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2014-05-26b Jubiläum:

Mittelrheinisches Festival
der hohen Sangeskunst: RheinVokal

10. Ausgabe mit Konzerten von Bingen bis Rolandseck – SWR, Villa Musica und elf Kommunen im Verbund


ape. Die junge Dame, die diesen Artikel bildlich ziert, begleitet „RheinVokal” vom ersten Jahr an. Auf Programmheften und Plakaten ist sie seit Gründung des Festivals 2005 abgebildet, meist zusammen mit schöner Rheinlandschaft nebst historischem Gemäuer in selbiger. Sie als „Maskottchen” zu bezeichnen, dagegen sperrt sich die Feder indes. Die Schöne passt nicht zu spaßig aufgeplusterten Plüschkameraden oder zweckentfremdeten Tieren wie dem Kölner Geißbock. So hingebungsvoll im Gesang versunken, so lustvoll wohlige Töne von sich gebend, nennt man sie lieber Galionsfigur oder Muse – die mannigfachen Genuss verspricht.


Wir treffen zum Gespräch eine andere Frau, die ebenfalls von Anfang an dabei ist: Dr. Heidrun Miller, Geschäftsführerin des als gemeinnützige GmbH firmierenden Festivals. Sie hat ihr Büro in einem der schönsten spätbarocken Schlösser am Rhein zwischen Koblenz und Bonn: Schloss Engers, Domizil der Kammermusikakademie der rheinland-pfälzischen Landestiftung Villa Musica. Das ist kein Zufall, bildet doch die Villa Musica eine der drei Säulen von RheinVokal. Die Stiftung vertritt das Land Rheinland-Pfalz, das im Verbund mit den beiden anderen institutionellen Partnern, dem Südwestrundfunk (SWR) und einem Verein aus elf mittelrheinischen Kommunen, das Festival trägt.

Die jetzt 10. Ausgabe beginnt mit einem Konzert in der Abtei Rommersdorf unter dem sinnlichen Titel „Delirio amoroso” (27.6.). Das Liebesdelirium ist Thema einer Kantate von Georg Friedrich Händel, in der es um eine Frau geht, die liebestrunken dem Mannsobjekt ihrer Begierde in die Unterwelt folgt. Damit schlägt das Startkonzert auch eine Brücke zum diesjährigen Motto „Mit allen Sinnen” des Kultsommers Rheinland-Pfalz, der bei RheinVokal neben Lotto und der Initiative Region Mittelrhein als Förderer „mitsingt”.

Der Abend ist mit dem Ensemble Concerto Köln und dem Echo-gekürten Countertenor Valer Sabadus hochkarätig besetzt, was ebenfalls Tradition bei den Konzerten dieses Festivals ist. Womit wir bei der Konzeption wären, die 2004 in diversen Runden um den damaligen Kulturstaatssekretär Roland Härtel und den 2012 pensionierten SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann ausgebrütet wurde. Heidrun Miller skizziert den Ansatz: ein Spezialfestival, in dessen Zentrum der Gesang steht; qualitativ so hochwertig, dass die Konzerte von den Klassiksendern der ARD und ausländischen Rundfunkanstalten gesendet werden können. Und schließlich sollte das Festival im nördlichen Rheinland-Pfalz Orte zusammenbringen, die zuvor nie kulturell an einem Strang gezogen hatten.

Ich erinnere, dass RheinVokal zeitweise ein Politikum war – gedeutet als Härtels Konkurrenzgründung zu dem von seinem Amtsvorgänger, dem heutigen Koblenzer Oberbürgermeister Hofmann-Göttig, initiierten Mittelrhein Musik Festival (MMF). Heidrun Miller winkt ab als wolle sie sagen: Wenn da je was dran war, dann ist es Schnee von vorgestern. Aus ihrer Sicht tun sich beide Festivals nicht weh, vor allem wegen der Konzentration von RheinVokal auf ein Spektrum vom Chorwerk über Liederabende bis zum zeitgenössischen Stimm-Experiment. Auch reicht das Veranstaltungsgebiet im Unterschied zu MMF weit über das Unesco-Welterbe Mittelrhein hinaus, umfasst den geografischen Mittelrhein von Bingen bis vor die Tore Bonns. Sieben der elf Spielorte von RheinVokal liegen nördlich des Welterbegebiets oder wie Bad Ems und Montabaur seitlich außerhalb. „RheinVokal versteht sich als kultureller Baustein zur Identitätsstärkung der gesamten Region Mittelrhein”, sagt Miller.

Im Rückblick ließe sich hinzufügen: Mit RheinVokal begegnete die Landeskulturpolitik einer in den Kommunen nördlich von Koblenz Anfang des 21. Jahrhunderts verbreiteten Befürchtung, wegen des Entwicklungsfurors für das Welterbegebiet ins Hintertreffen zu geraten. Weshalb 2005 neben den drei Welterbegemeinden Bingen, Boppard, Koblenz vor allem Neuwied, Andernach, die VG Brohltal, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Bad Ems mit gesteigertem Interesse ins RheinVokal-Trägertrio eintraten. Die Ahr-Stadt ist inzwischen ausgeschieden, dafür sind Oberwesel. Montabaur, Bad Breisig und Remagen eingestiegen.

Wie in den Vorjahren gibt es auch im Sommer 2014 wieder 20 Konzerte an elf Orten (27.6. bis 24.8). Die Besucherzahl hat sich um 5000 pro Saison eingependelt. 15 Abende werden vom SWR aufgenommen, vereinzelt im Rahmen des ARD-Radiosommers deutschlandweit live übertragen, Mitschnitte bei einer RheinVokal Radiowoche im Herbst von SWR2 ausgestrahlt, und nicht wenige finden über den internationalen Programmaustausch den Weg in Radiosendungen rund um die Welt. Mit 430 000 Euro Budget ist das Festival ordentlich ausgestattet; 300 000 kommen zu ungefähr gleichen Teilen vom Trägertrio, den Rest steuern Sponsoren und Eintrittsgelder bei.

Neu ins Programm kamen 2013 Elemente des offenen Singens für erwachsene Freunde des Chorgesangs sowie für Kinderchöre aus der Region. 2014 sind Letztere am 29. Juni zum RheinVokal-Kinderfest mit Workshops nach Schloss Engers eingeladen. Den Erwachsenen steht am 13. Juli eine Begegnung mit Eric Whitacre ins Haus, jenem US-Dirigenten/Komponisten, der via Internet tausende von Sangesfreunden in aller Welt zu einem virtuellen Chor vereinte. Den Tag über werden bei Workshops aus ganz Deutschland angemeldete Teilnehmer unter seiner Anleitung Werke von ihm einstudieren. Am Abend stellt dieser Projektchor gemeinsam mit Whitacres eigenem Vokalensemble die Ergebnisse bei einem Konzert in der Rhein-Mosel-Halle Koblenz vor.

Was noch bei RheinVokal 2014? Countertenor Andreas Scholl kommt (2.7.), Bariton André Schuen ebenfalls (12.7.), auch Bass Peter Koolj (26.7.) oder Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller (7.8.).  Das Sangesquartett Theatre of Voices trifft u.a. auf Werke von Arvo Pärt (20.7.), das SWR Vokalensemble auf die SWR Bigband (1.8.). Mezzosopranistin Olivia Vermeulen reist mit der Berliner Lautten Compagnie an (2.8.), La Compagnia del Madrigale vereint zwei italienische Spitzenensemble (3.8.), das Ensemble Stile antico singt sich durch 200 Jahre höfischer Musik....

Das ganze Programm unter: >>www.rheinvokal.de      

Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
22. Woche im Mai 2014)


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