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2015-03-31a Kommentar:

"Grüne Hölle Rock" gegen "Rock am Ring": Fans entscheiden das Festivalduell mit Herz und Füßen


Die Treue zur Tradition
des Lieberberg-Festivals


ape. Eifel. Lassen wir mal die aktuellen Differenzen innerhalb der Veranstalterschaft für das Festival „Grüne Hölle Rock” auf dem Nürburgring beiseite. Denn bei der Frage ob Absage oder nicht geht es um die Verteilung der Defizit-Last, die letztlich herrührt vom folgenden grundlegenden Umstand: Während Marek Lieberbergs Festival „Rock am Ring” in seinem 30. Jahr im Handumdrehen mit 80 000 Tickets ausverkauft war, sitzt die neue Konkurrenzveranstaltung nach erst verschlafenem Vorverkaufsstart, dann zähem Ticketabsatz noch immer auf etwa vier Fünfteln ihrer Karten. Heißt: Das Gros der Rockfans mag den Neuling partout nicht annehmen, pilgert lieber zum altvertrauten Festival – obwohl dieses durch den Umzug auf den Flughafen Mendig einige Veränderungen bisheriger Gewohnheiten mit sich bringt.

Solche „Sturheit” aufseiten des Publikums gibt neben den „Hölle”-Verantwortlichen auch Szenebeobachtern Rätsel auf. Denn bloß mit der Beliebtheit der Musikgruppen kann das Phänomen nicht zu tun haben: Das Aufgebot fällt beiderseits sehr attraktiv aus. Und manche Band, die heuer für das neue Festival am Nürburgring gebucht ist, trat in den Vorjahren an selbiger Stelle unter Lieberbergs Dach auf. Auch die jetzigen Querelen im „Hölle”-Lager um ein angeblich verfehltes Marketing-Konzept sind Streitereien um des Kaisers Bart, denn die Bewegungsströme Festival-begieriger Rockfans lassen sich durch Werbung ohnehin kaum steuern.

Ginge es nur darum, dass viele junge Leute den Eintritt für zwei musikalisch etwa gleichwertige Festivals an zwei aufeinander folgenden Wochenenden nicht aufbringen können, so müsste der Kartenverkauf sich etwa fifty:fifty auf beide verteilen. Tut er aber nicht. Schließlich wurde offenbar auch die Bedeutung der Ring-Location selbst für die Entscheidung der Festivalfeunde überschätzt. Das Kalkül „neues Festival an gewohntem Ort” ist nicht aufgegangen; stattdessen kann Lieberberg „sein” Publikum problemlos beim eifelanischen Ortswechsel mitnehmen.

Woran aber liegt es nun, dass – vor dem Hintergrund eines allgemein auf ständig Neues versessenen Zeitgeistes – ausgerechnet Teile der jüngeren Generationen dem alten Festival gegenüber einem neuen den Vorzug geben? Es bleibt nur diese erstaunliche Antwort: emotionale Bindung an eine über drei Jahrzehnte gewachsene, vertraute, Kult gewordene und von einer Alterskohorte an die nächste, bisweilen von Eltern an ihre Kinder weitergegebene Festivaltradition. Eine Tradition, die mit ihrer organisatorischen, musikqualitativen und atmosphärischen Beständigkeit an den Namen Lieberberg gebunden ist. So haben denn die südwestdeutschen Rockfreunde das Duell „Grüne Hölle Rock” gegen „Rock am Ring” nach der Devise entschieden: Warum zum Nachahmerprodukt greifen, wenn ich das bewährte Original haben kann.

Andreas Pecht

(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
01. April 2015)

Nachrichtlicher Nachtrag am 2. April 2015:
Alle Spekulationen sind nun beendet: Das Festival  "Grüne Hölle Rock" auf dem Nürburgring ist definitiv tot. DEAG und Ringbetreiber haben sich offenbar getrennt. Nach heutigen Pressemeldungen verlegt die DEAG das Festival unter dem neuen Namen "Rock im Revier" von der Eifelrennstrecke in die Arena auf Schalke.

                                    ***

Siehe zum obigen Thema auch zwei frühere Betrachtungen:

2014-11-25 Analyse: Duell der Festivalgiganten auf Eifelhöhen (hier).

2014-06-04 Anmerkungen:
Zum Stand im Falle "Rock am Ring"



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