Thema Musik
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2014-05-12 Konzertbesprechung:

 

Zwei klassische Giganten zum Saisonabschluss


Beethovens 5. Klavierkonzert und Bruckners 7. Sinfonie beim 10. Anrechtskonzert des Musik-Institut Koblenz
 


ape. Koblenz.
Die Rhein-Mosel-Halle komplett ausverkauft, wie zu erwarten bei diesem Programm für das 10. Anrechtskonzert des Koblenzer Musik-Instituts zum Saisonschluss: Ludwig van Beethovens 5. Klavierkonzert und die 7. Sinfonie von Anton Bruckner. Zwei Giganten, von denen viele Klassikfreunde den einen oder den anderen zu ihren Lieblingen zählen, selten beide. Auch über diesem Abend hing unausgesprochen die Frage: Wer gewinnt die Herzen eher, das Stück Beethovens von 1809 oder das Bruckners von 1883?                                          


Für den Pianisten Herbert Schuch und die Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin ist das Klavierkonzert die Neuauflage einer Begegnung anno 2007 in Vallendar. Das fünfte hatte dort einen Marathon mit sämtlichen Beethoven'schen Klavierkonzerten gekrönt. In schönster Erinnerung ist, wie der damals 28-jährige Solist mit einer schier unfassbaren Unbekümmertheit, Frische und Entdeckerfreude die Werke hören ließ, als seien sie eben erst komponiert. Nun, sieben Jahre Reifung weiter, hat Stürmen und Drängen einer Art wohlüberlegtem Forschen Platz gemacht.

Es ist, als sitze Schuch mit der Fragestellung am Flügel: Wollen mal sehen, lieber Ludwig, welche Wunder du noch in diesem Werk verbirgst? Eines davon führt er mit Hilfe seiner außerordentlichen Fertigkeit vor Ohren, trennscharf jede Hand als unabhängiges Musizierwerkzeug zu benutzen. Schließe nur die Augen, gleich hörst du zwei eigenständige Klavierpartien – und erlebst in seltener Deutlichkeit die Binnenkorrespondenz zwischen den Klavierstimmen, die Beethoven in die Hauptkorrespondenz zwischen Solist und Orchester eingewoben hat.

Besonders interessant in Koblenz: Schuch und Raiskin sind beeinander, aber sie sind erkennbar nicht immer einer Meinung. Daraus entwickelt sich ein im besten Sinne spannendes Wechselspiel zweier Kreativer, bei dem der eine Interpretationsvorschläge des anderen aufgreift und auskostet. Mal scheint im Piano – völlig zurecht – ungewohnte Humorigkeit auf, die das Dirigat als fast tänzerische Manier aufs Orchester überträgt. Oder Raiskin geht das Adagio derart langsam an, dass einem erst Angst und Bange wird, wie Schuch das ohne schmalzige Überdehnungen durchstehen soll. Doch siehe: Der Vorschlag des Dirigenten motiviert den Solisten zu unverkünstelter, ehrlicher Inbrunst. Beethovens fünftes Klavierkonzert als Überraschungspaket: wunderbar.

Über Bruckners 7. Sinfonie haben viele prominente Münder höchste Weihen gesprochen. Der große Musikkritiker Joachim Kaiser meinte über das Adagio, es „gehört zu den Heiligtümern der Musik”. Weshalb ich mit Schelte rechne für das Eingeständnis, bei diesem Werk keine oder kaum Herzensrührung zu verspüren. Mir kommen vor allem die ersten beiden Sätze zu langatmig, zu unklar, zu überladen mit weitläufig mäanderndem Sinnen zwischen immer neuen Klanggebirgen vor; vielleicht bleibt mir einfach die Denk- und Fühlart Bruckners verschlossen.

An der Realisation durch die um Mitglieder des Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz verstärkte Rheinische liegt es nicht. Da gibt es zwar ein paar Unpässlichkeiten, aber in toto werden der erste und zweite Satz sehr ordentlich musiziert, fallen vor allem die Pathospassagen angemessen prächtig aus. Doch wie wandelt sich das Bild im dritten und vierten Satz, wo Bruckner die Wirkmacht von Rhythmus, zeitlicher Konzentration und dramaturgischen Bögen zu entdecken scheint: Das Orchester explodiert förmlich, aus ordentlichem Musizieren wird inspiriertes, teils hinreißendes Gestalten.

Wer also, Beethoven oder Bruckner? Das Publikum wird sich darüber wohl nie vollends einig werden. Gemeinsamer Nenner dürfte indes sein: Eine spannende Saison wurde mit einem spannenden Konzert würdig beendet.    
                                                                                     Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 12. Mai 2014)


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