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2014-06-04 Anmerkungen:

Zum Stand des Falles "Rock am Ring"


ape. Nun gut, die neuen Herren des Nürburgrings von der Firma Capricorn haben sich bei der Trennung von Marek Lieberbergs "Rock am Ring" anscheinend mehr gedacht als ich zunächst vermutet hatte. Es bleibt bei der Einschätzung, dass das alteingesessene Originalfestival primär Spielball und  schließlich Opfer eines ökonomisch motivierten Gezerres um Profitanteile ist. Den jüngsten Verlautbarungen von Capricorn und ihrem neuen Kultureventpartner DEAG lässt sich allerdings entnehmen, dass man sich immerhin der Traditionsbedeutung des Festivals bewusst ist und deshalb, angeblich, an seinem Wesen im Prinzip erstmals gar nichts verändern will. Unter dem neuen Namen "Grüne Hölle" wollen die neuen Veranstalter das alte Lieberberg-Konzept ab 2015 zum gewohnten Termin (erstes Juni-Wochenende) einfach weiterführen.

Die Lage sieht jetzt so:
Am kommenden Wochenende findet "Rock am Ring" letztmals (zum 29. Mal) auf dem Nürburgring statt. Nächstes Jahr zieht das Lieberberg-Festival auf ein ehemaliges Militärgelände in Mönchengladbach um. Seinen Namen soll es wohl ebenso behalten wie seinen zeitgleichen bayerischen Lieberberg-Zwilling "Rock im Park".

Zum selben Termin geht dann 2015 am Nürburgring auch das Nachfolgefestival von Capricorn/DEAG unter dem Namen "Grüne Hölle" (= volkstümliche Bezeichnung für die Eifelrennstrecke) an den Start. Mehrfach haben die Veranstalter unterstrichen, dass es ein waschechtes Rockfestival wie sein Vorgänger werden soll.

Weil diesbezüglich die Skepsis gegenüber dem Gemischtwarenladen DEAG (Veranstalter nicht zuletzt von Musicals, Schlager- und Klassikevents) erwartbar sehr groß war, hat DEAG-Chef Schwenkow gestern bei einer Pressekonferenz auf dem Ring zwei alterfahrene Haudegen aus dem Rockkonzert- und Rockfestivalbusiness als Mitstreiter für die "Grüne Hölle" präsentiert: Ossy Hoppe und Stuart Galbraith. Diesem Gespann wäre durchaus zuzutrauen, dass es für die Centerstage des Festivals ein Line-up auf die Beine stellt, das dem gewohnten Aufgebot Lieberbergs kaum nachsteht.

Die Frage wird sein: Haben die Herrschaften alle auch begriffen, dass "Rock am Ring" kulturell stets mehr war als bloß bombastischer Aufmarsch einschlägiger Szenestars? Denn zwar wurde auf der Centerstage die Hauptspeise serviert, aber bekanntlich bemisst sich Wert und Charakter eines reizvollen Menues nicht minder nach den Vor- , Zwischen- und Nachspeisen. Will sagen: Das eigentliche Wesen von "Rock am Ring" resultierte 29 Jahre lang aus dem Nebeneinander massentauglicher Hauptakts und innovativer neuer Bands und Musiktrends aus jeweils aktuell mehr oder minder randständigen Nieschen der Rockszene nebst Nachbarschaft.

"Rock am Ring" war stets Abräumer, Trendsetter und musikalisches Experimentierfeld in einem. Kriegen Capricorn, DEAG, Hoppe und Galbraith das hin? Wollen sie das überhaupt? Oder geht es ihnen bloß um einen wohlfeilen rockigen Mainstream-Event? Das werden wir erst wissen, wenn sie ihr Grüne-Hölle-Programm 2015 vorlegen, über das bislang noch gar nichts zu hören war. Und erst nach der Saison 2015 werden wir auch wissen, ob die Festivalszene durch den Umbruch am Nürburgring eine Bereicherung erfährt oder ob sie zum Schlachtfeld für einen ruinösen ökonomischen Festival-Konkurrenzkrieg in Deutschland wird - aus dem am Ende als Sieger einer Monopolist  hervorgeht.       

Andreas Pecht

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