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2014-04-19a Anmerkungen:

Zur Ukraine-Krise (geschrieben am 17. April 2014)

 

Die großen Mächte verdrehen Wahrheit und Recht nach Gusto
 

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In der Ukraine führte der erste von der Übergangsregierung in Kiew befohlene Militäreinsatz gegen die prorussischen Separatisten im Osten des Landes zum erwartbaren Ergebnis: Die Regierungseinheiten weigerten sich vorort zu schießen, kapitulierten, desertierten oder liefen über. Damit wissen wir nun im Umkehrschluss auch, warum seinerzeit Janukowitsch das reguläre ukrainische Militär nicht gegen die Maidan-Proteste zum Einsatz brachte: Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er nicht gekonnt, weil wohl ein  beträchtlicher Teil der Armee zumindest an der Basis zu einem Bruderkrieg gegen diese oder jene Gruppe der eigenen Bevölkerung nicht bereit scheint.

Was die große Politik in der Ukraine-Frage angeht: Die verlogene subversive Infiltrationspolitik der Putin-Regierung  ist genauso widerwärtig wie die gleiche amerikanische Politik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwa gegen  Linksregierungen in Mittel- und Südamerika oder die verlogenen Interventionen im Irak, in Afghanistan und zuletzt per Drohenenkrieg in diversen Teilen der Welt. Ich misstraue derzeit jedem Wort, das die Propagandisten beider Seiten über angebliche Fakten zur Lage in der Ukraine verkünden.

Und als nachgerade perfide empfinde ich die je nach Blockinteresse willkürlichen Rechtsauslegungen: Sagt die US-Regierung (und die deutsche nickt brav dazu), die Übergangsregierung in Kiew habe das Recht und die Pflicht auch mit militärischen Mitteln im Osten der Ukraine die Ordnung wiederherzustellen. Nach derselben Rechtsauslegung hätte man vordem auch der (gewählten!) Janukowitsch-Regierung das Recht und die Pflicht zugestehen müssen, während der Maidan-Unruhen die Ordnung wiederherzustellen. Eswird aus politisch-geostrategischen Gründen auf agitatorische Weise mit zweierlei Maß gemessen: Für Moskau waren die Maidan-Protestler vom Westen gesteuerte Putschisten und Faschisten; für den Westen sind jetzt die prorussischen Protestler in der Ost-Ukraine von Moskau gesteuerte Separatisten oder gar Terroristen.

Wie wir die westlichen und östlichen Geheimdienste kennen, steckt in beiden Aussagen ein Quantum Wahrheit. Denn die großen Mächte betreiben ein altbekanntes schmutziges Spiel mit den Sorgen und dem Unmut der örtlichen Bevölkerung. Die deutsche Öffentlichkeit hat ein gutes Gespür für diese Umstände und mag in ihrer Mehrheit deshalb partout nicht blindlings West-Partei ergreifen in einem dreckigen Block-Konflikt, der weder den Interessen des deutschen noch des ukrainischen Volkes dient. Die Verzweiflung mancher unserer Kommentatoren über diese Haltung ist mit Händen zu greifen; ihre Versuche, sie als egoistischen Unverstand zu erklären und/oder die Leute als quasi feindfreundliche "Putin-Versteher" zu  brandmarken, zeugen von ebenso verbissener wie hilfloser Lager-Borniertheit. Liebe Kollegen: Vorsicht vor dem Leim, auf dem viele von uns schon - embedded - beim Irak-Krieg klebten.
                                   
Andreas Pecht

                                          ***

Zum Thema siehe auch

2014-04-07 Anmerkungen:
Seltsame Sache: Putin-Partei verliert bei Wahl in Nowosibirks gegen russische "Kommunisten"


2014-03-06 Anmerkungen:
Zu einigen Aspekten der Ukraine/Krim-Krise


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