die um das Thema „Liebe und Meer” kreisen. Das ist zwar ein interessanter, aber auch ziemlich enger Rahmen. Zumal für ein Publikum, das – ebenfalls seit Anschütz Zeiten und im romantischen Usus – in der Musik immer weniger die satztechnisch-strukturelle Stimmigkeit genießt, sondern deren Kraft zur emotionalen Anrührung.

Kein Einwand dagegen, dass das Konzert mit Olivier Messiaens „Les Offrandes oubliées” ein Moderne-Stück aus dem mittleren 20. Jahrhundert enthält, das mit seiner ungwohnten Harmonik fürs Gros des Auditoriums noch immer ziemlich starker Tobak ist. Aufgeschlossenheit und Neugier des Publikums beim Musik-Institut lassen ein derartiges Element in jedem Konzert nicht nur zu, sondern verlangen geradezu auch nach Öffnung ungewohnter Klanghorizonte.

Bereits dieses zum Auftakt des Abends musizierte kleine, aber sehr komplexe und spieltechnisch empfindliche Werk zeigt die Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin in einer recht ambivalenten Tagesverfassung. Verlässlich die tiefen Streicher, stark Bläserbänke und Schlagwerk, die Violin-Gruppe indes schwankend zwischen Passagen bravouröser rhythmischer Geschlossenheit und Momenten ärgerlicher Disparität in der Intonation.

Kein Einwand auch dagegen, dass wir mit Ernest Chaussons „Gedicht von der Liebe und vom Meer” einen hierzulande nahezu unbekannten Spätromantiker kennenlernen. Das eine der von ihm für Sologesang und Orchester vertonten Gedichte aus der Feder Maurice Bouchors handelt von Liebesfreud, das andere von Liebeskummer. Dass die Musik in beiden Fällen auf ein Stimmung des Herzeleids hinausläuft, ist wohl jener tiefsinnig-melancholischen Empfindsamkeit geschuldet, wie sie für die Hochromantik typisch ist. Mezzosopranistin Christianne Stotijns Stimme passt mit ihrem warmen, weichen, dunklen Alt-Charakter dazu prima. Den großen Saal erfüllt sie allerdings nur, wenn das Orchester sich ordentlich zurückhält. Die rechte Balance stellt sich erst beim zweiten Gedicht ein.

Ebenfalls kein Einwand sei erhoben, dass das Konzert anschließend Maurice Ravels „Une barque sur l'Océan” und Claude Debussys „La Mer” bietet. Da begegnet uns dann, vor allem bei Debussy, jene Art ausladender sinfonischer Dichtung, die am Übergang von der Romantik zur Moderne mannigfache Impressionen zum Mosaik fügt. Da kommen grenzenloser Ideenreichtum und gewiss große Orchestrierungskunst zusammen. Doch echte Bewegtheit in den Tiefen der Hörerherzen kann erst das Finale der letzten der drei Debussy'schen Meeresskizzen erzeugen.

Wie gesagt: Kein Einwand gegen jeden einzelnen der vier Programmpunkte. Doch finden wir: In ihrer kompakten Fülle und Ausschließlichkeit machen sie das Konzert ein bisschen arg streng, akademisch, kopflastig.

Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung in einem Pub likumsmedium außerhalb dieser website am 27. April 2015)


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