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2015-04-09 Vorbericht:

Kultursommer Rheinland-Pfalz 2015

Helden und Legenden


ape. Rheinland-Pfalz. Rund 250 Projekte gehen 2015 landesweit zwischen 1. Mai und 3. Oktober wieder unter der Marke „Kultursommer Rheinland-Pfalz” an den Start. Vom gleichnamigen, unter dem Dach des Mainzer Kultusministeriums angesiedelten Verein mit vier Millionen Euro gefördert, mit Rat, Tat und Publizität unterstützt, bilden sie als Flechtwerk kommunaler und regionaler Veranstaltungen das kulturelle/künstlerische Rückgrat der Sommersaison in Rheinland-Pfalz. Wie in jedem Jahr seit der Gründung des Landesfestivals 1992 hat dessen Geschäftsstelle auch heuer ein Jahresmotto ausgegeben. „Helden und Legenden” lautet es diesmal; im Vorjahr hieß es etwa „Mit allen Sinnen”, 2013 „Eurovisionen”, 2012 „Gott und die Welt”. Nicht zwangsweise alle, aber doch sehr viele der jeweils beteiligten Veranstalter und Akteure nehmen die Motti gerne auf als Anregung zu besonderer programmatischer Schwerpunktsetzung bei Theaterproduktionen, Konzerten, Ausstellungen, Performences und anderen Aktivitäten.



Im diesjährigen 24. Kultursommer Rheinland-Pfalz stehen Heldenfiguren und Legenden im Zentrum der Aufmerksamkeit, die mal mehr, mal weniger mit dem Gebiet des Bundeslandes zwischen Südpfalz und Oberwesterwald zu tun haben oder hatten. Kultusministerin Vera Reiß gibt dem Motto bewusst zwei provokante Fragen mit auf den Weg: „Leben wir nicht längst in einer postheroischen Gesellschaft? Und ist für uns eine Legende heute nicht eher das Gegenteil der Wahrheit?” Damit löckt sie den Stachel wider bloß gedankenloses Abfeiern historischer Heroen oder wohlfeile Idyllisierung heimatlicher Geschichten, ermutigt auch zur hintergründigen Aufarbeitung und kritischen Auseinandersetzung mit den vom Jahresmotto aufgerissenen Themenfeldern. Diese diskursive Seite gehört seit seinen Anfängen ebenfalls zum Selbstverständnis des Kultursommers (KuSo) – auch wenn die Anzahl der Veranstalter, die solcherart Anregung tatsächlich mit kritisch-ambitioniertem Verve aufnehmen bisweilen recht überschaubar bleibt.

Beispiel gebend hat die KuSo-Leitung den australischen Puppenspieler Neville Tranter eigens mit einer entsprechenden Produktion beauftragt. Ergebnis ist das Stück „The King” über Aufstieg und Fall eines Rockstars, das als Prolog zum diesjährigen Kultursommer in Mainz seine Uraufführung erlebt, nach Stationen in Trier und Bad Kreuznach beim offiziellen KuSo-Startwochenende am 8./9. Mai in Bitburg gezeigt wird. Warum eröffnet man das landesweite Kulturfestival ausgerechnet in einer Kleinstadt weit draußen an der eifelanischen Nordwestgrenze von Rheinland-Pfalz? Weil es gute KuSo-Tradition ist, jährlich eine andere Gemeinde in einem anderen Landesteil in den Genuss dieses Events zu bringen. 2014 war es Hachenburg im Westerwald, 2013 Lahnstein am Mittelrhein, 2012 Frankenthal in der Pfalz.

Gemäß der Ambivalenz des 2015er Mottos kommen in den Hunsrück-Gemeinden Simmern und Hottenbach Theaterstücke zur Aufführung über den einstigen Räuber und Mörder Schinderhannes, der zugleich zum Volksheld wurde. In Bacharach am Rhein setzt sich Theater mit dem großen Heinrich Heine und seinem auf eine örtliche Legende zurückgehenden Werk „Der Rabbi von Bacharach” auseinander. In Unkel thematisieren Kunstaktion, Theater und Literatur das Phänomen „Willy Brandt – Träumer und Realist”.

Das Kabarettarchiv Mainz schickt ein szenisches Programm anlässlich des 90. Geburtstags des legendären Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch auf Tournee, die  Theater Chawwerusch (Pfalz) und Chapiteau (Taunus) widmen ihre Tourneestücke kleinen Leuten, den Helden des Alltags. In Worms geht es bei den Nibelungenfestspielen sowie im Kulturzentrum um ganz unterschiedliche Blicke auf die Saga ums Rheingold und ihre teils zweifelhaften Heroen. Das Landesmuseum Mainz zeigt eine Ausstellung über den aufsässigen und die Reformation unterstützenden Ritter Franz von Sickingen; in Zweibrücken, Hambach und an anderer Stelle in der Pfalz wird an Siebenpfeiffer, Wirth und Co. erinnert, die Wortführer/Helden des Hambacher Demokratiefestes von 1832. 

So weit einige Beispiele aus dem Feld derer, die sich direkt mit dem Jahresmotto befassen. Daneben gehören zum Kultursommer teils seit vielen Jahren etliche örtliche oder regionale Festivals mit Besetzungen von Rang. In der Sparte Musik etwa von Anfang an das Mosel Musik Festival, das jetzt 30. Geburtstag feiert. Oder seit 15 Jahren das Mittelrhein Musik Festival, seit zehn Jahren das Gesangskunstfestival Rheinvokal im Norden des Landes und schon seit 1997 das pfälzische Festival Palatia Jazz. Verglichen damit ist das Festival „Gegen den Strom” ein Jungspund: Im vierten Jahr bespielt es nun das Lahntal vom Rhein bis in die hessische Nachbarschaft um Limburg mit einem mehrere Dutzend Veranstaltungen umfassenden Mischprogramm von Konzerten und Lesungen über Performences oder philosophische Vorträge bis zu einer Filmmusik-Reihe. Erheblich an Bedeutung gewonnen haben über die Jahre Literaturfestivals.

Das Krimifestival „Tatort Eifel” ist zu einem  Treffpunkt der deutschen Krimiszene avanciert; die 14. Westerwälder Literaturtage dehnen sich mit einer Vielzahl auch prominenter Autoren erstmals über drei Landkreise aus; die „Literarische Lese” Freinsheim hat sich als „Ort der Poesie” etabliert; und die Buchmesse Rheinland-Pfalz in Mainz wird nach erfolgreichem Start 2014 in diesem Jahr fortgesetzt.  

Schließlich haben auch Helden/Stars/Legenden aus Rock, Pop und Songwriter-Szene ihren Platz im Kultursommer. Beim KuSo-Start in Bitburg ist Albert Hammond Stargast; zur Eröffnung des Mainzer „Summer in the City” reist Mark Knopfler an, gefolgt von Al Jarreau, Dieter Thomas Kuhn, Anastacia, Hubert von Goisern und anderen. Unsere kleine Auswahl aus dem KuSo-Programm macht deutlich: Mag der Sommer in Rheinland-Pfalz werden wie er will – Langeweile sollte jedenfalls keine aufkommen.

Andreas Pecht


Das ganze Programm des Kultursommers Rheinland-Pfalz unter: >>www.kultursommer.de



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